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Liebe Frau Ines Kappert
Sie schreiben wahrheits getaeue Artikel in die taz.de
Jedes Wort, jeder Satz stimmt.Aber das koennen nur Menschen verstehen die auch hier in Egipten im Sinai Leben und Familie haben.
Vor irgendeiem Computer zu sitzen und zu kritisieren das ist eifach ,
Aber hier mit all den ExistenzAegsten.,,
Das ist jeden Tag eine neue Herausforderung ans Leben,
Mit der Hoffnung bald wieder einmal ein normales Egyptisch-Schweizerisches Leben fuehern zu koennen.
Schreiben sie weiterhin so gute Artikel!!
Mit freundlichen Gruessen aus Egypten
Moni Hari
Hä, was will die Verfasserin des Artikels eigentlich für einen Wahnsinn zum Besten bringen? Weil Zeitungen von Terrorristen auf dem Sinai berichten, seien sie Mitschuld am möglichen Untergang des Sinai, weil die Touristen wegbleiben? Also auf Bürger, folge dem Rat der Autorin: ab in den Sinai. Erfülle Deine Bürgerpflicht, verbringe Deinen Urlaub am Roten Meer, wandere durch die Wüste und lass Dir kurz vorm Heimflug vor irgendeiner Kamera den Kopf mit einem Taschenmesser abschneiden!
Habe dieses Kleinod linker Welterklärungsversuche erst jetzt entdeckt. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man über die Exzesse bessermenschlicher Schuldkomplexe in lautes Lachen ausbrechen. Noch ein Tipp, Frau Kappert: Ich habe mich zwar nie aufgrund von Terrorwarnungen von Reisen nach Ägypten abhalten lassen (und damit meine ich keine Enklaven dickbäuchiger Europäer), doch weise ich Sie darauf hin, dass der Tourismus und der angeblich damit einhergehende Sittenverfall (in widerwärtiger Selbstgerechtigkeit sind Islamisten großartig) zu den Terrorbegründungen gehörte. Erinnern Sie sich noch an das Massaker von Luxor? Erinnern Sie sich noch an den Anschlag von Dahab (liegt übrigens im Süden des Sinai)?
Terror fördert der Westen durch andere Dinge: Derzeit in erster Linie durch Bewaffnung von Dschihadisten in Syrien und die besten Beziehungen zu ultra-islamistischen Regimen wie Saudi-Arbien.
"Der Westen als Terrorhelfer"
Wer bei jeder Gelegenheit Schuldgefühle entwickelt, hat ein behandlungsbedürftiges Problem und sollte zum Psychiater gehen.
Liebe Ines Kappert,
es steht Ihnen und Ihrer Familie doch völlig frei, im Sinai Urlaub zu machen.
Was Sie allerdings mit Ihrem Schlußsatz: "Eine ökonomische Perspektive, die Traditionen integriert, ist die beste Waffe gegen Terror." meinten, war mir zunächst nicht deutlich.
Was sind denn die "Traditionen"? Der "liberale" Süden? Der dschihadistische Norden?
Und vor allem. Wer ist denn Ihrer Meinung nach "für eine ökonomische Perspektive" aktiv mitverantwortlich?
Beim Forschen nach dem Sinn ihres Aufsatzes komme ich wieder oben bei der Überschrift an und da ist mir plötzlich bombenklar, was ich suchte: "Der Westen als Terrorhelfer"
Jetzt verstand ich. Terrorverstehen kann so einfach sein.
so ist es,
liebe ines kappert,
und von dahab aus kann man nicht nur in die wüste wandern, sondern auch mit dem brett auf dem wasser toben. ein klasse revier: in lee der sandbank das speedy zum heizen, draußen hinter dem napoleonriff die welle zum spielen. wenn keiner mehr kommt, verlieren nicht nur ibrahim, mustafa, said und mohammed ihren job, sondern die surfcenter mit dem klasse equipment packen ein. und wo soll ich dann hin? in griechenland - auch ein schönes land mit netten leuten, das man besuchen und besegeln sollte - ist ja nur wind von juni bis august.
Es gibt immer mehr Autos in Deutschland, aber es wird nicht mehr gefahren – gut so. Allerdings sind auch parkende Fahrgeräte eine Plage.
Kommentar Terror im Sinai: Der Westen als Terrorhelfer
Der Süden des Sinais ist ein Badeparadies, während im Norden Anschläge stattfinden. Wer pauschal vom Sinai als Terrornest schreibt, gefährdet Existenzen.
Wieder haben die Medien ein Terroristennest entdeckt – diesmal im Sinai. Mit groben Strichen skizzieren sie die politische Gemengelage im riesigen Wüstengebiet zwischen Ägypten, Israel, Jordanien und Saudi-Arabien: Die dem Dschihad zugeneigten Beduinen einerseits, das nun hart für Ordnung sorgende ägyptische Militär andererseits.
Der Sinai lässt sich aber nicht auf eine simple Formel bringen. Norden und Süden unterscheiden sich ökonomisch und lebensweltlich stark voneinander. Ein Trekkingführer, der im Norden aufwuchs und nun im Süden sein Geld verdient, formuliert es so: Im Norden gibt es nur eine Meinung, im Süden gibt es alle Meinungen.
Im Norden fand aber der Anschlag statt, dort findet sich die militärisch sensible Grenze zu Israel und eben dort haben sich in der jüngsten Vergangenheit mehr dschihadistische Gruppen angesiedelt. Touristen sind hier ungerne gesehen, die Leute leben vom Schmuggel und vom Ackerbau.
Im Süden hingegen finden sich die allesamt bikinifreundlichen Bade- und Schnorchelparadiese, hier leben Ägypter und Beduinen zumeist einträchtig vom Tourismus. Islamisten sind hier ungern gesehen. Wer lässig vom Sinai als Terrorenklave spricht, entzieht den ganz normalen Leuten, Beduinen wie Ägyptern, die Existenzgrundlage.
Wer bucht dann noch die Pauschalreise nach Scharm al-Scheich oder reist nach Dahab, um durch die Wüste zu wandern? Niemand – das vermeintlich sichere Urlaubsgebiet ist ja nur einen Mausklick entfernt. Ohne den vergleichsweise liberalen Süden aber wird sich der Sinai nicht befrieden lassen. Denn für Frieden braucht es die Modernisierung der Region. Eine ökonomische Perspektive, die Traditionen integriert, ist die beste Waffe gegen Terror.
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Kommentar von
Ines Kappert
Gunda-Werner-Institut
leitet seit August 2015 das Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie der Heinrich-Böll-Stiftung. Mich interessiert, wer in unserer Gesellschaft ausgeschlossen und wer privilegiert wird - und mit welcher kollektiven Begründung. Themenschwerpunkte: Feminismus, Männlichkeitsentwürfe, Syrien, Geflüchtete ,TV-Serien. Promotion in Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft zu: "Der Mann in der Krise - oder: Konservative Kapitalismuskritik im kulturellen Mainstream" (transcript 2008). Seit 2010 Lehrauftrag an der Universität St. Gallen.
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