420 Millionen Briefe pro Jahr

Studie untersucht Umweltbilanz von Rechnungen per Brief und per E-Mail. Die E-Mail ist nur dann im Vorteil, wenn die Gerätetechnik modern und der Kunde umweltbewusst ist

MÜNCHEN taz ■ Wer Rechnungen per E-Mail anstatt mit der Post verschickt, schont die Umwelt. Was auf den ersten Blick logisch erscheint, muss es aber nicht sein: Schließlich werden E-Mail-Rechnungen zumeist ausgedruckt, was Papier, Energie oder Druckerpatronen verbraucht. Forscher des Umweltinstituts in Freiburg haben deshalb in einer Studie die Umweltbilanzen berechnet.

Am Beispiel Deutsche Telekom, die seit 1997 ihre Rechnungen auf Wunsch des Kunden als E-Mail versendet, belegen die Forscher nun, dass die Ökobilanz der E-Mail-Rechnung die Umwelt bis zu fünfmal geringer belastet als die Rechnung per Brief. Der Brief muss gedruckt, in Kuverts gesteckt, sortiert und mit Lkw transportiert werden. All das verbraucht Strom und verursacht Emissionen wie Kohlendioxid, Schwefeldioxid oder Dieselruß. Zudem muss ein Brief entsorgt werden. Er landet also in der Müllverbrennungsanlage oder im Altpapier, wo er aufbereitet werden muss. Allein die Rechnungspapierherstellung verursacht 50 bis 80 Prozent der Umweltbelastungen. Dagegen fällt der Transport der Briefe per Lkw kaum ins Gewicht.

Zu Beginn der Studie im April 2004 erhielten 2.700 Telekomkunden eine elektronische Rechnung. Das spart den Einsatz von 4,2 Tonnen Papier. Hochgerechnet auf 10.000 Geschäftskunden wären das 16,3 Tonnen. Die Telekom verschickt derzeit an 35 Millionen Kunden Rechnungen per Post – 420 Millionen Briefe im Jahr.

Allerdings hängt der Umweltvorteil der E-Mail von der Gerätebeschaffenheit ab: Schlecht ausgelastete Server oder solche, die über keine gute Klimatechnik verfügen, drücken die Bilanz. Wichtig ist zudem, welcher Strommix eingesetzt wird. Energie aus Kohle ist schlecht für die Bilanz. Und auch der Kunde kann zur Verschlechterung der Bilanz beitragen: etwa wenn er den Computer ständig anhat oder die Rechnung auf Frischfaserpapier ausdruckt. Dann, so die Freiburger Studie, kann die Umweltbilanz der E-Mail sogar schlechter ausfallen. KATRIN BURGER