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Kolumne Press-SchlagDie können sich alle warm anziehen

Kolumne
von Klaus Bittermann

Die Titelverteidigung von Borussia Dortmund ist das Ergebnis einer modernen, schnellen Spielweise. Damit wird die Mannschaft die Dominanz des FC Bayern brechen.

Kein Tor, kein Titel: Trotz Starspielern fällt Bayern gegen Dortmund nichts ein. Bild: reuters

M eister. Bereits zum dritten Mal ist ihnen die Titelverteidigung gelungen, aber diesmal ist es mehr als nur eine kurzfristige Konkurrenz zu den Bayern. Uli Hoeneß versucht das noch herunterzuspielen und meint, man müsse sich zwar schon ein bisschen warm anziehen, aber nicht sehr, denn die Dortmunder hätten im Unterschied zu den Bayern keine wirklichen Weltklassespieler.

Nach vier Pleiten in Serie gegen den BVB hört sich das wenig überzeugend an. Hoeneß dürfte sich zudem ärgern, dass die großen Talente zu Dortmund gehen, jedenfalls wenn sie ein wenig Grips haben. Entscheidend ist, dass Dortmund in der Lage ist, wichtigen Spieler wie Sahin zu ersetzen, zentrale Figur der letzten Meisterschaft, oder diese Saison Götze, der lange ausfiel. Und das liegt an Klopp, der weit mehr als ein Motivator ist und der dieser Truppe einen bestimmten Spielstil vermittelt hat.

Man kann sich darüber streiten, welchen Einfluss ein Trainer auf eine Mannschaft hat. Jupp Heynckes beispielsweise hat in den neunziger Jahren mit Eintracht Frankfurt die damals beste europäische Vereinsmannschaft zerstört.

KLAUS BITTERMANN ist Autor der taz.

Und ich behaupte, dass Real Madrid die Champions-League auch ohne Heynckes gewonnen hätte. Klopp aber hat durch kluge und anfänglich durchaus unpopuläre Personalentscheidungen eine junge Mannschaft geformt, die die Dominanz der Bayern im deutschen Fußball brechen wird.

Bayern spielt Fußball von gestern

Wer das Spiel der Bayern gegen Real Madrid gesehen hat, hat den Fußball von gestern gesehen. Weltklassespieler im Sinne von Hoeneß versuchten sich in Einzelaktionen durchzusetzen, ein richtiges Zusammenspiel fand nicht statt, mehr taktisches Ballgeschiebe und überharte Zweikämpfe. Schön war das nicht anzusehen. Solche Mannschaften sind im Prinzip leicht auszurechnen, und wenn man es versteht, Robben und Ribéry lahmzulegen, dann funktioniert das ganze Spiel nicht mehr.

Dortmunds Spielweise besteht im fast körperlosen und fast ohne Zweikämpfe auskommenden Kombinationsfußball, in dem der Ball hin und her flippert, bis plötzlich ein Schwarzgelber allein vor dem Tor steht. Diese moderne, schnelle Spielweise ist häufig beschrieben worden.

Sie erfordert junge lauffreudige Spieler, die vor allem die Technik haben, Bälle anzunehmen und präzise weiterzuleiten. Es ist die Spielweise Barcelonas, nur risikofreudiger und weniger auf Spieldominanz ausgerichtet. Und deshalb wird Dortmund auch in der nächsten Saison Meister, und Europa wird sich warm anziehen müssen.

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7 Kommentare

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  • S
    schusch

    Also so weit, dass die damalige Eintracht besser als Capellos Milan, Cruyffs Barca oder Ajax war, bin selbst ich als glühender Eintracht-Tifoso nicht gekommen. ;-)

     

    Heynckes war der Sargnagel für diese großartige Mannschaft, die damals aber schon über ihren Zenit hinaus war. Er wurde ja geholt, damit "die Uhren anders gehen". Das hat er ja geschafft. Irgendwie.

  • M
    michikress

    Seit ca. 2,5 jahren spielt Borussia Dortmund wohl den erfrischensten und (National) erfolgreichsten Fußball.

    Spieler wir Hummels, Schmelzer, Bender, Kagawa, Lewandowski, Götze und Bald auch Reuss (diesen Spielern die technischen und spielerischen Qualitäten abzusprechen halt ich nun mal für pure Ahnungslosigkeit) werden es den Bayern und auch anderen Vereinen schwer machen den Titel auch im nächsten Jahr zu gewinnen.

