Kreationisten
: Die Bibel im Bio-Unterricht

Nachhilfeunterricht für die hessische Kultusministerin Karin Wolff (CDU) fordert der Vizechef des Verbands deutscher Biologen (vdbiol) Ulrich Kutschera. Der Kasseler Professor für Evolutionsbiologie ist erbost. Denn seine Dienstherrin möchte gern, dass an den Schulen in der Biologie-Stunde auch die biblische Schöpfungsgeschichte vorgestellt wird – um die Schüler nicht durch unterschiedliche Theorien im Biologie- und Religionsunterricht zu verwirren, so Wolff. Doch wie die Verwirrung damit vermieden werden kann, verrät die CDU-Politikerin nicht. Evolutionstheorie und Schöpfungsgeschichte sind eben nicht miteinander in Einklang zu bringen. Diese Ansicht vertritt auch Kutschera: Auf der einen Seite stünden wissenschaftliche Tatsachen, auf der anderen ein 2.000 Jahre alter christlicher Mythos. Es sei inakzeptabel, die Evolution als Faktum in Frage zu stellen, kritisiert er den Vorstoß der CDU-Politikerin. Wolff sei damit auf die Taschenspielertricks der Kreationisten hereingefallen. In einem Brief an die Kultusministerin, unterzeichnet von Kutschera und mehreren Professorenkollegen, heißt es klar und deutlich: Der naturwissenschaftliche Unterricht muss weltanschauungsfrei bleiben!“ Wenn es zulässig sei, „die Evolutionstheorie durch außerwissenschaftliche Alternativen in Frage zu stellen“, dann müsste dies auch für andere wissenschaftliche Theorien gelten. Besorgt fragen sie daher, ob damit zu rechnen sei, dass das Kultusministerium es künftig für zulässig halte, zum Beispiel die Astronomie durch Astrologen in Frage zu stellen. WOLFGANG LÖHR