Anschlag? Granate? Feuerwerkskörper?

IRAN Auf einen Konvoi von Ahmadinedschad wurde offenbar ein selbst gebauter Sprengsatz geworfen

Der Präsident hatte wiederholt Israel beschuldigt, ihn töten zu wollen

TEHERAN/KAIRO rtr/dpa | Der Konvoi des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad ist nach Angaben seines Büros Ziel eines Anschlags geworden: Auf die Autokolonne sei am Mittwoch ein selbst gebauter Sprengsatz geworfen worden, sagte ein Vertreter des Präsidialamts. Ahmadinedschad sei nichts passiert, andere Menschen seien jedoch verletzt worden.

Der Sprengsatz sei am Morgen in der Nähe eines Minibusses explodiert, in dem sich Journalisten befanden, die den Präsidenten vom Flughafen in der westiranischen Stadt Hamadan zu einem Sportstadion begleiteten. Ahmadinedschads Fahrzeug sei nicht zu Schaden gekommen. Eine Person sei festgenommen worden. Die Ermittlungen dauerten an, um herauszufinden, wer hinter dem Angriff stecke.

Ahmadinedschads Auftritt in der Arena wurde vom iranischen Fernsehen live übertragen. Es ging ihm offensichtlich gut. Einen Anschlag erwähnte er nicht.

Zu dem Vorfall bekannte sich zunächst niemand. Der Fernsehsender al-Arabia mit Sitz in Dubai berichtete, auf Ahmadinedschads Konvoi sei eine Bombe geworfen worden. Beim Hauptsender des staatlichen iranischen Fernsehens fand die Explosion keine Erwähnung. Der englischsprachige staatliche Sender Press TV dementierte gar, dass es einen Angriff gegeben habe. Die halbamtliche Nachrichtenagentur Fars meldete anfänglich, ein Mann habe eine selbst gebaute Granate geworfen. In einer später geänderten Version des Berichts hieß es jedoch, ein Mann habe einen Feuerwerkskörper gezündet, weil er so begeistert gewesen sei, den Präsidenten zu sehen. Andere Quellen berichteten von einem Feuerwerkskörper aus „feindlichen Motiven“.

Mehrere offizielle Agenturen benutzten den Begriff „Kracher“. Die iranische Agentur Mehr sprach von einer „selbst gebauten Lärmbombe“, die auch eine Menge Rauch entwickelt habe. Ihr zufolge gab es nach dem Vorfall mehrere Festnahmen.

Nach der umstrittenen Wiederwahl von Ahmadinedschad im Juni vergangenen Jahres war es im Iran zu den größten Massenprotesten und der schwersten innenpolitischen Krise seit der Islamischen Revolution vor mehr als 30 Jahren gekommen. Dutzende Menschen wurden dabei getötet und tausende inhaftiert. Der iranische Staatschef hatte seinerseits in den vergangenen Wochen immer wieder Israel beschuldigt, ihn töten zu wollen. Am Montag hatte er beispielsweise gesagt, „Zionisten“ hätten Söldner beauftragt, ihn umzubringen. Im Januar 2006 wurden im Südwesten des Landes acht Menschen bei einem Anschlag getötet, als der Präsident zu einem Besuch kommen sollte, diesen aber in letzter Minute absagte.