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Volles Rohr fürs Fracken

Der Kampf ums Fracking wird härter. Ein Gesetzentwurf, der die umstrittene Erdgasfördertechnik in Deutschland stark beschränken würde, hängt derzeit im Kanzleramt fest, weil die Industrie ihn zu restriktiv findet – und damit offenbar bei Teilen der Union auf offene Ohren stößt. In dieser Situation versucht der Öl- und Gaskonzern ExxonMobil seine Argumente auf allen Wegen unters Volk zu bringen. Offene Briefe, Lobby-Termine und – erstmals in der Firmengeschichte – ein taz-Interview des Europachefs Gernot Kalkoffen (Foto).

Zwar behauptet das Unternehmen hinterher auf seiner Webseite, es habe „gar nicht weh getan“, sich den kritischen Fragen zu stellen. Doch wer das Interview liest (es steht online unter taz.de/!149045) merkt schnell, dass der Exxon-Chef viele seiner Werbeaussagen über das angeblich giftfreie, sichere und klimafreundliche Fracking nicht belegen kann. „Es ist richtig, dass wir die Flüssigkeit noch nicht ausprobiert haben“, sagt er etwa über das angeblich harmlose Fracking-Mittel, mit dem das Unternehmen wirbt.

Dennoch scheint der stets freundlich auftretende Physiker Kalkoffen, der auch Vorsitzender der Wirtschaftsverbands Erdöl- und Erdgasgewinnung ist, bei der Politik auf Zustimmung zu stoßen. Das Kanzleramt, so ist zu hören, will das Fracking-Gesetz so verändern, dass erfolgreiche Probebohrungen automatisch zu einem Anspruch auf spätere Förderung in vergleichbaren Gesteinsformationen führen.

Ob eine solche Lösung im Bundestag durchsetzbar wäre, ist allerdings offen. In den betoffenen Regionen gibt es starke, parteiübergreifende Widerstände gegen Fracking – und das dürfte sich auch durch Briefe und Interviews des Europachefs nicht ohne Weiteres ändern. MALTE KREUTZFELDT

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