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Streitthema KinderbetreuungMilliarden, ziellos verstreut

Studien belegen den wirtschaftlich Schaden, den das Betreuungsgeld in sich birgt. Die einzigen Fans sind Frau Schröder und Herr Seehofer.

Gemeinsam die Welt verstehen lernen: Kinder beim spielerischen Erfassen von Zahlen. Bild: dapd

BERLIN taz | Ist das Betreuungsgeld wirklich so schlimm? Eine Herdprämie für Mütter, die von der Berufstätigkeit ferngehalten werden? Ein Unglück für Kleinkinder, die in der Kita sprachliche und soziale Kompetenzen erwerben könnten? Oder ist es ein ganz simpler Ausgleich für Eltern, die nicht die staatliche Kita, sondern eine private Tagesmutter oder Ähnliches in Anspruch nehmen?

Der Staat bietet dann entweder eine Kita oder Geld an. Wahlfreiheit nennt er das. Man könnte es als erweitertes Kindergeld einfach mitnehmen. Ist das so tragisch?

Betrachten wir einmal nur die Zahlen: Das erklärte Ziel der Familienpolitik ist, Eltern das Leben insoweit zu erleichtern, dass sie ihre Kinderwünsche auch realisieren können. Wesentlich ist dabei, dass die Familien genug Geld haben, um nicht in Armut zu fallen. Die konkreten Leistungen, die der Staat den Familien zugute kommen lässt, wurden zuletzt vom „Kompetenzzentrum für familienbezogene Leistungen“ im Jahr 2008 im „Arbeitsbericht Zukunft für Familie“ evaluiert.

Betreuungsgeld

Wer bekommt es: Eltern von ein- und zweijährigen Kindern, die keine staatlich geförderte Betreuung einer Krippe oder einer Tagesmutter in Anspruch nehmen. Die Leistung sollen alle Eltern bekommen, egal, ob diese berufstätig sind oder nicht. Auf das Arbeitslosengeld II wird das Betreuungsgeld aber angerechnet.

Ab wann und wie viel: Ab dem 1. Januar 2013 werden zunächst 100 Euro monatlich für Einjährige gezahlt. Ab 2014 sind dann monatlich 150 Euro für Ein- und Zweijährige vorgesehen.

Wer zahlt: Die Kosten für den Bund sollen bis 2015 auf 1,23 Milliarden Euro jährlich anwachsen.

In einer Bestandaufnahme wurden 153 verschiedene Leistungen, vom Elterngeld bis zur beitragsfreien Mitversicherung von Kindern in der Krankenkasse, untersucht. Das Betreuungsgeld stand damals noch nicht zur Debatte. Wie könnte es in diese Rechnungen hineinpassen?

Insgesamt waren die Familien dem Staat etwa 189 Milliarden Euro wert. Deutschland liegt damit europaweit im Mittelfeld. Ebenso wie bei der Armutsvermeidung durch Familienpolitik. Besser stehen etwa Schweden und Finnland da. Was sie anders machen: Neben relativ hohen Geldtransfers fördern sie vor allem die Erwerbstätigkeit von Müttern.

Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat errechnet, dass deutsche Eltern insgesamt 237,4 Milliarden Euro ausgeben, bis ihre Kinder 18 sind. Aber nur 90,2 Milliarden Euro sind direkte Kosten, etwa für Wohnen, Essen und Freizeit. Das Gros, 147,2 Milliarden Euro, sind indirekte Kosten: So viel würden die Mütter verdienen, wenn sie, statt Kinder zu betreuen, erwerbstätig wären.

Betreuungsgeld kann Lohn nicht kompensieren

Der Staat unterstützt die Familien bei den direkten Kosten eher stark, er finanziert Schulen und Kitas, zahlt Kindergeld und gewährt Steuererleichterungen. Bei den indirekten Kosten aber engagiert die öffentliche Hand sich kaum, nur das Elterngeld ist als Lohnersatzleistung angelegt. Das IW empfiehlt deshalb den Ausbau der Betreuung, um die indirekten Kosten zu senken.

Das Betreuungsgeld kann in dieser Systematik nicht überzeugen, weil es als Lohnersatzleistung zu gering ist, es kann den entgangenen Lohn nicht kompensieren. Dagegen würde es einige Frauen von der Lohnarbeit fernhalten und damit ihre weitere berufliche Laufbahn gefährden. Im „Gender-Datenreport“ des Familienministeriums heißt es, dass eine Elternzeit von zehn Monaten einen Lohnverlust von 4 Prozent bedeute, der nicht wieder aufgeholt wird. Mit jedem Monat mehr wächst die Lücke.

