Muslime um ihr Erspartes geprellt

Gestern verhandelte das Landgericht die Klage von sechs Deutschtürken gegen eine türkische Unternehmensgruppe

Die deutschen Gerichte, da ist sich Herr C. ganz sicher, werden ihm und tausenden seiner türkischen Landsleute in Deutschland dazu verhelfen, dass sie ihr Geld wiedersehen. Schließlich hat das Bremer Landgericht gerade gesagt, dass es die in Luxemburg ansässige Unternehmensgruppe Kombassan Holding „höchstwahrscheinlich“ dazu verurteilen wird, die von ihm und fünf Mitklägern erworbenen Anteile zurückzuzahlen. Der Vorsitzende Richter Wolfgang Golasowski begründet dies damit, dass Kombassan kein Recht hatte, ohne behördliche Erlaubnis in Deutschland mit Wertpapieren zu handeln. Andere Landgerichte in Deutschland haben bereits ähnlich geurteilt, in einigen Fällen hätten nach Auskunft von Herrn C.s Anwalt die Gerichte auch einen Betrug erkannt.

Doch selbst wenn das Urteil, das am 7. Dezember verkündet werden soll, auch in der nächsten Instanz bestehen sollte, sei noch nicht gesagt, dass auch wirklich gezahlt würde, mahnt Richter Golasowski an. „Es ist möglich, dass die Firma dann nicht mehr existiert oder insolvent ist.“ Geld hätten bisher nur die Kläger gesehen, die sich auf einen Vergleich einließen. 80 dieser Vergleiche habe seine Kanzlei in Deutschland bisher erzielt, sagt Anwalt Özkan Arikan, dabei bekamen die Kläger 40 bis 60 Prozent ihrer Einlage zurück. Gestern schloss er einen Vergleich für seine Mandanten aus, auch die anderen beiden Anwälte lehnten ab.

Wie viel er der Unternehmensgruppe Kombassan Holding Anfang 2000 für vermeintlich renditesichere Anlagen gezahlt hat, mag Herr C. genauso wenig sagen wie seinen vollen Namen. „Mehrere Zehntausend“ seien es gewesen, sagt der 48-Jährige, der mit 15 Jahren nach Deutschland gekommen war und hier sein ganzes Erwachsenenleben „geschuftet“ hat. Von Bekannten hörte er davon, dass die Holding sein Erspartes vermehren könne, ohne dass er in Konflikt mit dem Islam gerät, der es Gläubigen verbietet, ihr Geld bei Banken anzulegen. Doch nach der Zahlung habe er nie wieder etwas von der Firma gehört, geschweige denn eine Rendite gesehen. „In Koffern“ sei das Geld in die Türkei transportiert worde, berichtet sein Anwalt, in einigen Städten gingen Vertreter der Holding von Tür zu Tür und sammelten Bares ein.

Dabei ist Kombassan nur eine von vielen ähnlich operierenden türkischen Anlagefirmen, die an diversen international tätigen Unternehmen beteiligt sind. Nach einem Bericht des Magazins Spiegel sollen 200.000 Türken in Deutschland betroffen sein, fünf Milliarden Euro „versickerten“ danach in undurchsichtigen Finanzgeflechten. eib