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GAU im Kopf

■ Zum Pflanzensterben in Österreich

Leben im Katastrophen–Rhythmus. Mit größter Selbstverständlichkeit wird davon ausgegangen, daß in Tirol eine Giftwolke den Obst– und Laubbäumen, Holunder– und Fliederbüschen den Garaus gemacht hat. Das „rätselhafte“ oder „mysteriöse“ Pflanzensterben hat die in unseren Köpfen lauernde Vorstellung vom nächsten GAU abgerufen. Wir leben mit der Erwartung, fast schon mit der Gewißheit eines neuen schweren Unfalls in Chemie– oder Atomkraftwerken. Wenn solche Unfälle als kalkulatorische Größe verinnerlicht sind, wenn sie eine fast naturgesetzliche Regelmäßigkeit erhalten, dann wundert sich niemand mehr über einen Dioxin–Nebel in Tirol. Er wäre „normal“ gewesen, wogegen die zunächst simple Erklärung, daß die Wetterkapriolen als Pflanzenkiller verantwortlich sind, das Mißtrauen aktiviert. Dabei ist auch die These des Klimaschocks nur eine Bestätigung der bösen Vorahnungen. Seit Hunderten von Jahren bläst der Föhn durch die österreichischen Täler. Seit Montag letzter Woche läßt er plötzlich Pflanzen kollabieren. Wenn dem so ist, dann doch nur, weil diese Pflanzen durch permanenten Umweltstreß „destabilisiert“ sind. Weil sie so stark vorgeschädigt sind, daß schon eine laues Lüftchen ihre Blätter kringeln und schwarz werden läßt. Diesen Zusammenhang sollten auch die Umweltorganisationen herausstellen, anstatt insgeheim weiterhin einem bisher nicht entdeckten oder bewußt verschleierten Gift–Unfall als Ursache des Pflanzensterbens nachzuhängen. Manfred Kriener

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