Linker Sprengsatz erfreut Rechte

EXTREMISMUS Bundesinnenminister de Maizière bezeichnet Attacke auf Polizeibeamte in Berlin als „Angriff auf unsere Demokratie“. Staatsanwalt: Sprengsatz war keine Splitterbombe

BERLIN taz | Nach der Detonation eines Sprengsatzes auf einer linken Demonstration in Berlin haben Union und FDP bei einer aktuellen Stunde im Bundestag mehr Härte gegen Linksextremismus gefordert. „Dies ist ein Angriff auf unsere Demokratie in ihrem Kern“, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). „Autonome bestimmen in diesem Land nicht, was Freiheit ist.“ Durch den Sprengsatz waren zwei Polizisten erheblich verletzt worden.

Schon kurz darauf hatten Unionspolitiker die Tat genutzt, um vor zunehmender linksradikaler Gewalt zu warnen. Wolfgang Bosbach (CDU) sagte: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in eine Gewaltspirale wie in den 70er Jahren hineingeraten.“ Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sprach gar von einem „Comeback des linken Terrors“. Die Hintergründe der Tat selbst sind nach wie vor unklar.

Eine LKA-Sonderkommission ist mit deren Aufklärung betraut. Berichte, es habe sich bei dem Sprengsatz um eine Splitterbombe gehandelt, wies die Staatsanwaltschaft gestern zurück. Ein Sprecher sagte, man könne ausschließen, „dass es sich um eine Splitterbombe gehandelt hat“. Spekulationen darüber, dass dem Sprengkörper Glas oder Metallteile hinzugefügt wurden, seien „Quatsch“.

Im Bundestag verurteilten alle Fraktionen den Angriff. „Wer Sprengsätze auf Polizisten wirft, der ist nicht links“, sagte Linksparteivize Halina Wawzyniak, „der ist kriminell.“ Die Grünen sprachen von einer „neuen Qualität“ der Gewalt, warnten aber davor, „ein parteipolitisches Süppchen zu kochen“. WOS, MK

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