Die Rechnung geht noch weiter: Die Bertelsmann-Stiftung hat eruiert, dass jedes zweite Kind, das die Krippe besucht hat, aufs Gymnasium geht. Von den Kindern, die keine Krippe besuchen, sind es nur 36 Prozent. Würden 35 Prozent der Kleinkinder in Krippen gehen, so würden fünf dieser Jahrgänge durch ihre höhere Qualifikation bereits 12,6 Milliarden Euro mehr erwirtschaften. Auch der Staat profitiert: Würden allein die 1,9 Millionen Alleinerziehenden mit Kindern ab 2 Jahren erwerbstätig, so kämen 135 Millionen Euro an Steuern zusammen, noch nicht eingerechnet sind die entfallenden Kosten der Grundsicherung.

Das IW errechnete, dass die 5 bis 7 Milliarden Euro jährlich für die frühkindliche Bildung eine „Rendite“ von etwa 8 Prozent einbrächten. Welche Anlegerin würde da zögern?

Beim „Zukunftsrat Familie“, so hat sich das Kompetenzzentrum kürzlich umbenannt, hört man auch heute zum Betreuungsgeld – nichts. „Damit beschäftigen wir uns nicht“, so Michael Steiner vom Prognos Institut, das den Rat koordiniert. Mit der umstrittensten familienpolitischen Leistung beschäftigt sich das wichtigste Gremium zur Zukunft der Familienpolitik nicht? Steiner formuliert es anders: „Wir konzentrieren uns auf Eltern mit Kindern über 3 Jahre. Sie wollen mehr arbeiten, und wir überlegen, wie man diese Wünsche erfüllen kann.“

Mit einem Jahr zu jung für die Kita

Steiner sendet zur Erläuterung der Nichtbefassung das Ergebnis einer Elternbefragung: 87 Prozent der Eltern mit einem einjährigen Kind halten es für zu jung, um in eine Krippe zu gehen. Und bei den Zweijährigen sind es noch 68 Prozent, die das Kind lieber daheim sehen. Mit anderen Worten: Diese Eltern bleiben sowieso zu Hause, das Betreuungsgeld wird von ihnen einfach mitgenommen. Entsprechend teuer wird es werden. Das Familienministerium rechnet im Schnitt mit 1,2 Milliarden Euro pro Jahr. Zum Vergleich: An den Kita-Betriebskosten beteiligt sich der Bund ab 2014 mit 770 Millionen Euro jährlich.

Und fördert dies nun die Wahlfreiheit? Nüchtern sagt Axel Plünnecke, der die IW-Studie erstellt hat: „Das Modell Alleinverdiener mit Hausfrau ist in Deutschland nicht gerade unterfördert. Kostenlose Mitversicherung der Ehefrau, die Witwenrente und das Ehegattensplitting stützen dieses Modell bereits“, so der Experte. „Da ist eine weitere Subvention nicht nötig.“

Auch die WissenschaftlerInnen, die alle vier Jahre den Familienbericht verfassen, fragen sich, wie das Betreuungsgeld zu den familienpolitischen Zielen der Regierung passt. Antwort: „Überhaupt nicht.“ Das sagt etwa Uta Meier-Gräwe, Familienwissenschaftlerin aus Gießen, die die Familienberichte mit erstellt. „Wir haben mit Elterngeld und Kita-Ausbau endlich einen Modernisierungsschub in der Familienpolitik. Das Betreuungsgeld konterkariert ihn völlig.“

Das Problem seien nicht die Mittelschichteltern, die ihre Kinder auch zu Hause für die Schule fit machten. Sondern die bildungsfernen Mütter, die ihren schlecht bezahlten Job dann vielleicht ganz hinwürfen. „Wir bemühen uns so sehr um diese benachteiligten Kinder, etwa indem wir Kitas in Familienzentren umformen, die auch die Eltern mit ansprechen und beraten. Und dann zieht man dem Konzept den Boden unter den Füßen weg, weil die Eltern lieber mit Betreuungsgeld daheim bleiben“, urteilt Meier-Gräwe.

