piwik no script img

Konflikt Türkei-SyrienFlugzeug war doch über Syrien

Die Türkei bestätigt, dass sich das abgeschossene Flugzeug doch kurzzeitig im syrischen Luftraum befand. Das Wrack soll inzwischen geortet worden sein.

Ist hoffentlich nur auf dem Weg zu einem Übungsflug im internationalen Luftraum: Türkischer Pilot salutiert vor dem Abflug. Bild: dapd

ANKARA dapd | Nach dem Abschuss eines türkischen Kampfjets durch Syrien soll sich auf Wunsch der Regierung in Ankara die Nato mit dem Zwischenfall befassen. Der Nordatlantikrat des Militärbündnisses werde am Dienstag in Brüssel zu einer Sondersitzung zusammenkommen, teilte Nato-Sprecherin Oana Lungescu am Sonntag mit.

Die türkische Regierung, einer der schärfsten Kritiker des Regimes von Präsident Baschar Assad, übermittelte eine offizielle Protestnote an Syrien. Außenminister Ahmet Davutoglu betonte am Sonntag, dass das Flugzeug nicht auf einer Spionagemission gewesen sei. Es habe sich lediglich um einen Übungsflug gehandelt, um die Möglichkeiten der türkischen Radarüberwachung zu testen.

Er gestand ein, dass die Maschine versehentlich für kurze Zeit durch syrischen Luftraum geflogen sei. Sie sei aber bereits mehr als einen Kilometer innerhalb des internationalen Luftraums gewesen, als sie am Freitag getroffen wurde, sagte Davutoglu.

Die amtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, das Wrack des RF-4E-Aufklärungsflugzeugs sei am Sonntag im Mittelmeer in 1.300 Meter Tiefe geortet worden. Von offizieller Seite wurde das zunächst nicht bestätigt. Die beiden Piloten wurden weiterhin vermisst.

Internationale Kritik an Syrien

Der Abschuss des türkischen Flugzeugs, den Syrien als Versehen bezeichnete, wurde international scharf kritisiert. „Die Vereinigten Staaten verurteilen diese dreiste und inakzeptable Tat aufs Schärfste“, sagte US-Außenministerin Hillary Clinton am Sonntag. „Sie spiegelt einmal mehr die kaltschnäuzige Missachtung internationaler Normen, menschlichen Lebens, des Friedens und der Sicherheit durch die syrischen Behörden wider.“

Ebenso wie Clinton stellte auch der britische Außenminister William Hague eine Einschaltung des UN-Sicherheitsrats in Aussicht. „Dieser ungeheuerliche Vorgang unterstreicht, wie weit sich das syrische Regime von akzeptiertem Verhalten entfernt hat, und ich verurteile das rückhaltlos“, sagte Hague.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
  • W
    wolfgm

    Eigentlich zeigt es doch nur wie jetzt seitens der Nato weiter verfahren werden soll.Es geht darum Syrien weiter zu provozieren damit der Bündnisfall eintritt.Standard Vorgehen der Nato und des kriminellen Militärs.Dieser Krieg und der gesamten Destabilisierung des nahen Ostens haben wir den westlichen Kriegstreibern zu verdanken.

     

    Und nicht zu vergessen aus

     

    http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58352

     

    Newsletter vom 19.06.2012 - Schmuggelkontrolleure

     

    DAMASKUS/BERLIN (Eigener Bericht) - Ein beträchtlicher Teil des

    Waffenschmuggels an die Aufständischen in Syrien vollzieht sich unter

    den Augen der deutschen Marine. Dies geht aus einer Vielzahl aktueller

    Berichte hervor. Demnach werden syrische Rebellenmilizen in großem

    Maßstab auf dem Seewege mit Kriegsmaterial versorgt;

    Hauptumschlagplatz ist die libanesische Hafenstadt Tripoli. Schiffe

    der deutschen Marine kontrollieren die libanesischen Küstengewässer im

    Rahmen der Vereinten Nationen (UNIFIL) - offiziell mit dem Ziel,

    Waffenschmuggel zu unterbinden. Die Einheiten, denen am gestrigen

    Montag der Berliner Verteidigungsminister einen Besuch abstattete,

    errichten zudem in Tripoli, einem Drehkreuz auch für salafistische

    Kämpfer vom Hindukusch, eine Radaranlage zur Küstenkontrolle. Laut

    renommierten Journalisten haben die Waffenlieferungen an die Rebellen

    seit dem Waffenstillstand im April Rekordhöhe erreicht. Mit den Waffen

    kontrollieren die aufständischen Milizen mittlerweile ein umfassendes

    Gebiet in Syrien, das sie als Rückzugsort nutzen und in dem sie einen

    "Parallelstaat" unterhalten. Große Teile der innersyrischen Opposition

    lehnen die militärischen Operationen der oft islamistisch orientierten

    Aufständischen ab, da sie die Eskalation konfessioneller Gewalt

    fürchten. Das Massaker von Hula bekräftigt ihre Sorge.

