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Unverändert harte Streikfronten

■ Neue Streiks in Paris / Regierung und Bahndirektion verweigern Verhandlungen Gewerkschaften und Eisenbahner beharren auf ihren Forderungen und Streik

Aus Paris Georg Blume

Am Montag morgen hat in Paris ein neuer Streik der Metro– und Busfahrer begonnen. Der öffentliche Nahverkehr wurde dadurch aber nur wenig gestört. Im französischen Eisenbahnerkonflikt blieben unterdessen die Fronten zu Beginn einer als entscheidend geltenden Woche unverändert hart, ohne daß sich Lösungen am Horizont abzeichneten. Stattdessen häuften sich auf beiden Seiten die politischen Erklärungen, die die schwankende öffentliche Meinung zu beeinflussen suchen. Premierminister Jacques Chirac, der sich bei einem Neujahrsempfang am Montag im Pariser Rathaus erstmals öffentlich zu dem Streik äußerte, warnte vor einer Erhöhung der Gehälter, die die Inflation unvermeidlich antreiben und damit vor allem die benachteiligten sozialen Schichten treffen werde. An die Adresse von Francois Mitterrand gerichtet forderte er die demokratischen Autoritäten des Landes zu Verantwortung und Pflichtbewußtsein auf, um die na tionale Solidarität zu wahren. Demgegenüber verurteilte der Nationalsekretär der sozialistischen Partei, Jean Poperen, die Haltung Chiracs, der eine Kraftprobe suche, um die Lohnabhängigen in die Knie zu zwingen. Für die stärkste französische Eisenbahnergewerkschaft, die kommunistische CGT, wies Generalsekretär Henri Krasucki gestern die Erklärungen der Bahndirektion über eine Bereitschaft der Eisenbahner zur Wiederaufnahme der Arbeit als Propaganda zurück. Er verteidigte sich gegen Vorwürfe, daß seine Organisation die Streikbewegung der Basis zu vereinnahmen suche. „Die Basis allein existiert nicht. Sie ist demokratisch organisiert. Die CGT versammelt ihre Komitees jeden Tag vor den Vollversammlungen. Krasucki bestätigte die Streikaufrufe der CGT in den nächsten Tagen in anderen Sektoren des öffentlichen Dienstes. Am Montag kam es bereits zu ersten spontanen Arbeitsniederlegungen bei der Post. Die Aktionen von den am Streik beteiligten Gewerkschaften, CGT und CFDT, sowie den unabhängigen zwei „nationalen Koordinationen“ der Eisenbahner, verlaufen indes getrennt. Gewerkschaften und Koordinationen riefen jeweils zu unterschiedlichen Kundgebungen in Paris auf.

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