Beisheim wird wohl spenden müssen

Metrogründer Otto Beisheim will nach der Kritik an seiner SS-Vergangenheit die zehn Millionen schwere Stiftung für das Tegernseer Gymnasium auflösen. Doch das ist rechtlich wohl nicht möglich. Bürgermeister zeigt Verständnis für den Millionär

Der Bürgermeister kann Beisheim verstehen und will das Geld nicht mehr

AUS MÜNCHEN MAX HÄGLER

Er mag zwar nicht mehr, aber jetzt muss er wohl: Der Metrogründer und mehrfache Milliardär Otto Beisheim hatte vor genau einem Jahr in Anwesenheit der bayerischen Staatsregierung eine zehn Millionen Euro schwere Stiftung zur Förderung des Tegernseer Gymnasiums ins Leben gerufen. Aber inzwischen hat der 82-Jährige beantragt, die Stiftung aufzulösen. Ob das klappt, ist jedoch mehr als fraglich.

Monatelang hatte es Streit gegeben, wie mit dem Mäzenatentum umzugehen ist. Denn Beisheim forderte im Gegenzug für das Geldgeschenk die Umbenennung des Gymnasiums auf seinen Namen. Kritiker werfen ihm vor, dass der Metro-Konzern – an dem er immer noch 18 Prozent hält – mit „Wild-West-Methoden“ gegen Gewerkschafter im In- und Ausland vorgeht. Vor allem an der persönlichen Eignung als Namenspatron einer Schule wurden Zweifel laut, nachdem die taz Dokumente aus dem Bundesarchiv veröffentlicht hatte, in denen Beisheims Mitgliedschaft in der „1. SS-Panzerdivision Leibstandarte SS Adolf Hitler“ unter der Kennmarke „976 3./A.E.R“ nachgewiesen wurde.

Im sonst so beschaulichen Tegernseer Tal brach daraufhin ein Sturm der Entrüstung los. Auf der einen Seite einige kritische Lehrer, Eltern und Schüler, die genaue Auskunft über Beisheims SS-Karriere verlangten. Auf der anderen Seite die Beisheim-Befürworter, angeführt von den fünf Bürgermeistern der Talorte. Sie verlangten von den kritischen Lehrern schriftlich, dass sie „selbst schnellstmöglich um Versetzung […] eingeben“ sollen. Schließlich hätten solch „selbsternannte Moral-Apostel“ nichts am Tegernsee verloren.

Schon im November des vergangenen Jahres zog Beisheim die Konsequenz aus der Diskussion. Statt klärender Worte zu seinen Jugendjahren kündigte er an, seine Stiftung zurückzuziehen. Die Schule wiederum billigte unter diesem Vorzeichen schließlich doch die Umbenennung. Passiert ist seitdem nichts mehr.

„Es gibt bislang weder den Nachweis, dass der Stiftungsvorstand besteht, noch ist das Stiftungsvermögen eingegangen“, bestätigte Thomas Huber von der zuständigen Bezirksregierung in Oberbayern der taz. Es sieht auch nicht so aus, als wolle Beisheim daran etwas ändern. „Es gab auf unsere Nachfrage hin am 28. Juli ein Gespräch mit Herrn Greipl, der als sein Vertrauter auftritt, dabei hat er deutlich gemacht, dass die Stiftung aufgehoben werden soll.“

Fraglich ist allerdings, ob das klappt. „Wir prüfen derzeit umfassend die rechtlichen Möglichkeiten“, so Huber. Das Anliegen des Stifters allein sei nicht entscheidend, eine eingetragene Stiftung könne nur aufgehoben werden, wenn der Stiftungszweck unmöglich geworden sei. „Förderung von Bildung und Erziehung durch Unterstützung des Otto-Beisheim-Gymnasiums Tegernsee“, lautet der. „Man kann unterschiedlicher Auffassung sein, ob die Bildung und Erziehung der eigentliche Stiftungszwecks ist oder der Schulname“, so Huber.

Für den örtlichen Bundestagsabgeordneten Klaus Barthel (SPD) steht fest, dass Beisheim in der Pflicht steht. „Er muss völlig unbeschadet von der Namensgebung endlich die zehn Millionen einzahlen. Die zuständigen Behörden haben ihm sowieso lange genug Zeit gelassen.“ Im Übrigen habe Beisheims Vertrauter Greipl noch im Dezember letzten Jahres bei einer Podiumsdiskussion erklärt, dass die Umbenennung niemals Bedingung war, sagte Barthel der taz. „Im Endeffekt wäre es Beisheim wohl auch darum gegangen, in die Schule reinzuregieren“, so Barthels Einschätzung.

Franz Hafner, Bürgermeister von Rottach-Egern, kann Beisheim dagegen verstehen. „Es muss doch nicht sein, dass man als freiwilliger Sponsor gezwungen wird, jedes kleine Detail seiner Vergangenheit preiszugeben. Der ist jetzt eben beleidigt.“ Die Vorwürfe zu seinem Lebenslauf grenzten schließlich teilweise schon an Geschichtsfälschung, sagte Hafner der taz. „Als 17-Jähriger hat der doch bei der SS keine Militärkarriere gemacht, der war über 1,80 und wurde deswegen eingezogen.“ Und im Gegensatz zu Beisheim-Kritiker Barthel will Hafner die zehn Millionen jetzt nicht mehr, selbst wenn sie dem Tegernseer Gymnasium von Rechts wegen zustünden. „Es ist doch nicht der Sinn, so eine Sache zu erzwingen“, sagte Hafner.