: Das kleine Rädchen dreht sich
ENERGIESPAREN Die Verbraucherzentrale macht Energiechecks in Privathaushalten. Wer keine Zeit hat, selbst Stromfresser zu suchen, kann sich für zehn Euro beraten lassen
■ Kühl- und Gefrierschränke sowie Waschmaschinen und Trockner verbrauchen am meisten Strom – auch weil sie oft veraltet sind. Es lohnt sich, über energiesparende neue Modelle nachzudenken.
■ Heizungen nicht zu warm einstellen: Jedes Grad mehr steigert den Energieverbrauch um sechs Prozent. Heizkörper und Thermostate sollten frei stehen, wenn sie zugestellt oder zugehängt sind, kostet auch das Energie.
■ Nicht benötigte Geräte ausschalten und/oder von der Steckdose trennen, um sogenannte Stand-by- und Leerlaufverluste zu vermeiden. Das spart über das ganze Jahr hinweg im Haushalt viel Geld.
■ Stromfresser verstecken sich manchmal auch dort, wo man sie nicht vermutet. Recht viel Strom verbrauchen etwa Kaffeemaschinen mit Warmhalteplatten. Auch Computer, die immer mit dem Internet verbunden sind, gehören dazu. SBR
VON SEBASTIAN BRONST
Es könnte schlimmer sein. Die Markierung auf der bunten Stromverbrauchs-Skala, die Stefanie Bender auf ihrem Tablet-Computer anzeigen lässt, liegt klar im grünen Bereich. Der zugehörige Erläuterungstext fasst es zusammen: „Dieser Verbrauch ist im Vergleich zu anderen Haushalten dieser Größe und den erfassten Rahmenbedingungen bereits auf einem niedrigen Niveau.“ Auch die Energieberaterin der Hamburger Verbraucherzentrale ist sich schon vor ihrem anschließende Rundgang durch die Zwei-Zimmer-Altbauwohnung im Hamburger Stadtteil Bahrenfeld sicher, dass hier in Sachen Energieeffizienz beim Strom nicht mehr viel zu holen ist. „Kleinigkeiten sind aber sicherlich noch drin.“
Seit acht Jahren arbeitet Stefanie Bender bereits als Energieberaterin. Die studierte Architektin absolvierte eine Zusatzausbildung und unterstützt mit ihrem Fachwissen Hamburger Verbraucher dabei, ihre Energiebilanz zu optimieren – und unnötige Ausgaben zu vermeiden. Es gebe nach wie vor Bedarf, sagt sie. Zwar habe sich das Bewusstsein der Menschen für das Energiesparen mit den Jahren generell erhöht, aber nicht jeder komme dazu, sich dem Thema ausführlicher zu widmen.
Sparpotenziale gesucht
„Viele Menschen wollen zwar sparen, aber die meisten von ihnen haben gar nicht die Zeit, sich die einzelnen Fehlerquellen in ihrem Haushalt herauszusuchen“, sagt Bender. In solchen Fällen helfen sie und ihre Kollegen von der Verbraucherzentrale Interessierten mit einem Energiesparcheck. Auf der Suche nach Sparpotenzial begehen sie dabei Wohnungen oder Häuser und prüfen vor Ort Strom- und Heizkostenabrechnungen.
Die Kosten für eine Energieberatung sind für Verbraucher mit nur zehn Euro gering. Um das zu ermöglichen, schießt das Bundeswirtschaftsministerium 140 Euro zu. Dafür gibt es neben zahlreichen Tipps auch einen schriftlichen Energiesparcheck mit einer statistischen Einordnung des jeweiligen Verbrauchs. Zehn Euro mehr kostet der Gebäudecheck für Immobilienbesitzer, bei dem auch die Heizung und die Fassade des Hauses inspiziert werden.
