Umweltkonzept für den Verkehr: Grüne Brücken statt graue Pisten

Kein Bau neuer Asphaltschneisen: Die völlige Neuausrichtung des Straßenbaus in Schleswig-Holstein fordert der Umweltverband BUND kurz vor der Wahl.

Gefahrlos über die Straße: Grünbrücken über Autobahnen schützen Tiere und Menschen gleichermaßen vor Zusammenstößen. Bild: dpa

HAMBURG taz| Eine Umkehr in der Verkehrspolitik in Schleswig-Holstein hat der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) gefordert. 20 Vorhaben zum Bau von Autobahnen und Fernstraßen mit einem Finanzvolumen von 1,64 Milliarden Euro sollten gestrichen werden, erklärte der Umweltverband am Dienstag in Kiel, weil sie „besonders umweltkritisch“ seien. „Leere Haushaltskassen, der ungebremste Flächenfraß und die Folgen des Klimawandels zwingen zu einem Kurswechsel bei den Fernstraßeninvestitionen“, sagte die Landesvorsitzende Sybille Macht-Baumgarten.

Das Land müsse umsteuern, weg vom teuren Straßenneubau und hin zur Erhaltung des Straßennetzes und zu kostengünstigen, umweltverträglichen Lösungen. Auf Projekte wie den Weiterbau der Autobahn A 20 bis nach Niedersachsen (siehe Kasten) müsse verzichtet werden. Ebenfalls auf der Streichliste des BUND stehen die Ostumfahrung Hamburgs im Zuge der A 21, weitere Ausbauten mehrerer Bundesstraßen sowie zahlreiche Ortsumgehungen.

Stattdessen sollte Geld umgeschichtet werden in den Ausbau des Schienennetzes. Dazu gehöre der Ausbau der Jütland-Route von Hamburg über Flensburg nach Dänemark, aber auch kleinere Maßnahmen wie der Ausbau der Bahnstrecke von Bad Oldesloe nach Neumünster, fordert der BUND. Die Optimierung der bestehenden Strecken und ein verbessertes Verkehrsmanagement sollen einhergehen mit „der ersatzlosen Streichung nicht finanzierbarer Wunschprojekte“, heißt es in dem 13-seitigen Konzept, das der Umweltverband sechs Wochen vor der Landtagswahl vorlegte.

Die Liste der Verkehrsprojekte, auf die sich die norddeutschen Länder im Grundsatz verständigt haben:

Die größten Projekte: Die Querung des Fehmarnbelt samt Ausbau von Schienen und Straßen zwischen Fehmarn und Hamburg. Dazu die Y-Bahntrasse von Hamburg und Bremen nach Hannover durch die Lüneburger Heide.

Die kleineren Vorhaben: Weiterbau der Autobahn A 20 von Lübeck bis Bremen mit Elbtunnel westlich von Hamburg bei Stade sowie der Bau der A 21 von Bargteheide nach Lüneburg mit Elbquerung östlich von Hamburg bei Geesthacht.

Dafür fordert er die vordringliche Errichtung von Grünbrücken über Autobahnen. Nach dem Bundesprogramm „Wiedervernetzung von Lebensräumen“ sind in Schleswig-Holstein sieben solcher Brücken geplant, die Tieren das gefahrlose Queren der Autoschneisen ermöglichen. Im Bau ist jedoch nur eine über der A 24 Hamburg – Berlin bei Gudow an der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern. Drei der sechs weiteren sollen aus Spargründen gestrichen werden, moniert der BUND. Stattdessen fordert er die zügige Fertigstellung aller sieben Projekte sowie die Planung von zehn weiteren Grünbrücken.

Vor einem Monat hatte das Bundesumweltministerium für 180 Millionen Euro „Querungshilfen“ an 93 weiteren Autobahnabschnitten in Deutschland in Aussicht gestellt. Sie sollten „an den wichtigsten Wanderstrecken der Wildtiere“ entstehen, um „Naturschutz und Verkehrssicherheit“ zu fördern.

Die Grünen im Landtag erklärten, das Konzept zu unterstützen. Darüber hinaus müsse der Güterverkehr weg von den Straßen und hin zu Schienen und Schiffen Vorrang haben, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion, Andreas Tietze. Auch beim Personenverkehr müssten umweltverträgliche Alternativen gefördert werden.

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