: Frauen als Selbstmordverhüterli?
■ Italien läßt „weiblichen Militärdienst“ zu - mit fragwürdigen Begründungen
Aus Rom Werner Raith
Natürlich geht es nur um „Gleichberechtigung und sonst nichts“, Verteidigungsminister Giovanni Spadolini ist entsetzt, daß man anderes vermuten könnte: „Schon vor vier Jahren, als Ministerpräsident, habe ich einen Gesetzesvorschlag dazu gemacht.“ Wenn sich Frauen schon den nackten Busen im Zuge des Gleichheitsparagraphen erstreiten, muß man sie doch auch ans Gewehr lassen, oder? Nein, so ganz doch wieder nicht - Gewehrdienst bleibt weiterhin ausgeschlossen. „Aber sie können bis in die höchsten Kommandostellen einrücken“, versichert Spadolini treuherzig. Fragt sich, welche „Kommandostellen“, wenn sie vom Unterricht in Strategie und Taktik, vom Bedienen und Freigeben von Artillerie und Bombardements ausgeschlossen sind; und wie sollen sie gar mit den NATO–Leitstellen zusammenarbeiten? Naja, „so genau ist das auch noch gar nicht umrissen“, kommentiert ein Regierungssprecher den vom Ministerrat verabschiedeten Entschluß. Was sich dahinter verbirgt, wollen die offiziellen Stellen nicht zugeben; offiziös freilich ist die Mund–zu– Mund–Propaganda sehr wohl beabsichtigt: mit der „Frauenoffensive“ soll ein neuer Wind in die Kasernen einziehen, sollen die Mannsbilder wieder lieber Dienst tun. Daran, so scheint es, hat es in den letzten Jahren kräftig gehapert. Eine beispiellose Selbstmordserie hat Italiens Vaterlandsverteidiger erfaßt. Zuerst Rekruten, dann, als man ihre Vorgesetzten dafür verantwortlich machte, auch Offiziere. Mammis, Pappis und Bräute dürfen seither jeden Sonntag in die Lager, viel Heimaturlaub gibts, und, geht es nach einigen Reformern, dann soll auch der Wehrdienst gar noch von derzeit 15 auf sieben Monate verkürzt werden. Da aber ist Spadolini vor - seine schönen Soldaten würden dann kaum mehr NATO–tauglich sein. Und so kam ihm eben der Trichter mit den Frauen in den Kasernen. Ob das Parlament da mitmacht, ist allerdings noch fraglich. Denn noch immer haben die Volksvertreter zuerst an ihre eigenen Töchter gedacht und jegliche bisherige Initiative zum Wehrdienst für Frauen gekippt.
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