DIE FESTNAHMEN IM IRAK PROVOZIEREN NICHT NUR DIE IRANISCHE FÜHRUNG
: Die Radikalislamisten können aufatmen

Was bedeuten die Festnahmen iranischer Diplomaten und Offiziere durch die US-Armee im Irak tatsächlich? Am Samstag wurden auf Drängen der USA Sanktionen gegen Teheran beschlossen. Unmittelbar danach forderte Washington die EU und Japan zu weiteren Strafmaßnahmen auf. Exportkredite sollen eingeschränkt, Waffenexporte ganz eingestellt und Verträge über den Import von iranischem Erdöl nicht unterzeichnet werden. Neben diesen Sanktionsdrohungen schicken die USA einen weiteren Flugzeugträger mit Atomwaffen an Bord in Richtung Persischer Golf. All dies deutet darauf hin, dass die Bush-Regierung entschlossen ist, den bisherigen Konfrontationskurs gegen den Iran fortzusetzen. Allen Empfehlungen der Baker-Kommission zum Trotz.

Auch für den britischen Premierminister Tony Blair ist der Iran die größte Bedrohung für die Stabilität im Nahen Osten. Teheran unternehme derzeit alles, „um den gemäßigten Regierungen und uns in der Region Probleme zu bereiten“. Daher sehe auch er kaum Aussichten darauf, Iran in die Bemühungen um ein Ende der Gewalt in der Region einzubinden.

Bei den im Irak Festgenommenen handelt es sich um hohe Offiziere, die auf Einladung von Iraks Präsident Dschalal Talabani im Rahmen eines Sicherheitsabkommens zwischen den Nachbarländern nach Bagdad gekommen waren. Die Festnahme ist eine Provokation – übrigens auch gegen die gewählte Regierung des Irak, deren Entscheidungen einfach übergangen werden, wenn sie den Besatzungsmächten nicht ins Konzept passen.

Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad und die Radikalislamisten um ihn können aufatmen. Denn mit Recht hegten sie die Befürchtung, dass eine versöhnlich US-Politik zu ihrer Isolierung im eigenen Land führen würde. Die große Schlappe, die sie bei den Kommunalwahlen am 15. Dezember einstecken mussten, ist durch die Sanktionsbeschlüsse und Drohungen aus dem Westen in den Hintergrund gedrängt worden. Nun kann sich Ahmadinedschad wieder als Retter des Vaterlands und des Islam aufspielen. BAHMAN NIRUMAND