Ziel der Familienpolitik ist die Armutsvermeidung. Ziel der Geschlechterpolitik ist die stärkere Erwerbstätigkeit von Frauen. Ziel der Sozialpolitik ist, dass Frauen nach einer Scheidung nicht in die Grundsicherung abrutschen. Ziel der Gleichstellungspolitik ist, dass der Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern kleiner wird. Das Geld fürs Daheimbleiben ergibt vor diesem Hintergrund, so nennt es Plünneke, „keine Zielharmonie“. 1,2 Milliarden Euro wird die Regierung ausgeben, für ein Vorhaben, das allen ihren politischen Zielen entgegensteht.

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18 Kommentare

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  • G
    gesa

    Bei der Diskussion zum Betreuungsgeld fällt auf, dass fast alle Medien bei ihrer Berichterstattung, nicht nur diskriminieren, indem sie ständig Schmähworte benutzen für diejenigen, die zu Hause Kleinstkinder betreuen. Sie manipulieren auch in übelster Weise, so auch die taz:

     

    Die taz zeigt hier zu diesem Artikel ein Foto mit "großen" Kindern, es sind Grundschulkinder oder Kinder im letzten Kindergartenjahr, also 5,6,7-Jährige! Die Bildunterschrift lautet: Gemeinsam die Welt verstehen lernen, Kinder beim spielerischen Erfassen von Zahlen."

     

    Es geht beim Betreuungsgeld aber nur um die ganz kleinen, um ein- bis zweijährige Kinder. Die interessieren sich noch nicht so für Zahlen, sondern üben erst mal das Laufen, und allmählich das Sprechen. Und sie würden sich wohl mehrheitlich GEGEN eine Krippe/Kita entscheiden, wenn sie denn gefragt würden!

     

    Die taz ist nicht alleine mit dieser ganz sicher bewußten Irreführung über das Bild. Auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat das beim Thema Betreuungsgeld immer wieder gemacht. Aber das macht es ja nicht besser.

    Es ist unseriöse Berichterstattung!!!

     

    Meine Tageszeitung war auch auf diesem Trip.

    Ich habe vor kurzem deshalb mein Abo gekündigt.

    Und weil die taz seit Jahren nur Häme ausschüttet über Frauen, die zuhause ihre Kleinkinder betreuen, habe ich den Gedanken begraben, ein taz-Abo zu bestellen. (Ich habe früher regelmäßig die taz gelesen.)

     

    Ich kündige auch nach und nach alle Zeitungs- und Zeitschriften-Abos, die Familienfrauen (-männer dto.) nicht als arbeitende Frauen (Männer) ansehen - sondern schreiben, sie würden "nicht arbeiten".

    Familienarbeit ist Arbeit - was denn sonst!?

  • S
    sibuek

    Für mich ist die Bezahlung von Schule und insbesondere die von Kitas keine Familienförderung. Und Kindergeld ist zum großen Teil Rückerstattungung von zuviel gezahlten Steuern, es gibt nämlich nur Kinderfreibetrag oder Kindergeld!

    Und am Betreuungsgeld ist nur eines falsch, wie sogar die Autorin bemerkt hat: es ist zu niedrig. Es müsste nämlich mindestens 6x so hoch sein und dann ist es immer noch geringer als die monatliche Bezuschussung eines Krippenplatzes für unter 3-Jährige.

    Sollen wir Eltern immer die Melkkühe der Nation bleiben und umsonst für die ganze Gesellschaft arbeiten, um die Rente für die zu erwirtschaften, die eine lückenlose Erwerbsbiographie haben?

    Und, ganz im ernst: wer lässt sich durch 150 € monatlich von einer Erwerbstätigkeit abhalten? Das sind 5 € am Tag, also höchstens 50 ct die Stunde bei der Arbeitsleistung, die Eltern erbringen.

    Und wo sind eigentlich all die gutbezahlten Jobs? Das ganze "Alle-Mütter-auf-den-Markt"-Gedöns hat doch nur den einen Sinn: möglichst viele billige Arbeitskräfte auf den Markt zu bringen. Überall, wo Frauen die Domänen erobern sinken die Löhne, statistisch feststellbar.

    Für den Gewinn einiger weniger leiden Massen an Burn-out, ADHS, Depression, Sprachstörungen und anderen Auffälligkeiten. Wo bleibt der Aufstand der Masse?

  • AR
    Almut Rosebrock

    Ich bin ein Fan meiner Kinder! Die sind inzwischen 11 und 13 Jahre alt!

    Eigentlich Apothekerin, bin ich im Moment - immer noch und immer wieder - gerne und mit Freude hauptsächlich zu Hause, halte hier die Stellung.

     

    Unsere Kinder und ihre Zukunft sind es mir Wert, persönlich momentan "kürzerzutreten" - mit interessanten anderen Herausforderungen und Lerneffekten!

