Geplante Bunker-Konversion: Stadtentwicklung mit Bunker

Die Altonaer Bezirkspolitik brütet über die Zukunft der Hochbunker im Florapark und vor dem S-Bahnhof Sternschanze. Eine kulturelle Nutzung ist erwünscht

Wo musizierender Band-Nachwuchs den Drogenhandel eindämmen soll: der Hochbunker im Florapark : Miguel Ferraz

HAMBURG taz | Der Bezirk Altona muss sich mit zwei militärischen Altlasten aus dem Zweiten Weltkrieg herumschlagen. Die eine ist der Bunker am S-Bahnhof Sternschanze, der von Bands zum Proben benutzt und kürzlich wegen Baufälligkeit geschlossen wurde. Die andere ist der Bunker im Flora-Park, der jetzt frei geworden ist und vom Stadtteil genutzt werden könnte. Dafür müsste die Stadt ihn allerdings dem Bund abkaufen. Entsprechende Verhandlungen laufen.

Der Rundturm gegenüber der S-Bahn-Station ist ohne Vorwissen nicht als Bunker zu erkennen, was auch die Absicht der Erbauer war. Sie haben zur Tarnung das Dach gedeckt und die Fassade mit Ziegeln verkleidet. Vom Erdgeschoss windet sich eine Rampe als Spirale bis unter die Decke, auf der sich die Schutzsuchenden in den Bunker schieben konnten, weshalb der Bau auch als „Schneckenturm“ bezeichnet wird.

Der Turm steht zwar faktisch unter Denkmalschutz. Trotzdem hat ihn der Senat so weit verkommen lassen, dass ihn das Bezirksamt im Februar „aus baupolizeilichen Gründen“ schließen ließ. Es bestehe die Gefahr, dass die Dachabdeckung herabfalle, außerdem bröckle die Fassade. Die Bands, die hier probten, brauchen jetzt neue Räume.

Als der Umbau des Wasserturms im Sternschanzenpark in ein Hotel verhandelt wurde, kam der Bunker als Möglichkeit ins Spiel, etwas für die Menschen im Stadtteil zu tun. Um die kritischen Gemüter zu besänftigen, hatte Mövenpick als Hotel-Betreiber angeboten, eine Million Euro für Stadtteilprojekte zur Verfügung zu stellen. Dabei war auch ein Café oder Treff im Bunker angedacht worden.

400.000 Euro von dieser Wasserturm-Million sind noch übrig. Die CDU wehrt sich dagegen, mit dem Geld den Bunker zu sanieren. „Mit 400.000 Euro ließen sich gerade mal die schlimmsten Baumängel beseitigen“, sagt der Bezirksabgeordnete Andreas Grutzeck. Die Sanierung des Turms sei aber Aufgabe der Liegenschaft und müsse aus einem anderen Topf bezahlt werden. Wie die 400.000 Euro ausgegeben werden sollten, müsse noch einmal neu im Stadtteil besprochen werden.

Wie mit dem Bunker zu verfahren sei, werde seit anderthalb Jahren mit vielen Akteuren diskutiert, sagt Grutzecks Kollegin Stefanie Wolpert. Ziel der Grünen sei es, „dass die Bands da weiter ihren Proberaum haben“. Ihre Fraktion hat zusammen mit der SPD in Altona das Sagen.

Auch für den klotzigen Hochbunker im Flora-Park kämen Proberäume als Nutzung in Frage. „Band-Übungsräume sind Mangelware“, sagt der CDU-Mann Grutzeck. Die Grünen würden den Hochbunker gerne dafür einspannen, die Drogen-Dealer aus dem Florapark zu verdrängen. „Unser Interesse ist, den Flora-Park durch Aktivitäten des Stadtteils zurückzuerobern“, sagt die Abgeordnete Wolpert.

Schon heute dient die Außenseite des Bunkers als Kletterwand. Seit ihn der Bund nicht mehr für den Zivilschutz vorgesehen hat und verkaufen will, gibt es eine Chance, mehr daraus zu machen. „Das Bezirksamt Altona hat Interesse, den Bunker zu erwerben“, sagt Nils Fischer vom Bezirksamt. Finanziert werden könnte das möglicherweise aus dem Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung. Beim Kaufpreis müsste der Bund der Stadt freilich entgegen kommen.

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