„Symbiotische Beziehung“

VORTRAG Ein Ökonom erklärt die Rolle des Containers für den weltweiten Warenverkehr

■ 33, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik, mit Schwerpunkt Schifffahrtsmärkte.

taz: Herr Tasto, wie viel Transportkosten stecken in meinen Turnschuhen?

Michael Tasto: 6.000 Paar Schuhe passen in einen 40-Fuß-Container. Das bedeutet, der Transport aus Asien kostet pro Stück etwa 30 Cent.

Der Container ist das Symbol für die Globalisierung …

Es ist eine symbiotische Beziehung: Der Containerverkehr profitiert von der Handelsverflechtung und macht gleichzeitig den Aufbau globaler Produktionsnetzwerke möglich.

Und wer hat’s erfunden?

Malcolm McLean. Seit 1870 lief die Stückgut-Fracht als Beiladung auf kleineren Schiffen. Das funktionierte gut, bis die Mineralwirtschaft in den 1950er-Jahren die Transportkosten für Öl senken wollte und deshalb große Spezialtanker gebaut wurden. Für Container brach das Netzwerk weg bis McLean auf die Idee kam, für sie ebenso Spezialschiffe zu entwickeln und diese zu standardisieren.

Heute kriselt der Container-Transport wieder.

Seit hunderten von Jahren basiert die Schifffahrt auf Zyklen: Mal sind zu viel und mal zu wenig Schiffe auf dem Markt. Die Container-Schifffahrt blieb seit ihrer Erfindung lange davon verschont. 2001 gab es trotz der Terroranschläge und der geplatzten Dotcom-Blase noch eine Wachstumsrate von 13 Prozent, weil China im gleichen Jahr in die Welthandelsorganisation eintrat. Erst die Finanzkrise von 2008 ließ die Nachfrage einbrechen, die Raten fielen.

Hat der Container denn eine Zukunft? Der Jade-Weser-Port ist doch gerade erst fertiggeworden …

Auf jeden Fall. Wir sehen Wachstumsraten von vier bis sechs Prozent. Und die norddeutschen Häfen haben immer vom Container-Verkehr profitiert. Sie sind verkehrsgünstig gelegen, auch wegen der Nähe zum Ostseeraum.  INTERVIEW: JPB

18 Uhr, Haus der Wissenschaft