    Es macht FREUDE, sein eigener Herr zu sein, selbstbestimmt und verantwortlich zu leben, aus dem, was wir haben, das Beste zu machen mit meiner Hände Arbeit (und Köpfchen!), sich da weiterzubilden, wo ich es möchte - und gesellschaftlich dort mitzuwirken, wo es zu mir und zu uns als Familie passt.

     

    Ihre Zahlenargumentation kann mir dabei den Buckel runterrutschen.

    Ich fände es einfach ganz nett und auch angebracht, wenn die von Familien aus LIEBE ZU IHREN KINDERN gerne geleistete Arbeit mal ein bisschen mehr anerkannt - und nicht ständig nur runtergemacht und zerredet würde!

  • I
    Irene

    "Das Problem seien nicht die Mittelschichteltern, die ihre Kinder auch zu Hause für die Schule fit machten. Sondern die bildungsfernen Mütter, die ihren schlecht bezahlten Job dann vielleicht ganz hinwürfen." Und warum auch nicht, bitteschön?

    Erklärt es mir bitte nochmal: Was ist so erstrebenswert an schlecht bezahlter, womöglich noch prekärer, belastender oder gesundheitsschädlicher Arbeit, an der sich irgendwelche Kapitalisten bereichern, dass man die Leute unbedingt in solche Jobs hineinschikanieren möchte?

    Wenn die Wirtschaft die Arbeit der Frauen soo braucht, was hindert sie daran, gutbezahlte, attraktive Jobs und z.B. Betriebskitas anzubieten?

  • S
    s.maier

    Das Betreuungsgeld erweitert die Gestaltungsspielräume für die Eltern. Eltern müssen mit ihren Kindern so leben können wie sie es möchten meint Christine Haderthauer http://www.atkearney361grad.de/2012/08/16/eltern-ermutigen-und-starken-statt-bevormunden/

  • L
    Leon

    Die Lüge von der beitragsfreien Mitversicherung taucht auch hier wieder auf. Rechnen wir einfach mit konkreten Unterhaltszahlen:

    Eine Mutter verdient brutto 3000 Euro, davon bezahlt sie Ihre ca. 15 %, und zwar auf ihr gesamtes Brutto, auch auf den Anteil ihres Gehaltes, der zum Kindesunterhalt gebraucht wird, also auch auf das Geld des Kindes. Für die GKV gibt es keinen Kinderfreibetrag, daher ist die beitragsfreie Versicherung ein Märchen, das sich Neoliberale und Neoetatisten gerne gegenseitig erzählen.

    Und ganz vereinfacht: Verdient ein Mensch 4000 Euro und ernährt davon sich und drei Personen, so kommen 1000 Euro pro Kopf herauf, die alle zum gleichen Teil von der GKV erfasst werden.

    Wer meint, dass das Geld ja eigentlich alleine der verdienenden Person zuzuordnen ist, der kann von Beitragsfreiheit sprechen, muss dann aber eine ausreichende Alimentation der restlichen Familie staatlich organisieren. Über das Betreuungsgeld würde das freilich deutlich hinausgehen.

  • M
    mauersegler

    "(...) Dagegen würde es einige Frauen von der Lohnarbeit fernhalten und damit ihre weitere berufliche Laufbahn gefährden (...)"

     

    Großer Gott, keine Lohnarbeit - das darf nicht sein!!! Wir brauchen Arbeit, Arbeit, Arbeit und Wachstum, Wachstum, Wachstum! Wir leben doch schließlich um zu arbeiten und Karriere zu machen! Laßt uns mit solchen Petitessen wie Lebenssinn oder Familie in Ruhe!

     

    Merkt die Autorin eigentlich nicht, daß sie mit dieser Argumentation schnurgerade auf Linie des neoliberalen Ökonomismus liegt, sich wie selbstverständlich zur Handlangerin des "Terrors der Ökonomie" macht?

     

    Unsere Ökonomie gleicht inzwischen einem Motor, der mit brüllendem Vollgas im Leerlauf läuft. Wer braucht eigentlich all die - auch weiblichen - Consultants, Unternehmensberater, Projektentwickler, Key-Account-Manager, Event-Manager, Mediendesigner, usw. usf.? Da verdienen alle Menschen uneingeschränkten Respekt, denen ihre Familie wichtiger ist als all dieser pompöse Blödsinn, den man täglich in den Stellenteilen der Zeitungen lesen muß.

