betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Normalerweise wäre das ja längst schon die Outdoorsaison, wo wir sonnenbeschienen eher dem Treiben der Enten auf brandenburgischen Seen zuschauen möchten als dem Treiben auf den Berliner Bühnen (oder gar selber in diesen Seen uns treiben lassen wollen!). Aber ach, das Wetter hält uns doch immer noch im Innern finsterer Theatergemäuer fest, wo statt der Sonne also weiterhin die Kunst unser Leben bescheinen muss. Wohin also sollen wir uns wenden in diesen Tagen der langsam abflauenden Theatersaison? Ins Deutsche Theater vielleicht? Dort nämlich wird das Spielzeitende traditionell von einem Festival für Inszenierungen zeitgenössischer Dramatik beschlossen und gekrönt. „Autorentheatertage“ ist das Spektakel überschrieben, das sich locker mit dem Theatertreffen messen kann und Inszenierungen von den deutschsprachigen Top-Bühnen in Berlin zeigt. So zum Beispiel Stefan Kimmigs Burgtheaterinszenierung von Ewald Palmetshofers Schiller-Variation „räuber.schuldengenital“. Oder Marius von Mayenburgs Münchner Inszenierung des Amokläufer-Spiels „Call me God“. Die Eröffnung ist am 3. Juni. (Deutsches Theater: „Autorentheatertage“, 3.–15. Juni 2013. Alle Infos: www.deutschestheater.de).

Ja, und das prototypische europäische Theaterstück schlechthin, das ist Shakespeares „Hamlet“. Da gibt es alles, wofür wir das Theater lieben (und oft auch hassen): Königsmord, Ödipuskomplex, Wahnsinn, Selbstmord, verratener Liebe und das Drama der alternden Frau und Liebhaberin. Und ein Theaterstück im Theaterstück gibt es auch! Immer wieder arbeiten sich Künstler neu an diesem Hardcorestoff über einen verweichlichten und etwas wirren Dänenprinzen ab. Nun also das Duo bösediva, hinter dem sich die Schauspielerin Elisa Duca und Robin Detje verbergen. Detje, dereinst Clown, später Theaterkritiker und nun Übersetzer (zum Beispiel des epochalen Romans von William T. Vollmann, „Europe Central“), arbeitet mit Duca schon seit ein paar Jahren beharrlich an der Verwandlung von Theater in bildende Kunst. In ihrem neuen Projekt jetzt also anhand einer performativen Installation des Hamletstoffes, „Doppelhamlet“ überschrieben, die Motive und Gedanken aus Shakespeares Drama in eine Ausstellung und mit lebenden Kunstobjekten verwandelt und auf dem Weg einer performativen Hamletbegehung Antworten auf drängende Gegenwartsfragen wie diese sucht: Kann man heute noch politisch denken? Und wie macht man das? Kann man noch radikal sein? Und was bedeutet das überhaupt? (Sophiensäle: „Doppelhamlet“, 31. 5,. 1., 4., und 5. 6., jeweils 20 Uhr).