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„Superphenix“ spaltet Atombündnis?

■ Nach dem Unfall im Schnellen Brüter Malville erstmals öffentliche Diskussion in Frankreich / Der Sozialistische Abgeordnete Mermaz fordert Abschalten des Atommeilers für die Dauer der Reparaturarbeiten

Aus Paris Georg Blume

Der weiterhin unbehobene Unfall im französischen Schnellen Brüter „Superphenix“ in Malville hat in Frankreich erstmals seit dem Ende der siebziger Jahre eine öffentliche Diskussion über die Schnellbrütertechnik ausgelöst. Auf Ersuchen des sozialistischen Abgeordneten des Schnellbrüter– Departement Isere, Louis Mer maz, wird noch heute der regionale Malville–Kontrollausschuß tagen und sich mit einer Resolution von Mermaz befassen, die ein Abschalten des Atommeilers für die Dauer der Reperaturarbeiten verlangt. Bereits am Montag hatte sich die sozialistisch orientierte CFDT–Gewerkschaft für den Stopp von Superphenix ausgesprochen, damit eine „ernsthafte Diagnose der Gründe für das Na triumleck“ ermöglicht werde. Ähnlich äußerte sich der Sprecher der rechtsradikalen „Front National“, Stirbois. Dagegen verteidigten das zuständige Industrieministerium, die französischen Elektrizitätswerke EdF und die kommunistische Gewerkschaft CGT den andauernden Betrieb des Reaktors. Vor Ort hat man bei den Untersuchungen des Natriumlecks in dem für den Wechsel der Brennstäbe bestimmten Zwischentank bis heute keine Fortschritte erzielt. Nach wie vor weiß man nicht, wo genau sich das Leck befindet. Ein hoher EdF–Verantwortlicher gab jedoch am Dienstag zu, daß es sich bei dem Grund für die Entstehung des Lecks um ein „Schweißnahtproblem“ handele. Obwohl damit ein Konzeptionsfehler beim Bau des Tanks naheliegt, wollte er einen solchen Fehler noch nicht eingestehen. Unerwähnt blieb bisher, daß sich entgegen erster Beteuerungen bereits ein gebrauchtes Brennelement in dem beschädigten Zwischentank befindet. Das Brennelement war im Januar 1986 ausgetauscht worden und konnte bisher nicht an anderer Stelle gelagert werden, da sich das in Malville vorgesehene Zwischenlager für Brennstäbe noch im Bau befindet. Mit dem Unfall in Malville trat der seit Jahren schwelende Konflikt zwischen dem französischen „Kommissariat für Atomenergie“ (CEA) und der EdF um die Entwicklung der Schnellbrütertechnik in bisher unbekannter Deutlichkeit zuvor. Das CEA sieht auch heute die Zukunft des Brüters nicht in Frage gestellt. Als staatliches Atomforschungsunternehmen lebt das CEA von der Entwicklung des französischen Plutoniumkreislaufs. EdF hingegen muß als Betreiber die potentiellen Kosten eines Ausbaus der Schnellbrüterlinie tragen.

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