  • W
    Wieland

    Hier wird mit offensichtlich unsinnigen Zahlen als vermeintlichen Fakten operiert.

    In welcher Branche wäre denn eine Durchschnittsmutter beschäftigt wenn sie alle 10 Monate durch Beförderung aufgrund von Berufserfahrung(nicht durch tarifliche Steigerung!) um 4% mehr verdient?

    Warum geht man außerdem davon aus, daßß jede nicht berufstätige Mutter sich nur für die Berufstätigkeit entscheiden müsste um sofort eine ihrer Qualifikation entsprechenden Stelle zu bekommen?

    Hier wird mit Nebelkerzen geschossen daß es "nur so raucht".

    Viele dieser Wissenschaftlerinnen bzw. Politikerinnen gehen nur von ihrer eigenen Situation aus und sind offensichtlich nicht bereit anderen Argumenten als ihren selbst geschaffenen zu folgen.

  • FN
    Fan Nummer 3

    Das einzige, was an dem Betreuungsgeld schlecht ist: es ist zu wenig.

     

    Das finden Sie ja eigentlich auch, Frau Oestreich.

     

    Zitat: "Das Betreuungsgeld kann in dieser Systematik nicht überzeugen, weil es als Lohnersatzleistung zu gering ist, es kann den entgangenen Lohn nicht kompensieren."

     

    ERGO: Mehr Betreuungsgeld = mehr Geschlechter- und Familiengerechtigkeit.

     

    Oder?

  • P
    Populismus

    taz meint: "Die einzigen Fans sind Frau Schröder und Herr Seehofer."

     

    ganz im Gegenteil: ich oute mich als weiblicher Fan, denn ich finde es ein Verbrechen an Kindern, diese in jungen Jahren in eine Fremdbetreuung zu geben. Kinder werden so Manipulation, Diszipliierung und Gleichschritt ausgesetzt und sind meist nur mit Gleichaltrigen zusammen.

    Mein Kind habe ich erst mit der Einschulung von sieben Jahren dem Stress des Verweilens in Großgruppen ausgesetzt - mein Kind hat' toll gefunden, eine Mutter vorzufinden, die es nicht abgeschoben hat.

    Das Kind den Tag über zu beschäftigen, dürfte doch zu Hause kein Problem sein.

    Ich schätze, dass das Wohnumfeld wohnlich(er) sein dürfte, wenn Kinder tagsüber auch zu Hause wären.

    Kinder lieben es, unbeaufsichtigt, auch mal so was zu machen und 'eine Kuh fliegen zu lassen'; unpädagogisierte Dinge zu machen.

    Es ist für ein Kind eine Dauerstrafe, dauernd von PädagogInnen umgeben zu sein; das gilt für behinderte und nicht behinderte Kinder gleichermaßen.

    Gruß,

    Alleinerziehende

  • I
    Interpretator

    Der höhere Anteil der Krippenkinder, die aufs Gymnasium gehen, laesst sich wohl eher damit erklaeren, dass bildngsorientierte Familien mit modernem Frauenbild ihre Kinder haefiger dorthin schicken als zu Hause lasen, waehrend die anderen tendenziell die Kinder bis zur Schule beim Mütterchen daheim aufwachsen lassen - tendenziell Migranten.

  • U
    Uwe

    Bitte auch mal bedenken: Manche Mütter können - obwohl sie gerne würden - NICHT zu Hause bei Kindern bleiben, sondern müssen arbeiten, weil der Verdienst des Mannes nicht reicht. Trotz geringer Höhe hat das Betreuungsgeld eben doch das Potential, hier vielen Müttern die Wahlfreiheit zu gewähren - denn in diesen Bereichen geht es um jeden Euro.

    Das Problem im Kern ist doch, dass das Mutter-Sein (und das Vater-Sein!) gesellschaftlich einen viel zu geringen Wert hat - steigert ja auch nicht das Bruttosozialprodukt. Dabei ist dieses Elternsein doch viel anspruchsvoller als die meisten Jobs: Riesige Verantwortung, Dauerverfügbarkeit, Führungs- und Teamfähigkeit, Selbständigkeit, Flexibilität, Vielseitigkeit, Kreativität etc.

  • GJ
    Gassenreh, Jakob

    Man verliert bei Betrachtung nur des möglichen "wirtschaftlichen Schadens" den möglichen Langzeitschaden an unserer wichtigsten Resource die unser Volk besitzt, unseren Kindern aus den Augen.

