Mord an einer Korrespondentin in Mexiko: Ein Land in Zersetzung
Schon wieder wurde in Mexiko eine kritische Journalistin ermordet. Menschenrechtsorganisationen fordern lückenlose Aufklärung. Die ist auch diesmal nicht zu erwarten.
Seit die Journalistin Regina Martínez letztes Wochenende erdrosselt in ihrer Wohnung aufgefunden wurde, ist die Debatte um die Sicherheit von Medienschaffenden in Mexiko wieder neu entflammt.
Auf Demonstrationen forderten Menschenrechtsorganisationen eine lückenlose Aufklärung des Falles, die Abgeordneten des Bundesstaates Veracruz legten am Mittwoch im Parlament eine Schweigeminute ein. Allein in Veracruz sind im vergangenen Jahr drei weitere JournalistInnen getötet worden. Sie alle hatten über die Mafia und ihre Verbindungen zu Politik, Wirtschaft oder Sicherheitskräften berichtet.
Martínez arbeitete als Korrespondentin des renommierten Wochenmagazins Proceso, das sich ausführlich mit dem „Drogenkrieg“ beschäftigt. Auch sie schrieb über die Machenschaften von Kriminellen, korrupten Politikern und gewalttätigen Soldaten.
So berichtete Martínez am Tag vor ihrem Tod über die Festnahme von neun Polizisten, die mit dem organisierten Verbrechen zusammengearbeitet haben sollen. Ihre Heimat Veracruz hat sich in den letzten Jahren zu einem der vielen Schauplätze der Kämpfe zwischen Kartellen und Sicherheitskräften entwickelt.
Der Mord sei leider typisch für ein Land, das sich in der Zersetzung befände und in dem solche Aktionen nicht die Ausnahme, sondern die Regel seien, erklärte die Proceso-Redaktion. In Mexiko sind seit dem Jahr 2000 mindestens 80 PressevertreterInnen ermordet worden.
Da nur selten ernsthaft ermittelt wird, sind die Täter in den meisten Fällen unbekannt. Insgesamt bleiben in Mexiko 95 bis 98 Prozent der Verbrechen straflos. Der Gouverneur von Veracruz, Javier Duarte de Ochoa, ließ wissen, man werde im Fall Martínez bis zu den letzten Konsequenzen ermitteln. Bei Proceso ist man jedoch skeptisch: „Das glauben wir nicht.“