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Kommentar Räumung FrommestraßeAbriss als letztes Mittel

Lena Kaiser
Kommentar von Lena Kaiser

Wenn Lüneburg verhindern will, dass die Mietpreise ähnlich explodieren wie in Hamburg, sollte es seine Abriss- und Neubaupläne überdenken.

D er Abriss von Altbauten sollte aus stadtentwicklungspolitischer Sicht immer das letzte Mittel sein. Die Stadt Lüneburg und ihr Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) halten die beiden noch stehenden Häuser in der Frommestraße für nicht mehr rettbar. Die Mieter und Aktivisten kritisieren die Stadt, weil sie mit ihrem Vorgehen die Zerstörung von Wohnraum vorantreibt. Seit das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht per Eilantrag entschied, dass die Einsturzgefahr wahrscheinlich ist, zeichnete sich ab, dass die Stadt nicht lange mit der Räumung auf sich warten lässt.

Ob die Häuser tatsächlich einsturzgefährdet sind oder nicht, ist eine Frage für Statiker. Die Lüneburger Aktivisten haben aber gute Gründe, skeptisch zu sein, wenn die Stadt lieber grünes Licht für den Abriss gibt, als vom Investor eine Instandhaltung der Häuser zu fordern. Denn einem älteren Gutachten zufolge hätten die Häuser immerhin elf weitere Jahre bewohnt werden können. Die Sicherung hätte den Investor allerdings 200.000 Euro gekostet.

Das Argument von Oberbürgermeister Mädge, dass diese Kosten letztlich am Steuerzahler hängen geblieben wären, macht deutlich, wie sehr die Stadt Lüneburg gewillt ist, Investoren entgegenzukommen. Wenn Lüneburg verhindern will, dass die Mietpreise ähnlich explodieren wie in Hamburg, sollte sie ihre Abriss- und Neubaupläne überdenken.

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Lena Kaiser
Transformatorin und Autorin
studierte Politikwissenschaft, Philosophie und Ethnologie in Potsdam, Berlin und Mexiko-Stadt und schreibt seit 2009 für die taz. Sie volontierte bei der taz in Hamburg, war dort anschließend Redakteurin, Chefin von Dienst und ab Juli 2017 Redaktionsleiterin. 2019 wechselte sie in die Produktentwicklung der taz und ist verantwortlich für die Digitalisierung der täglichen taz.
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