Lenz schmeißt hin

Zu viel öffentlicher Druck: Der in die VW-Affäre geratene SPD-Landtagsabgeordnete Günter Lenz gibt auf

Er hat den Begriff „System Volkswagen“ geprägt, die unheilvolle Verquickung von Arbeiterführern, SPD und Bossen bei Europas größtem Autobauer. Nun ist das System für Günter Lenz zum Verhängnis geworden: Am Freitag legte der SPD-Landtagsabgeordnete sein Amt nieder. Seine Mandate bei VW ließ der 47-Jährige ruhen und verabschiedete sich in den Urlaub. Das „Maß an Belastung für meine Familie und die Partei im beginnenden Landtagswahlkampf“, teilte Lenz mit, sei „unerträglich“ geworden.

Bis jetzt hatte Lenz bei VW und SPD eine steile Karriere hingelegt – eben „System VW“: Werkzeugmacher, Betriebswirt, seit 1998 Betriebsratschef bei VW Nutzfahrzeuge in Hannover, ein Jahr später saß der stets ruhig wirkende Mann mit der Nickelbrille bereits im Aufsichtsrat. 2003 holte ihn Sigmar Gabriel in den Landtag und machte ihn zum wirtschaftspolitischen Sprecher. Ohne die Vorwürfe von Ex-VW-Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer wäre Lenz vielleicht sogar Schattenminister im Kabinett von Wolfgang Jüttner geworden. Der Spitzenkandidat aber drängte Lenz am Donnerstag zum Rücktritt, nachdem er ihm zuvor jahrelang den Rücken gestärkt hatte. Juristisch gelte nach wie vor die Unschuldsvermutung, sagte Jüttner. Politisch war der Schaden allerdings unkalkulierbar geworden.

Der öffentliche Druck, den Gebauer beim Prozess gegen den Ex-SPD-Bundestagsabgeordneten Hans-Jürgen Uhl entfacht hatte, war zu groß geworden: Lenz sei „Unterorganisator“ von schlüpfrigen Sausen in Hannover gewesen, so Gebauer. Während diese „dienstfremden Veranstaltungen“ aus dem Jahr 1999 verjährt sind, ermittelt die Justiz wegen Prostituiertenbesuchen unter anderem in Seoul 2001.

Lenz hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen und Entlastungszeugen genannt. Er rechnete auch am Freitag mit einem „baldigen, für mich positiven Ende der Recherchen“ der Staatsanwälte. Ob das der gebeutelten Landes-SPD helfen würde, ist allerdings ungewiss. KSC