Michael Müller will es wissen

Der Bausenator schasst seinen Staatssekretär

VON UWE RADA

Hat der Eindruck getäuscht? Seitdem Ephraim Gothe als Staatssekretär das operative Geschäft der Bau- und Wohnungspolitik in der Stadtentwicklungsverwaltung leitete, wehte ein neuer Wind. Gothe war nicht nur Neubaupolitiker, sondern nahm auch die Sorgen und Ängste der Mieter ernst. Gentrification-Kritiker wie Andrej Holm wurden zu Senatskonferezen eingeladen, Initiativen wie Kotti und Co. durften Konzepte zur Zukunft des sozialen Wohnungsbaus ausarbeiten. Nun wurde Gothe gefeuert. War er dem Senator zu bürgernah?

Kein harter Hund

Und was kann der Neue, was der Alte nicht konnte? Gewiss, sein Netzwerk in der Bundes-SPD sichert Berlin den nötigen Einfluss im wieder SPD-geführten Bauministerium. Und gewiss auch ist Engelbert Lütke Daldrup so verwaltungserfahren, dass er auch den Umbau der größten Berliner Verwaltung wuppt. Wenn Ephraim Gothe eines nicht war, dann ist es ein harter Hund.

Wahrscheinlich versteht man die überraschende Personalie aber besser, wenn man auf das Motiv des Dienstherrn schaut. Mitten in der Legislaturperiode einen erfolgreichen Staatssekretär gegen einen auszuwechseln, der womöglich noch erfolgreicher ist, zeigt: Michael Müller hat noch viel vor. Er hat nicht nur Spaß am Senatorenamt gefunden, sondern will auch den Erfolg mit allen Mitteln. Und der heißt: Bauen, bauen, bauen.

Müller geht ein hohes Risiko ein. Scheitert die Randbebauung in Tempelhof, ist er beschädigt. Verschafft er Berlin eine neue Gründerzeit, wäre er der erfolgreichste SPD-Senator – und womöglich zu Höherem berufen.