    Billig ist nur der immer wieder auftretende Hinweis "aber CL können die nicht". Ich glaub das wissen alle in Dortmund. Jetzt noch schnell die 2 Millionen von Uli H. zitieren und die fast Pleite dann hat man drei "tolle" Gründe um Kritik anzubringen.

    Meines wissens gab es in den letzten Jahren keine Bundesligamannschaft die so einen tollen, schnellen und inteligenten Fußball gespielt hat wir der BVB.

    Aber natürlich kann ich die Angst der Bayern und Schalker verstehen. Da wird mit deren Art Fußball zu spielen kein Pott und keine Schale zu gewinnen sein. Also bis zum 12.Mai.....

  • B
    Bixente

    Hmm, ich weiß gar nicht ob ich das alles hier wirklich scharf kritisieren soll...

    Man merkt vom ersten Satz an, dass der Autor sich nicht wirklich intensiv mit Fußball beschäftigt. Ist das die Sportabteilung der TAZ ???

    Naja wurst, selten sowas schwachsinniges gelesen.

    Bayern besiegt Real (übrigens neben Levante und Barca erst die dritte Manschaft in dieser Saison, und das wird dann als antiquierter Fußball dargestellt...

    Dortmund mit Barca zu vergleichen ... oh man ... der eine Stil ist Pressing und der andere vollkommen auf Ballbesitz aufgebaut ( übrigens genauso wie beim deutschen FCB)

    Eigentlich mag ich die TAZ, aber das ist unfassbar schlecht und ahnungslos...

  • J
    jajaja

    selten so einen unsinn gelesen:

     

    "Dortmunds Spielweise besteht im fast körperlosen und fast ohne Zweikämpfe auskommenden Kombinationsfußball, in dem der Ball hin und her flippert, bis plötzlich ein Schwarzgelber allein vor dem Tor steht."

     

    ein typisches beispiel für das realitätsresistente wunschdenken und nachgeplapper im sportjournalismus.

     

    wer nur einmal die augen aufmacht, müßte sehen:

     

    dortmunds spielweise besteht in hochenergiefußball mit viel lauf- und körpereinsatz. die technische und spielerische qualität der mannschaft ist bestenfalls oberer durchschnitt.

    der BVB ist verdient meister geworden, weil keine andere mannschaft in der bundesliga ein ähnliches engagement gezeigt hat. aber ein kleiner motivationsdurchhänger und ein quäntchen selbstzweifel – und schon würden diese angeblich so modernen tikitakafußballer gegen die weltklassespieler "von gestern" des FCB mit pauken und trompeten untergehen.

     

    bei aller liebe: wer im allgemeinen bienemajagrößenwahn aus dem BVB einen neuen fc barcelona macht, tut dem fußball hierzulande keinen gefallen.

     

    ich würde gerne erleben, wie viele leute für den (zugegebenermaßen zweifelhaften, aber möglichen!) fall, daß bayern die championsleague gewinnt, noch von "wachablösung" und "fußball von gestern" schwadronieren.

     

    ich erinnere daran, wie nahe bei van gaal vergötterung und verteufelung lagen. wenn nächstes jahr der fcb wieder ganz oben steht, werden alle ganz anders reden.

     

    warten wir die nächste (championsleague-)saison ab! vielleicht verliert barça dortmund dann auch nicht ganz so hoch gegen mannschaften des recht mittelprächtigen niveaus von olympique marseille.

     

    also: glückwunsch an dortmund zur meisterschaft! aber auch wenn ein starker konkurrent für den fc bayern der bundesliga guttäte: bleibt auf dem teppich, liebe tazler, und fallt nicht nur aus romantisch-linker liebe zum kollektiv auf klopps kumpelkitsch rein.

  • N
    Neonrotgruen

    Bittermann-Bayern-Bashing!

    Wie bitter - man!

  • VK
    Volker Kauder

    Genau - und weil sie seit zwei Jahren so tollen Fußball spielen haben sie die Bundesliga in Europa so hervorragend vertreten!

     

    Die haben sogar einmal zu Hause einem gigantischen griechischen Weltverein gezeigt wo der Hammer hängt :)

  • S
    seoul

    Genauso wird es kommen. Na klar, die Bayern wollen das alles nicht wahr haBEN: