Anschläge auf Moschee und Synagoge

NAHOST Palästinenserpräsident Mahmud Abbas wirft Israel vor, einen Religionskrieg zu provozieren. Hintergrund ist der seit Wochen anhaltende Streit um den Zugang zum Tempelberg in Jerusalem

AUS JERUSALEM SUSANNE KNAUL

Brandstifter haben in der Moschee von Al Mughayir nördlich von Ramallah im Westjordanland großen Schaden angerichtet. Palästinenser bemerkten das Feuer, als sie gestern am Mittwoch zum Morgengebet kamen. Unruhen, die in Reaktion auf den Anschlag ausbrachen, verzögerten die Löscharbeiten an dem Gotteshaus, das fast vollständig ausbrannte. Ebenfalls am Mittwoch früh flog ein Brandsatz auf die antike Synagoge in der arabisch-israelischen Kleinstadt Schfaram, wo sie geringen Schaden anrichtete. In beiden Fällen sind die Täter flüchtig.

Die Bürger von Al Mughayir machen radikale Siedler aus der Umgebung für den Anschlag verantwortlich. In dem Dorf wurde vor zwei Jahren schon einmal eine Moschee angezündet. Der Chef der Regionalverwaltung für die Siedlungen, Gershon Mesika, verurteilte den „pyromanischen“ Brandanschlag auf die Moschee.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas beschuldigte Israel, einen Religionskrieg zu provozieren. Zentraler Konfliktpunkt ist seit Wochen der Kampf um den Tempelberg, der den frommen Anhängern beider Religionen heilig ist. Nationalreligiöse Aktivisten und Politiker aus Israel waren in den vergangenen Tagen demonstrativ auf den Tempelberg gezogen. Ähnlich kontraproduktiv für eine Beruhigung der aufgebrachten Emotionen dürfte der Ruf von Marwan Barghuti wirken, dem derzeit inhaftierten Chef der Fatah im Westjordanland. Barghuti schrieb in einem Brief anlässlich des zehnten Todestages von Jassir Arafat, dem früheren PLO-Chef und Palästinenserpräsidenten, dass „die Wahl des globalen und bewaffneten Widerstandes“, der rechte Weg sei, um „Arafats Erbe, seine Ideen und Prinzipien“ weiterzutragen. Informationen der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan zufolge sitzt Barghuti seither in Einzelhaft.

Jakob Peri (Zukunftspartei), ehemals Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Beth und jetziger Wissenschaftsminister, betonte am Mittwoch vor Korrespondenten, dass Israel am Status quo auf dem Tempelberg festhalten werde. Gerade dieser Status quo räume jedoch auch Juden Besuchsrechte ein. Peri selbst halte den Zeitpunkt dafür zwar für ungeeignet, dennoch könne „nur die Polizei aus Sicherheitsgründen die Besuchsrechte einschränken“. Eine Intervention seitens der Regierung hält der israelische Minister für verkehrt.