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Action–Directe–Festnahmen als Polizeierfolg

■ Hinweise aus der Bevölkerung sollen zur Festnahme der vier Action–Directe–Mitglieder geführt haben / Französische Presse feiert bis auf wenige Ausnahmen Fahndungserfolg der Polizei / Beweislage gegen Rouillan und Cipriani dürfte schwierig sein

Aus Paris Georg Blume

Die Festnahme der vier Führungsmitglieder der Action Directe (AD), Jean–Marc Rouillan, Nathalie Menigon, Georges Cipriani und Joelle Aubron, erfolgte nach bislang unbestätigten Meldungen aufgrund eines Hinweises aus der Bevölkerung. Die vier Festgenommenen wurden bereits am Sonntag in die Untersuchungshaft nach Versailles gebracht, wo sie seitdem vom Untersuchungsrich ter verhört werden. Die Untersuchungshaft kann maximal vier Tage währen, dann muß der Richter die Anklageschrift vorlegen. Die Polizei, der es bisher an Beweisen für die Anklage mangelte, erhofft sich von den im Wohnsitz der vier nahe Orleans festgestellten Gegenständen weitere Hinweise. Dazu sollen insbesondere Photokopien der Schriftstücke gehören, die Georges Besse am Abend seiner Ermordung bei sich führte. Bei dem Attentat auf Besse wurden allerdings nur zwei Frauen - also mutmaßlich Menigon und Aubron - gesehen, sodaß die Anklage gegen Rouillan und Cipriani den Richtern womöglich Kopfzerbrechen bereiten wird. Allzumal der Polizei im Zusammenhang mit früheren AD–Attentaten scheinbar auch heute nicht mehr als die Bekennerbriefe vorliegen. Für die französische Justiz wird die Arbeit mit dem Fall „Action Directe“ damit erst beginnen, nachdem die Polizei mit ihrem „Fahndungserfolg“ ihren Teil weitgehend erledigt hat. Nach den jetzigen Festnahmen der vier bekannten Mitglieder des sogenannten „internationalen Zweiges“ der AD bleibt nach vorausgegangen Fahndungserfolgen der Polizei ein letztes bekanntes Mitglied des sogenannten „internen“ Zweiges der AD, Max Frerot, auf freiem Fuß. AD hatte sich 1983, ein Jahr nachdem man in den Untergrund ging und die Organisation verboten wurde, in zwei Flügel gespalten. Der internationale Zweig um Vordenker Rouillan radikalisierte sich, proklamierte den „anti–imperialistischen Kampf“, knüpfte Kontakte mit der RAF und folgte einer Strategie tödlicher Attentate. Noch 1982 sah Rouillan die Dinge scheinbar ganz anders. In aller Öffentlichkeit engagierte er sich bei Hausbesetzungen, für eine „freies revolutionäres“ Radio und illegale türkische Gastarbeiter. Allerdings entdeckte die Polizei bald ein Waffenlager in einem besetztem Haus und sprach von einer Verbindung der „Action Directe“ mit der libanesischen „Revolutionären Armeefraktion“ (FARL). „Die Polizei handelt, als wolle sie uns um jeden Preis in die Illegalität bringen“, sagte Rouillan in einem seiner letzten Interviews 1982. Die französische Presse wollte von diesen Geschichten am Montag kaum noch etwas wissen. „Ein meisterhafter Netzwurf der Polizei“ titelte der rechte Figaro, der darin den „Erfolg einer umfassenden, mutig geführten Politik“ sieht, der die „resolute Aktion“ von Innenminister Pasqua rechtfertigt. Der Quotidien de Paris befand: „Polizei und Justiz verrichten ihre Arbeit, die Ordnung regiert. Dieses Gefühl wird heute die gesamte französische Öffentlichkeit teilen.“ Einzig Liberation beschwichtigte: „Der Polizei wird niemals ein öffentlicher Feind Nr.1 fehlen.“

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