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Archiv-Artikel

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„Exit Through the Gift Shop“ von Banksy in einer besseren Welt Dänemark/Schweden 2010, R: Susanne Bier, D: Mikael Persbrandt, Trine Dyrholm „Art is, what you can get away with!“, oder: „Kunst ist, womit du durchkommst!“ ist die zumindest originelle Antwort eines britischen Künstlers auf die Gretchenfrage der zeitgenössischen Kultur. Die Grenzen der Kunst werden ständig (oft nach der jeweiligen Verleihung des Turner-Preises in London) neu gezogen, und dass Graffiti oder ihre Variante „Street Art“ schon lange in Galerien ausgestellt wird und dort hohe Preise erzielt, ist für viele Besitzer von besprühten Häusern immer noch schwer zu verstehen. Als ein Held dieser subversiven Kunst hat der Engländer Banksy schon längst Kultstatus erreicht. Seine Werke sind originell, perfekt ausgeführt, provokant und witzig. Es gehören visionäre Fantasie, viel Mut und Organisationstalent dazu, wenn man wie er vor ein paar Jahren in einer Kunstguerilla-Aktion Durchbrüche in die schwerst bewachte, damals gerade fertiggestellte Betonmauer zwischen Israel und dem Westjordanland malte. Den größten Teil des ersten Teils, der eine Dokumentation über die Geschichte der illegalen Graffitikunst ist und die halsbrecherischen Aktionen zeigt, in denen die Künstler nachts ihre Werk an möglichst spektakuläre Orte malen, drehte eindeutig der in Kalifornien lebende Franzose Thierry Guetta. Seit den frühen 90er Jahren begleitete er die mit ihm befreundeten Künstler mit seiner Videokamera. Dabei entstanden spektakuläre Aufnahmen, und auf einer Ebene ist der Film schon deshalb sehenswert, weil er zugleich ein filmischer Katalog und eine umfassende historische Darstellung dieser Kunstform ist. Man wird immer tiefer in die Geschichte hineingezogen, denn es gelingt Bier, jede Figur als einen komplexen und faszinierenden Charakter zu entwickeln. Aber langsam wird der Film auch immer mehr ein Portrait des Dokumentierenden, denn Guetta ist ein Besessener, der alles um ihn herum mit der Kamera aufnimmt, all die Videokassetten aber nie wieder ansieht. Er hat eher psychische Probleme als eine künstlerische Vision, und dies stellt sich spätestens dann heraus, wenn sein Versuch, das Material zu einer Dokumentation zu montieren, sich als ein unansehbares Bilderchaos entpuppt. Richtige Filmemacher müssen Guettas Material sichten und schneiden. Währenddessen rät Banksy seinem Freund Guetta dazu, in dieser Zeit doch selber mal „ein wenig Kunst zu machen“. Als Ergebnis davon verwandelt sich Guetta in einen kommerziell extrem erfolgreichen Instant-Künstler, der bei Warhol und allen anderen Popartkünstlern so plump klaut, dass sich die Bilderrahmen biegen. Wie Frankenstein hat Banksy ein Monster geschaffen: einen Pseudokünstler, der für alles steht, was die Künstler der Street-Art-Szene hassen. All das scheint so irrwitzig, dass man immer wieder glaubt, eine so genannte mokumenatry, also eine fiktive, gefälschte Dokumentation zu sehen. Aber alles ist wirklich so passiert. Die beachtliche Kunst von Banksy liegt darin, dass der Film ständig neu definiert, was er selber eigentlich ist.

Der Film läuft heute ab 21.45 Uhr open Air im Arriba Schanzenkino im Sternschanzenpark Hamburg