raubkunst, rückgabe etc.
: Mäzenat versus Marktteilnehmer

Die Sorge, ob die gelassene Haltung tatsächlich belastbar ist, die die deutsche Öffentlichkeit zuletzt in Fragen der Vergangenheitsbewältigung zeigte, war vielleicht mit ein Grund des Symposiums, das die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), Kulturstaatsminister Bernd Neumann und die Koordinierungsstelle für Kultur (www.lostart.de) am Montag in Berlin ausrichtete.

„Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über die Restitution von Kunstwerken“ erklärt es SPK-Präsident Klaus-Dieter Lehmann für besonders dringlich, die „enormen Leistungen jüdischer Mäzene für das kulturelle und soziale Leben in Deutschland weiter zu erforschen und zu vermitteln.“

Die überfällige Würdigung dieser Leistung wie das neu gewonnene Wissen mögen helfen, die Konflikte bei Restitutionen zu entschärfen. Das Problem „Rückerstattung und Zivilgesellschaft“, wie der Vortrag von Constantin Goschler lautete, ist damit nicht aus der Welt. Nicht alle jüdischen Sammler, deren Kunstwerke heute zurückgefordert werden, waren ehedem Mäzene. Ihre Erben aber sollten sich heute doch bitte wie solche verhalten – und nicht wie schnöde Marktteilnehmer, brachte der Historiker von der Ruhr-Universität Bochum eine so naive wie anmaßende Erwartung von deutscher Seite auf den Punkt. Eine Erwartung, die allerdings zuletzt gründlich enttäuscht wurde.

Tatsächlich bewegte das Publikum vor allem die Frage nach der richtigen Haltung. Emily D. Bilsky, Kuratorin am Jüdischen Museum München, beantwortete sie mit dem Hinweis, dass Restitutionsforderungen Museen weltweit, selbst in Israel, beträfen. Die Herkunft ihrer Kunstwerke zu kennen, darum gehe es international in den Museen. Und im einzelnen Fall darum, zu versuchen, Gerechtigkeit herzustellen. Das könne auch heißen, die Lebensgeschichte eines Sammlers oder Mäzens öffentlich bekannt zu machen. Diese Forschung zu leisten, sei keine Frage des Geldes, sondern eine der Prioritäten. Vielleicht auch der Hierarchien, möchte man ergänzen, aufgrund einer verräterischen Bemerkung aus dem Auditorium. Denn sofort war mit der kleinen, ungeschickten Bemerkung von der Provenienzforschung als einem reinen Frauenjob klar, dass diese Aufgabe für absolut vernachlässigbar gehalten wurde.

An diesem Punkt weiß man, wie bitter nötig die Erben sind, die nicht auf Mäzenatentum, sondern auf den Kunstmarkt setzen. Nur sie bewirken ein Umdenken, von dem in the long run die Museen und Kulturinstitutionen profitieren werden. Die deutsche Zivilgesellschaft muss – sofern sie denn existiert – diese Herausforderung eh meistern.

BRIGITTE WERNEBURG