„Marie Antoinette“ soll in Bremen landen

Intendant Frey will das Musical-Theater am Richtweg bespielen. Übernimmt das Theater das finanzielle Risiko?

Bremens kommender Theater-Intendant Hans-Joachim Frey will „Marie Antoinette“, das Musical über Frankreichs Königin aus der Zeit der französischen Revolution, nach Bremen holen. Am vergangenen Donnerstag sollte eigentlich der Aufsichtsrat des Bremer Theaters tagen und ein 5-Millionen-Musical Projekt absegnen. Vier Monate „en suite“ soll das Musical laufen, allerdings nicht im Theater, sondern in der Musical-Spielstätte am Richtweg. In Tokio hat Frey es sich angesehen und ist so begeistert, dass er gern die Rechte für ganz Europa und auf drei Jahre erwerben würde. Die Musical-Autoren Michael Kunze und Sylvester Levay haben bereits mitgeteilt, dass die Europa-Premiere in Deutschland stattfinden soll – am 12. Februar 2009. Tamiya Kuriyama, der bereits die Uraufführung des Musicals am 2.11.2006 in Tokio betreute, soll auch die Regie der deutschen Fassung übernehmen.

Etwa ein Drittel der künstlerischen Arbeit soll vom Personal des Theaters geleistet werden. Karsten Küsters, Sprecher des Musiktheater-Ensembles, hat von dem Projekt aus der Zeitung erfahren. Dass das Ensemble zusätzlich über Monate auswärts spielt, kann er sich „eigentlich schwer vorstellen“. Sobald man über die Pläne informiert werde, wolle man das aber prüfen.

Auf Intervention der Kulturpolitikerin Carmen Emigholz (SPD) wurde die Sitzung des Aufsichtsgremiums vertagt. Frey hat dafür Verständnis, dass der neue Aufsichtsrat sich nach der Wahl erst konstituieren will, um sich dann in der neuen Formation mit der Sache zu befassen. Er sei überrascht von der Musical-Skepsis in Bremen, bekennt Frey gegenüber der taz. Den Aufsichtsrat will Frey davon überzeugen, dass das Risiko „absolut null“ sei.

Wenn die Städtereise-Veranstalter im Herbst 2007 das Bremer Musical in ihr Programm aufnehmen, könnte der Vorverkauf zum Weihnachtsgeschäft beginnen. Freys Ziel: Im Sommer 2008 sollen mindestens 2.000 Karten verkauft sein. sonst wird die Sache abgeblasen – die Vorlauf-Kosten bis dahin liegen zwischen 500.000 und einer Million Euro. Aber diesen Fall hält Frey für rein hypothetisch. Im Gegenteil: „Ich rechne mit einem hohen Überschuss“ – für die Theaterkasse. „Ich brauche keine Ausfallbürgschaft“, hat Frey erklärt. „Wer nichts wagt, gewinnt nichts“, sagt Frey. Die HVG, die das Musical Theater betreibt, übernimmt kein Risiko. Man werde einen normalen Mietvertrag abschließen, sagt Geschäftsführer Claus Kleyboldt, der sich auch in Tokio das Stück angesehen hat.

Wenn der Versuch im Sommer 2008 floppt, würden die angefallenen Kosten also aus dem Theaterhaushalt kommen müssen – den die Beschäftigten gerade durch Lohnverzicht („Notlagentarifvertrag“) sanieren. „Das kann nicht sein“, sagt Carmen Emigholz. Die Auslastung der Spielstätte am Richtweg sei „nicht primäre Aufgabe des Theaters“, das Risiko müsse „außerhalb des Theaters“ liegen. kawe