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Frisches Wasser für die Slums

Privatisierung muss nicht schlecht sein – in den Elendsquartieren der philippinischen Hauptstadt Manila nützt sie auch den Armen. Die Stadtverwaltung verpflichtet die privaten Wasserunternehmen, neue Anschlüsse in die Slums zu legen

aus Manila CLAUDIA BLUME

Sich einmal richtig duschen zu können – das war für Milagros Quirino jahrelang nur ein Traum. Jeden Tag musste ihre Familie mit wenigen Litern Wasser auskommen, die sie einem Nachbarn abkaufte, der einen Brunnen auf seinem Grundstück gegraben hatte. 3.000 Familien in dem Slumviertel mit dem schlichten Namen „37/38“ in Metro Manila teilten sich drei Brunnen. „Wir mussten um drei Uhr morgens aufstehen, um sicher zu sein, noch Wasser zu bekommen“, sagt Milagros Quirino. „Wenn die Pumpe nicht funktionierte, kehrten wir mit leeren Händen zurück.“

Jeder dritte Bewohner der 11-Millionen-Metropole Manila hat keinen privaten Wasseranschluss – in der Mehrheit Slumbewohner, die illegal auf öffentlichem oder privatem Land siedeln und deshalb bis vor kurzem keinen Anschluss beantragen durften. Viele Arme sind darauf angewiesen, Wasser von zweifelhafter Qualität für viel Geld von privaten Händlern zu kaufen. Andere Alternativen sind Brunnen oder das Sammeln von Regenwasser.

Weil die philippinische Regierung nicht über die Mittel verfügte, um die Versorgung zu verbessern, wurde der Wassersektor der Hauptstadt 1997 privatisiert. Manila wurde in zwei Konzessionsgebiete aufgeteilt, die jeweils von einem Konsortium aus einheimischen und ausländischen Firmen kontrolliert werden. Die Konzessionäre wurden vertraglich verpflichtet, ihren Kundenstamm zu erweitern. Beide entwickelten deshalb speziell auf Arme ausgerichtete Programme.

Eine der wichtigsten Komponenten der Projekte ist, dass vor der Einrichtung eines Wasseranschlusses nicht mehr nach Papieren gefragt wird. Solange keine unmittelbare Räumung durch private oder öffentliche Landbesitzer droht, können die illegalen Siedler ganz unbürokratisch einen Anschluss beantragen.

Bei der Bezahlung zeigt man sich flexibel. Der Anschluss kann in mehreren Monatsraten bezahlt werden. Um Kosten für die Installation zu sparen, teilen sich oft mehrere Familien eine Wasseruhr. Durch die Schaffung von gestaffelten Tarifen subventionieren kommerzielle und industrielle Kunden die niedrigeren Gebühren von ärmeren Kunden.

Bis Anfang 2002 wurden durch die beiden Projekte mehr als 120.000 neue Wasseranschlüsse in Armenvierteln installiert. Das Leben der Menschen dort hat sich deutlich verbessert. Zudem ist das Wasser nun billiger – während die Menschen im Viertel 37/38 etwa vorher rund 1,7 Euro pro Kubikmeter zahlten, sind es nun etwa 0,25 Euro.

Aber auch die beiden Konzessionäre profitieren von den Slumprojekten. Durch die legalen Anschlüsse konnte die Zahl der Lecks reduziert werden, durch die den Firmen erhebliche Verluste entstehen.

Die Menschen in den Slums werden für die Wartung der Wasseruhren und Leitungen verantwortlich gemacht. „Wir sagen ihnen: Wenn ihr das Wasser erstmal habt, müsst ihr es auch managen“, sagt Jun Dizon von Manila Water. Freiwillige Koordinatoren wie Milagros Quirino überprüfen die Wasseruhren, organisieren Reparaturen, melden Lecks und Wasserdiebstahl und sorgen dafür, dass alle ihre Rechnung bezahlen.

Die Privatisierung des Wassersektors kann gerade in Entwicklungsländern viele Nachteile für ärmere Bevölkerungsschichten haben. Doch das Beispiel Manila zeigt, dass sie unter bestimmten Voraussetzungen durchaus auch dazu führen kann, dass sowohl die Privatwirtschaft als auch die Armen profitieren.

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