    Für unsere Zukunft ist es unsinnig, die jungen Mütter für momentan scheinbar dringend

    benötigte Arbeitskräfte aus der Familie zu entfernen und dadurch nur ungenügend sprachlich und kognitiv entwickele Kinder zu ernten.

    (Siehe Ärztereport der Barmer Ersatzkasse vom Januar 2012 mit bereits jetzt schon

    ca. 40% sprachgestörten Kindern im Alter von 5-6 Jahren (Gründe: Zunahme Tagesmütter auf 23%;

    verdeckende Mediengeräusche im Wohnumfeld, enorme Lärmpegel in Kitas);logopädische Behandlungskosten etwa 1 Milliarde Euro).

     

    Ein bezüglich der sehr frühen Krippenaufbewahrung nicht ausreichend beachtetes Problem ist die mögliche Störung bzw. Verzögerung der frühkindlichen Sprachentwicklung mit der Folge von Lese- und Rechtschreibstörungen und letztlich ungünstiger kognitiver Entwicklung.

    Bereits ab der 20. Gestationswoche hört der Foet im Mutterleib die Mutterstimme und ist nach der Geburt massiv darauf fixiert, sodass eine längere (max. bis zu 3 Jahren) dyadenspezifische Beziehung zwischen diesen beiden Personen notwendig ist, zumal in diesem Zeitraum zumindest zwei kürzere Phasen besonders begierigem Sprechlernen des Kleinkindes individuell verschieden auftreten (siehe "Vergewaltigung der menschlichen Identität; über die Irrtümer der Gender-Ideologie")

  • B
    BerlinMarcus

    Ich bin auch kein Fan vom Betreuungsgeld ... muss aber feststellen, dass die Argumente der Gegner eigentlich die von Sarrazin sind... kein Geld für Sozialschwache damit nicht noch mehr Anreize bestehen die Kindern zu Hause zu lassen. Natürlich besser verpackt mit Studien... aber inhaltlich genau das Selbe.

  • F
    Florian

    Hm, also in Zeiten der wirtschaftlichen Krise noch mehr Menschenauf den Arbeitsmarkt werfen? Interessanter Weg. Ich finde das Betreeungsgeld jetzt nicht so schlimm. Aber das ist nur meine Meinung. Jede rmuss das für sich selber ud seine Familie abwägen.

  • AH
    Aus Haching

    Dieser Artikel ist, wenngleich manche Argumente angreifbar sind, vermutlich die beste Begründung gegen das Betreuungsgeld, die ich bis jetzt gelesen haben.

     

    Eine Frage hätte ich aber dennoch: "Das Ziel ist eine höhere Erwerbstätigkeit von Frauen". Sollte das Ziel von Politik nicht vielmehr sein, Männern und Frauen Möglichkeiten zur eigenverantwortlichen Gestaltung des Lebens zu eröffnen?

     

    Es ist nicht Aufgabe des Staates, erwachsene Menschen zu erziehen.

  • Y
    yogi

    In der Sache ja alles richtig, aber die Sprache...sind wir Eltern eigentlich nur Erfüllungsgehilfen des unbegrenzten Wachstums? 8% Rendite? Hoppla? Die beste familienpolitische Förderung lässt sich nicht wie der tägliche, lächerliche Bericht von der Frankfurter Börse besprechen. Die Auswirkung meiner Kinder auf das Bruttosozialprodukt war mir schon bei der Zeugung derselben scheissegal und spielt auch in der Erziehung für mich keine Rolle. Wir sollten nicht die Sprache und Geisteshaltung der "Produktivitätsgesellschaft" übernehmen wenn es um eine glückliche Zukunft für die Kinder geht, sonst kommt am Ende nicht mehr als ein blödes "Betreuungsgeld" (sic!) dabei heraus.

  • UR
    Uwe Roos

    Das sogenannte Betreuungsgeld war von Anfang an als parteipolitische Klientelpflege definiert. Familienpolitisch ein Rückschritt, werden Sinn- und Kopflos Steuergelder verbrannt, immer im Hinblick auf die nächsten Wahlen. Dieser Teil der Koalitionspolitik steht dabei symptomatisch auch für andere Politikfelder, die nicht zukunftsweisend arbeiten, sondern machtpolitischem Kalkül untergeordnet werden. Verheerend daran ist nicht der dumpfe Populismus der bayrischen Christsozialen. Weitaus mehr Schaden verursacht eine Familienministerin, die bis heute nicht in diesem Amt angekommen, ein unverhohlenes Desinteresse an den gesellschaftlichen Realitäten zur Schau trägt.