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Hamburg turnt auf

■ Verband für Turnen und Freizeit veranstaltet Turnschau Gymnaestrada

„Wir wollen mit raus aus den muffigen Turnhallen und beweisen, daß Turnen auch für Zuschauer attraktiv ist“, frohlockt Bernd Lange-Beeck, Geschäftsführer des Verbandes für Turnen und Freizeit (VTF). Mit ihrer „VTF-Gymnaestrada“ läuten Hamburgs Turner am Wochenende eine Reihe von Großereignissen ein, die in den kommenden Monaten in der Hansestadt über die Bühne gehen werden. Die dreitägige Turnschau des Verbandes für Turnen und Freizeit (VTF) will einen Vorgeschmack geben auf die DTB-Turngala am 10. Dezember und auf das 29. Deutsche Turnfest vom 15. bis 22. Mai 1994.

Die Eröffnungsveranstaltung „Faszination Turnkunst“ gestern abend in der Sporthalle Alsterdorf wartete gleich mit einer Neuheit auf: Erstmals wurde in Hamburg um Preisgelder geturnt. Hamburgs, Bremens und Niedersachsens Meister im Kunstturnen, Trampolinspringen und in der rhythmischen Sportgymnastik turnten in einem unkonventionellen Mixed-Mannschaftswettbewerb um die Siegprämie von 1500 Mark (Veranstaltung dauerte bei Redaktionsschluß noch an).

Stargäste des Abends waren der Ringeweltmeister Andreas Aguilar und sein Partner Alfred Lefebre mit ihrer Comedy-Show am Reck. Außerdem trat die 25köpfige Hamburger Tanzakrobatikgruppe „Nicht ganz gestern“ auf, die im vergangenen Jahr bei der Weltausstellung in Sevilla großen Anklang fand.

Zum weiteren Programm der Gymnaestrada gehören heute ein Lern- und Gesundheitsmarkt mit den Vorführungen von 40 Vereinen auf dem Uni-Sportgelände am Turmweg, eine Sternwanderung. Am Wahlsonntag geht die Veranstaltung mit der „Matinee der Älteren“ und einem großen Kinderfest rund um das Völkerkundemuseum zugunsten des Weltkinderhilfswerks Unicef zu Ende.

Dasselbe soll auch für das Deutsche Turnfest im kommenden Frühjahr gelten, von dem der Turnfunktionär hofft, „daß es ein Meilenstein in der Turnfestgeschichte wird“. Der Blick über den Tellerrand gehört dazu: Insgesamt sollen beim Turnfest, zu dem zwischen 100 000 und 130 000 Turner erwartet werden, 20 Sportarten präsentiert werden, darunter das mit 20 000 Teilnehmern größte Volleyball-Turnier der Welt. Hans-Jürgen Schulke, Chef des Organisationskomitees, erhofft sich vom Turnfest den Nachweis, „daß die Turnvereine dem Modernisierungsdruck durch private Anbieter und ein sich wandelndes Freizeitverhalten gewachsen sind.“

Zahlreiche Veranstaltungen sollen dem Trend Rechnung tragen, demzufolge das traditionelle Kunstturnen im Angebot der Vereine auf zwei Prozent geschrumpft ist. In drei Messehallen wird es einen Gesundheitsmarkt, einen Lehr- und Lernmarkt und einen Vereinsmarkt geben. Erstmals wird es beim Turnfest auch einen eigenen Komplex nur für Frauen geben. In der Messehalle 1 können die Frauen, die knapp drei Viertel aller Mitglieder der Turnvereine stellen, ganz unter sich sein.

Auch in anderen Bereichen wollen die Turnfestorganisatoren neue Maßstäbe setzten. Um ein Verkehrschaos zu vermeiden, sollen nicht nur alle Teilnehmer öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Auch für Ehrengäste und Prominente wird es keinen Fahrdienst geben. „Denen stellen wir 1 000 Fahrräder zur Verfügung“, sagt Turnfest-Sprecherin Babette Urban. Und schließlich wird es zwischen den beiden Abschlußveranstaltungen im Volksparkstadion rund um die Arena mit einem „Brunch“ für 100 000 Gäste die größte Massenspeisung unter freiem Himmel geben, die Hamburg je erlebt hat.

Olaf Krohn (dpa)

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