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Wo die SPD Wähler gewonnen hat

■ Bei der Bundestagswahl wählten zwei Drittel der Arbeiter die Sozialdemokratie / Grüne holen auf, CDU verliert überproportional / SPD–Verluste in der Mittelschicht / Ergebnisse der „infas“–Analyse

Berlin (taz) - Wenn es nach den mehr als sieben Millionen Gewerkschaftsmitgliedern gegangen wäre, dann hätte Johannes Rau sich an der Spitze einer parlamentarischen Zwei–Drittel–Mehrheit zum Kanzler küren lassen können, während Helmut Kohl als Führer einer Mini–Opposition ein kärgliches Politiker–Dasein fristen müßte. 68 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder haben ihre Zweitstimme den Sozialdemokraten gegeben, 22 Prozent stimmten für die CDU. Die FDP dagegen wäre von den Gewerkschaftern zur bedeutungslosen Splittergruppe niedergestimmt worden, während die Grünen mit acht Prozent unter den Gewerkschaften fast genauso viele Wähler aktivieren konnten wie in der Bevölkerung insgesamt. Dies ergibt eine Analyse des Wahlforschungsinstituts „infas“, die in der Februar– Ausgabe der IG–Chemie–Mitgliederzeitung „Gewerkschaftspost“ abgedruckt ist. Interessant ist, daß die Sozialdemokraten, die insgesamt 1,2 Prozentpunkte gegenüber der Bundestagswahl 1983 eingebüßt haben, unter den Gewerkschaftsmitgliedern deutlich um neun Prozent zugelegt, die Unionsparteien dagegen mit 13 Verlustpunkten krass und überproportional verloren haben. Ähnliche Verschiebungen wie bei den Gewerkschaftsmitglie dern zeigen sich auch bei den gewerblichen Arbeitnehmern insgesamt, also bei jener Gruppe von Arbeitnehmern, die noch am ehesten in der Reichweite gewerkschaftlicher Politik liegen. Die CDU/CSU verlor unter den Arbeitern acht Prozent und brachte es auf gerade mal 33 Prozent. Die SPD verbesserte sich um vier Prozent auf 59 Prozent. Die Grünen, die in dieser Gruppe bisher praktisch keinen Rückhalt hatten, haben hier mit sechs Prozent deutlich Boden gutgemacht, liegen aber dennoch unter ihrem Bundesdurchschnitt. Verloren haben die Sozialdemokraten in der Mittelschicht, bei den höheren Angestellten und Beamten drei Prozent (jetzt 28 P fünf auf zehn Prozent verdoppeln konnten. Die Motive für das schlechte Abschneiden der Regierungsparteien bei den Arbeitern sucht „infas“ in den enttäuschten Aufschwungerwartungen der Arbeitnehmer. Nur 29 Prozent der Arbeiter sahen im Wahlmonat Januar ernsthafte Aktivitäten der Bundesregierung zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. marke Siehe auch Kommentar

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