Brennende Moscheen, Tausende auf der Flucht

BIRMA Buddhistische Mönche jagen Muslime und Journalisten. Lokaler Ausnahmezustand verhängt

BERLIN taz | Birmas Präsident Thein Sein hat am Freitagnachmittag den Ausnahmezustand über die zentralbirmesische Stadt Meiktila und drei Nachbargemeinden verhängt. Seine Erklärung verbreitete der Staatsfernsehsender MTRV. In Meiktila kam es den dritten Tag in Folge zu Gewalt zwischen buddhistischen und muslimischen Bevölkerungsgruppen. Der Ausnahmezustand ermöglicht in der Garnisonsstadt das Eingreifen des Militärs. Die offizielle Zahl der Toten betrug unverändert fünf. Schätzungen gingen aber von mindestens 20 aus. In vielen Berichten wird beklagt, dass die Polizei kaum gegen mit Macheten bewaffnete Mobs vorgeht.

In Meiktila sollen mindestens fünf Moscheen, darunter die größte der Stadt, niedergebrannt sein. Das muslimische Viertel Chan Aye ist am schwersten betroffen, berichtete die Gründerin einer buddhistischen Organisation der Exilzeitschrift Irrwaddy. Mehrere Berichte sprechen davon, dass mit Macheten bewaffnete buddhistische Mönche Jagd auf Muslime machen. Eine Gruppe Journalisten wurde am Freitag von vermummten Mönchen bedroht, Fotografen zur Herausgabe von Speicherkarten gezwungen. Der US-Sender Radio Free Asia zeigte in einem Video aus Meiktila brennende Häuser und eine Gruppe Muslime, meist Frauen und Kinder, die geduckt versuchten zu fliehen. Viele Muslime suchten in einem Fußballstadion am Stadtrand Zuflucht, ihre Zahl wird mit bis zu 6.000 angegeben.

Die Unruhen begannen am Mittwoch, nachdem es in einem Juweliergeschäft zwischen dem muslimischen Inhaber und buddhistischen Kunden zu einem Streit und einer Schlägerei gekommen war. In Birma sind nur 4 Prozent der Bevölkerung muslimisch, in Meiktila etwa ein Drittel. Bisher waren antimuslimische Pogrome auf den westlichen Staat Rakhine beschränkt gewesen, wobei vergangenes Jahr 180 Menschen getötet wurden. SVEN HANSEN