Während moderne Passivhäuser zum Heizen teils mit weniger als 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr auskommen, verbrauchen Altbauten im Vergleich bis zu 250 Kilowattstunden. „Manchmal sogar noch mehr“, so die Expertin. Auch beim Haus in Bahrenfeld, das sie an diesem Tag unter die Lupe nimmt, sind die Werte nicht gerade berauschend. Der typische Altbau lässt sich pro Wohneinheit im Durchschnitt auf 125 Kilowattstunden optimieren. Mehr gibt die Bausubstanz nicht her, auch bei der Dämmung: Fehlanzeige. Verbaut sind dort oftmals noch ältere Isolierglasscheiben. Standard ist heute allerdings die sogenannte Wärmeschutzverglasung, die mehr einzelne Schichten und reflektierende Folien hat und so die Wärme viel besser hält.
Aber auf derartige Dinge haben Mieter meist ebenso wenig Einfluss, wie auf die Wahl der Heizung und deren Einstellung, merkt Bender an. Steuern können sie gleichwohl den eigenen Verbrauch. Welchen Einfluss der hat, veranschaulicht sie nun mit einem kleinen Thermometer, das – mit einem entsprechenden Aufdrucken versehen – erklärt, wie sich der Energieverbrauch mit der Höhe der Raumtemperatur erhöht. „Jedes Grad mehr Wärme bedeutet sechs Prozent mehr Heizenergie“, sagt sie. Wer seine Wohnung auf 24 Grad heizt, verbraucht ein Viertel mehr Energie als jemand, dem 20 Grad reichen. Wer sich mit 18 Grad begnügt, braucht sogar weniger als ein Drittel.
Teure Elektrogeräte
Vor allem die steigenden Stromkosten sind in den letzten Monaten immer wieder in den Schlagzeilen. Und in der Tat schlägt der Verbrauch elektrischer Energie nach Angaben der Verbraucherzentrale finanziell überproportional zu Buche: Zwar macht er im Schnitt nur etwa 15 Prozent des Energieverbrauchs eines Haushalts aus, steuert aber ein Drittel zur gesamten Energierechnung bei.
Kein Wunder also, dass sie bei ihrer Begehung einen genaueren Blick auf die Geräte wirft, die dafür hauptsächlich verantwortlich sind. Dabei geht es nicht nur um die Verwendung von neuen Energiesparlampen, LED-Leuchten oder die Energieeffizienzklasse der einzelnen Elektrogeräte. Einen nicht unerheblichen Einfluss auf Umwelt und Portemonnaie haben auch einfache Bediengrundsätze.
Energieberaterin Stefanie Bender
Sieben Grad reichen aus
Ein gutes Beispiel dafür ist das regelmäßige Abtauen der Gefrierfächer. Was nach einer Lappalie klingt, macht sich durchaus bemerkbar. „Ein Zentimeter Reif kann den Stromverbrauch des Geräts um bis zu 45 Prozent erhöhen“, erklärt die Energiesparexpertin.
Außerdem seien viele Kühlschränke schon von den Werkseinstellungen her auf zu tiefe Temperaturen eingestellt. Dabei reichen sieben Grad schon völlig aus. Auch der Standort des Geräts ist wichtig: Kühlschränke neben den Herd oder die Heizung zu stellen, ist keine gute Idee. Dort muss das Gerät umso mehr arbeiten, um die Temperatur im Inneren zu halten.
Eine Art Klassiker ist der Stand-by-Betrieb von Fernsehern, Computern oder Musikanlagen: „Da kommen sie in eine Wohnung und fünf bis sechs Geräte blinken einen in Rot, Blau und Grün an“, sagt Bender. Bei konsequenter Umrüstung auf Mehrfachsteckerleisten mit An- und Ausschalter lassen sich laut Energieberaterin pro Haushalt 50 bis 150 Euro im Jahr sparen. Während sich der Preis für eine solche Steckerleiste mit rund zehn Euro noch sehr in Grenzen hält, sind bei anderen Stromsparmaßnahmen schnell höhere Kosten fällig. Die Verbraucherzentrale rät deshalb dazu, auch das individuelle Nutzungsverhalten mit zu beachten. Ein Induktionsherd etwa verbraucht 30 bis 40 Prozent weniger Energie als ein Modell mit gußeisernen Platten. Dafür kostet er aber auch mehr. Der Spareffekt fällt da bei einer fünfköpfigen Familie anders aus als bei einem Singlehaushalt.
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