Südlibanon hat nur kurz Zeit zum Aufatmen

Neue Angriffe im Südlibanon trotz Waffenruhe. Hilfswerke versuchen, die Versorgung vor Ort sicherzustellen

Viele Menschen im Südlibanon gingen gestern zum ersten Mal seit Tagen aus dem Haus

KANA/JERUSALEM ap ■ Ungeachtet einer zugesicherten Feuerpause von 48 Stunden hat die israelische Luftwaffe gestern erneut Angriffe im Südlibanon geflogen. Die Streitkräfte erklärten, mit den Luftangriffen sollten Bodentruppen in dem Gebiet geschützt werden, nachdem ein israelischer Panzer dort von einer Rakete getroffen und dabei drei Soldaten verletzt worden seien. Die Hisbollah feuerte zudem Raketen in die Grenzstadt Kirjat Schmona.

Die Hilfsorganisationen im Libanon wurden von der kurzfristig angekündigten Feuerpause überrascht. Sie bemühten sich, dringend benötigte Lebensmittel, Medikamente und Decken zu den Flüchtlingen und Bewohnern im Süden zu bringen. „Wir versuchen, so viele Orte wie nur möglich zu erreichen, und wir verlassen uns darauf, dass es für uns sicher ist“, sagte die UN-Koordinatorin Mona Hammam. Viele Menschen im Südlibanon verließen zum ersten Mal sei Tagen ihre Häuser. Viele flüchteten mit dem Auto aus der Region, um bei Verwandten im Norden unterzukommen. Israel hatte sich in der Nacht bereit erklärt, die Luftangriffe für 48 Stunden einzustellen. Die Einhaltung dieser Zusage hänge allerdings von den Entwicklungen im Libanon ab, hieß es. Bei einem weiteren Luftangriff in der Umgebung der Hafenstadt Tyrus wurde ein libanesischer Soldat getötet. Die israelischen Streitkräfte erklärten, es habe sich um ein Versehen gehandelt. Man habe einen ranghohen Hisbollah-Vertreter in dem angegriffenen Auto vermutet. Der libanesische Außenminister Fausi Salluch warf Israel vor, die Angriffspause verletzt zu haben. „Israel hat die Angriffe zu Lande, aus der Luft und von See aus fortgesetzt“, sagte Salluch.

Der israelische Verteidigungsminister Amir Peretz machte jedoch deutlich, dass eine dauerhafte Waffenruhe derzeit nicht in Frage komme. Israel werde vielmehr seine Angriffe auf die Hisbollah ausweiten und verstärken.

Justizminister Haim Roman sagte im Rundfunk, der Krieg im Libanon sei noch nicht vorbei. Dies werde erst der Fall sein, „wenn die Hisbollah keine Möglichkeiten mehr hat, Israel vom Südlibanon aus anzugreifen“. Die Angriffe jetzt zu beenden würde einen Sieg für die Hisbollah und den Terrorismus bedeuten.