     

    mehr

    http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58352

     

     

    Das wird wohl näher an der Wahrheit liegen

    mfg

    wolfgm

  • N
    Neo

    @Karl Sonnenschein

     

    Na dann schauen Sie sich mal an, wie oft Kriechenland-Luftwaffe, nur allein dieses Jahr, den türkischen Luftraum verletzt hat, scheint wohl kriechisches Hobby zu sein, türkischen Luftraum zu verletzen oder türkische Flugzeuge in türkischem Luftraum mit dem Radar zu erfassen:

     

    http://www.tsk.tr/11_haberler_olaylar/11_2_hava_ihlalleri/hava_sahasi_ihlalleri_2012.htm

  • B
    Beobachter

    "„Sie spiegelt einmal mehr die kaltschnäuzige Missachtung internationaler Normen, menschlichen Lebens, des Friedens und der Sicherheit durch die syrischen Behörden wider."

     

    Wenn man in Klammern "syrisch" durch "US-amerikanisch" und "israelisch" ergänzt, dann stimme ich Frau Clinton zu, ansonsten:

     

    Wenn es nicht so bitter ernst wäre, könnte man meinen, dass man es hier mit Realsatire zu tun hat.....

  • A
    Ant-iPod

    Schade um die beiden Piloten - sie und ihre Familien haben mein Mitgefühl.

     

    Was auch immer hinter diesem Zwischenfall steckt, so sollten wir nicht so tun, als sei dies ein Casus Belli.

    Alle wissen, dass dies nicht gegeben ist - auch wenn die Rethorik anderes vermuten lässt.

     

    Was immer man von Assad und seiner Regierung halten mag, so hat sie sich sogleich entschuldigt.

    Bei aller sonstigen Kritik, war dies wenigstens anständig.

     

    Was mich aber verwundert ist folgendes:

    Bei uns gibt es so genannte "Alarmrotten" - das sind zwei Flugzeuge, welche innerhalb von Minuten aufsteigen und nicht identifizierte Eindringlinge in unseren Luftraum abfangen, um dessen Identität zu prüfen und ihn ggf. zum Landen zu bringen.

    Bevor hier jemand schießt, gibt es eine ganze Leiter mit Eskalationsstufen.

     

    Da ich den Syrern grundsätzlich dieselbe Intelligenz zugestehe wie uns, frage ich mich, warum es zu diesem Abschuss kam.

     

    Bevor dies nicht nachvollziehbar beantwortet ist, fände ich es gut, wenn wir vorschnelle Urteile unterließen.

  • M
    manfred (60)

    @ holzmichl

     

    Ich fürchte, am Ende werden auch die Russen wieder mal das Maul halten und die Chinesen interessiert eh nur, ob die Kasse stimmt.

  • AM
    Abdull Meier

    Hallam !

     

    Die Türkischen Gebirge im Grenzgebiet zu Syrien bieten genügend Möglichkeiten um Syrien Auszuspionieren, inklusieve Luftbilder .

    Und ,Besitzt die Türkei keine Dronen ?

     

    Küsse ,Dein Offizier !

  • KS
    Karl Sonnenschein

    Luftraumverleztungen scheinen ein Hobby der tuerkischen Luftwaffe zu sein.

     

    Siehe hierzu Griechische Luftstreitkräfte - Geschichte:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Griechische_Luftstreitkr%C3%A4fte#Geschichte

  • K
    Kommentator

    Hillary Clinton bemängelt "die kaltschnäuzige Missachtung internationaler Normen, menschlichen Lebens, des Friedens und der Sicherheit". Ich finde da sollte sie erstmal vor der eigenen Haustür fegen.

  • H
    holzmichl

    Wenn ich mir die Nachrichten hierzulande gerade anhöre, dann gewinne ich den Eindruck, dass dieser Zwischenfall allein die Schuld Syriens ist.

    Beim Interview im DLF eben kam der Moderator überhaupt nicht auf die Idee, den Korrespondenten zu fragen, warum die Maschine überhaupt in syrischen Territorium geraten war und. Außerdem kann es doch nur eine Provokation sein, wenn man weiß, dass das Nachbarland im Krieg ist, dass man dann ein Militärflugzeug startet und es in den Luftraum des Landes "schickt". Dass "DIE" dann nervös reagieren dürfte klar sein.

    Guter Schachzug, Türkei! Der Bündnisfall ruft und ein Eingreifen ist nun gerechtfertigt. Mal sehen, wie die Russen darauf reagieren...

  • O
    o_j

    „Sie spiegelt einmal mehr die kaltschnäuzige Missachtung internationaler Normen, menschlichen Lebens, des Friedens und der Sicherheit durch die syrischen Behörden wider.“

     

    Falsch, Frau Clinton! Diese Äußerung ist eines unter unzähligen Beispielen für kaltschnäuzige Missachtung menschlichen Lebens, des Friedens und der Sicherheit durch die Sie, ihrer US Behörden, ihrer machtgeilen Puppenspieler und Co. Euch juckt der Finger, endlich abdrücken zu dürfen und die Welt ins Chaos zu stürzen.

     

    Wir sind zwar entmachtet aber nicht dumm.