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Horst Köhler fordert Bildung für alle

In seiner ersten Berliner Rede forderte Bundespräsident Horst Köhler mehr Ausgaben für das Bildungssystem

BERLIN taz ■ „Wir brauchen angemessene Finanzmittel für alle Bereiche des Bildungssystems“, forderte gestern Bundespräsident Horst Köhler in seiner ersten Berliner Rede an einer Hauptschule in dem Berliner Problembezirk Neukölln. „Bildung ist die wichtigste Investition, die unsere Gesellschaft und jeder Einzelne tätigen können“, befand er.

Schon Köhlers Amtsvorgänger Roman Herzog und Johannes Rau hatten jährlich in einer sogenannten Berliner Rede auf ein gesellschaftspolitisches Thema aufmerksam gemacht. Köhler stellte seine erste Berliner Rede unter den Titel „Bildung für alle“. Die Bildungsausgaben in Deutschland seien insgesamt zu niedrig, meinte Köhler und betonte, dass Deutschlands Bildungsausgaben hinter denen der anderen OECD-Ländern immer weiter zurückfielen. Er warnte davor, die Probleme des deutschen Bildungssystems durch Umverteilung lösen zu wollen. „So richtig es ist, dass wir mehr Geld für die frühkindliche Bildung und Erziehung ausgeben müssen, so falsch wäre es, dafür beispielsweise die Hochschulausgaben zu kürzen.“

Köhler forderte ein „verpflichtendes und möglichst kostenfreies letztes Kindergartenjahr“ und betonte, dass die ersten Lebensjahre entscheidend für die Bildungschancen seien. Weil gerade benachteiligte Kinder von einer frühkindlichen Förderung profitierten, sei frühkindliche Bildung auch ein Gebot der Chancengleichheit. Köhler sprach sich auch für verpflichtende Sprachprüfungen vor dem Schuleintritt aus.

„Pisa hat uns genügend Anhaltspunkte dafür gegeben, dass unser Bildungssystem sich nicht auf der Höhe der Zeit befindet“, erklärte Köhler und verlangte mehr individuelle Förderung für Schüler. Schulen sollten vermehrt die Lebensbedingungen ihrer Schüler berücksichtigen.

In seiner Rede sprach sich Köhler außerdem für Islamunterricht an deutschen Schulen aus. Er wies darauf hin, dass in wenigen Jahren etwa 40 Prozent der Großstädter einen Migrationshintergrund haben werden und forderte eine „gemeinsame Anstrengung“ für eine erfolgreiche Integration.

Ulla Burchardt (SPD), Vorsitzende des Bildungsausschusses, kritisierte die Rede Köhlers und meinte, er hätte mit seinen Forderungen mutiger sein müssen. Er habe nicht gewagt, das dreigliedrige Schulsystem zu kritisieren, das „eine Rutschbahn und keine Startbahn“ vor allem für Jugendliche mit Migrationshintergrund darstelle. SOPHIE HAARHAUS

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