Ein nachtragender Nabob

Wer ihn mit dem Terror in Verbindung bringt, den nötigt der milliardenschwere Khalid Bin Mahfouz zum öffentlichen Kniefall. Gestern war es wieder so weit, in allen größeren deutschen Tageszeitungen

VON MATHIAS BRÖCKERS

Mit einem geschätzten Privatvermögen von rund 3,6 Milliarden US-Dollar ist Khalid Bin Mahfouz zwar einer der reichsten Männer der Welt, doch kaum einer der Superreichen genießt auch so einen schlechten Ruf wie dieser 1949 geborene Scheich.

In die Schlagzeilen geriet der Saudi mit irischem Pass und prunkvollem Nebenwohnsitz in der Bush-Nachbarschaft von Houston (Texas) vor allem nach den Anschlägen vom 11. 9. 2001, als ihn zahlreiche Medienberichte und Buchveröffentlichungen als „Finanzier des Terrors“ und „Schwager Ussama Bin Ladens“ bezeichneten.

Mittlerweile hat Scheich Bin Mahfouz das Wall Street Journal, die Washington Post, USA Today und zahlreiche andere Publikationen erfolgreich verklagt und zu großflächigen Gegendarstellungen gezwungen.

Eine solche Unterwerfungserklärung erschien gestern auch in allen größeren überregionalen Tageszeitungen Deutschlands – die Autoren Jean-Charles Brisard und Guillaume Dasquié entschuldigen sich in einer viertelseitigen Großanzeige bei Scheich Khalid und seinem Sohn Abdulrahman für ihre höchst „verleumderischen Behauptungen“. In ihrem Buch „Die verbotene Wahrheit“ (2002) hatten sie behauptet, dass Khalid Bin Mahfouz einer der wichtigsten saudi-arabischen Förderer von al-Qaida sei, als Bankier eine führende Rolle bei der Finanzierung des Terrorismus spiele und seine Schwester mit Ussama Bin Laden verheiratet sei.

Was die Verwandtschaft betrifft, hatten die Autoren sich dabei auf eine offizielle Quelle berufen, denn niemand Geringeres als der damalige CIA-Chef James Woolsey hatte 1998 vor einem US-Senatsausschuss ausgesagt, KBMs Schwester sei eine von UBLs Frauen.

Als Zeuge im Mahfouz-Prozess gegen das Wall Street Journal hat Woolsey diese Aussage aber 2003 als „Verwechslung“ widerrufen – und seitdem zieht der Scheich von Gericht zu Gericht, um die Weiterverbreiter dieser offiziellen Falschmeldung zur Strecke zu bringen.

Ebenfalls äußerst empfindlich reagiert der Milliardär auch auf Behauptungen, er sei als Direktor der BCCI-Bank verurteilt worden, die im Zuge der Aufklärung der Iran-Contra-Affäre Mitte der 80er-Jahre als größtes Geldwäsche-Konglomerat aller Zeiten aufgeflogen war.

Zwar kam es wegen der Verwicklungen der Bank in illegale Drogen- und Waffengeschäfte und Terrorfinanzierung zu zahlreichen Verurteilungen von BCCI-Mitarbeitern, nicht aber ihres Direktors Khalid Bin Mahfouz, der freiwillig 225 Millionen Dollar zahlte und so einer Verurteilung entging. Auch was die von ihm mit 30 Millionen Dollar ins Leben gerufene islamische Stiftung „Muwaffaq“ betrifft, zu deren Vorsitzenden er seinen Sohn Abdulrahman berief, ging Mahfouz bis dato straffrei aus: Als das US-Finanzministerium die Stiftung im Oktober 2001 als „Al Qaida“-Unterstützerin benannte, wurden zwar die US-Guthaben ihres Leiters Yasin al-Qadi eingefroren, nicht aber die des Mahfouz-Clans.

Die guten Beziehungen, auf die KBM in den USA stets zurückgreifen kann, gehen auf die 70er-Jahre zurück, als er zusammen mit seinem saudischen Freund Salem Bin Laden, einem Onkel Ussamas, begann, in Texas Geschäfte zu machen und James W. Barth zu seinem Treuhänder ernannte. Bald schon entwickelten sie auch Bauprojekte in Texas zusammen mit James Baker II – dem Bush-Anwalt und späteren Minister – und Kapital von Bin Mahfouz eilte hilfreich herbei, um die defizitäre Ölfirma Harken Energy des jungen George W. Bush zu retten.

James R. Bath – mit Bush junior seit der gemeinsamen Zeit in der „Champagner-Liga“ genannten Air National Guard befreundet – war der „Taufpate“ einer sehr einträglichen Geschäftsverbindung, bei der, so Craig Unger in seinem Buch „House of Saud, House of Bush“ (2004), „in der folgenden Generation über 1,4 Milliarden $ an Investitionen und Aufträgen an Firmen flossen, die eng mit den Bushs verbunden waren“.

Auf seiner Webseite www.binmahfouz.info demonstriert der Scheich seine absolut blütenreine Weste mit einer langen Liste von Richtigstellungen, die er in Sachen seiner Rufschädigung und mithilfe einer Legion von Anwälten mittlerweile durchgefochten hat.

Unbestritten bleibt dabei eine Zahlung von 270.000 Dollar an Ussama Bin Ladens heilige Krieger im Jahr 1988, die aber, so seine Anwälte, ausschließlich „dem US-unterstützen Kampf gegen die sowjetische Besetzung Afghanistans“ gewidmet gewesen sei. Weil damals der islamistische Terror noch eine gute Sache war, kann Bin Mahfouz daraus heute natürlich kein Strick mehr gedreht werden.

Sicherheitshalber – und weil es für eine kleine Zeitung aussichtslos ist, sich mit einer milliardenschweren Wickelmütze vor Gericht anzulegen – verkünden wir deshalb hier in vorauseilendem Gehorsam, dass es sich bei Scheich Khalid Bin Mafouz und seinem Clan um eine absolut ehrenwerte Gesellschaft handelt.