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Die WahrheitKicken mit Kelten

Kolumne
von Thomas C. Breuer

Am Freitag spielt Deutschland gegen die keltischen Tiger um die WM-Teilnahme.

A m heutigen Freitag spielt Deutschland gegen die keltischen Tiger um die WM-Teilnahme. Irland ist nicht direkt eine große Fußballnation, dennoch: Die Iren sind bemerkenswert, weil einfach belesener und beschrifteter als die Deutschen! James Joyce, Sean O’Casey, Rod O’Dendron. Bewundernswert, wie viele hochkarätige Dichter so eine winzige Insel vorzuweisen hat, es sind wahnsinnig viele, wortgewaltige und wortgewalttätige in den Pubs der Hauptstadt Döblin.

Schon die Kinder bedienen den Joyce-Stick wie nix, sind die Iren doch ein lustiges Volk, ein rauflustiges dazu, sie waren ihrer Zeit schon immer weit voraus: Die ersten Missbrauchskandale in der katholischen Kirche – wo? In Irland! Der Beginn der Eurokrise – wo? In Irland.

Die Iren sind ein Volk von Spielern, leider auch beim Fußball. Der Spitzname „Grüne Insel“ leitet sich schließlich von den unzähligen Rasenplätzen ab. Sogar die Grenze nach Nordirland ist stellenweise grün. Dennoch findet man nirgendwo blühende Landschaften, weil die Insel noch keine Wiedervereinigung erleben durfte wie beim deutschen Gegner. Dafür hat man hierzulande keinen Trapattoni mehr. Seine legendäre Rede von der „Flasche leer“ ist wiederum nirgendwo besser aufgehoben als in Irland.

Die Iren sind auch ein Volk von Musikern: U2, Chris de Burgh, Lou van Burgh. Vor allem in den siebziger Jahren auf den Folkfestivals in Germany, wer war damals nicht Gelegenheitsire, als Clannad und die Bothy Band rund um die Uhr spielten, begnadete Tin-Whistleblower, Mandolinen-Virtuosen mit Seitenstrang-Angina. Viele aus der Teesockenszene fühlten sich dort hingezogen, auch wenn sie streng genommen keine Iren waren. Na und? Waren die Kids der Kelly-Family etwa welche?

Die Iren sind total gefestigte Menschen, wetterfest, sturzfest, trinkfest, sie trinken ja nicht nur Ulsterwasser: 40 Prozent des Staatshaushaltes werden über die Alkoholsteuer finanziert. Die Rehakliniken tragen sich selbst über die Pfandrückgabe. Auch deshalb sind die Iren hochmotivierte Trinker, weil ihnen das Wohl ihres Landes am Herzen liegt. Sie saufen fürs Vaterland, allerdings ist die Dunkelziffer hoch, weil die meistens im Dunkeln trinken in ihren Pubs.

Jedes Jahr im März feiern die Iren mit Gleichgesinnten ganz groß den St. Hattrick’s Day. Der Heilige Hattrick war einer der Iren, ein Bischof, der Irland das Kreuz brachte. Die haben es heute noch am Kreuz dort. Man hat ihm vertraut, weil er in einer Dreiviertelstunde drei Krüge mit Irish Coffee leeren konnte, was ihn zu seinem eigenartigen Namen verhalf.

Ihm zu Ehren treffen sich weltweit am 23. März in allen Irish Pubs die Halbtagsiren, kippen Irish Coffee herunter und essen Irish Stew mit ordentlich Irish Setter drin – ein alter keltischer Brauch. Und am nächsten Morgen sind alle grün im Gesicht wie Irish Moos zu Ehren des Heiligen Hattricks. Das ist kommunikativ und obendrein praktizierte Irenfreundlichkeit, ist Irland doch überall und nirgends und vor allem tief in uns allen! Denn Iren sind menschlich.

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2 Kommentare

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  • O
    O.Looley

    Wer mal in Irland war, lernt die Stereotypen und Vorurteile, die im Artikel genannt werden, zu schätzen - Sie stimmen!

  • AR
    Antoninus R.

    Irre, pardon: ire gut gemamcht.

    Kann man sich den Autor zum Irish-Stew bestellen?