: Schlampiger Antrag für Endlager
■ Drei Gutachten stellen erhebliche Mängel in den Antragsunterlagen für das Atommüllager „Schacht Konrad“ bei Salzgitter fest / Zeitpunkt des Planfeststellungsbeschlusses wieder offen
Aus Hannover Jürgen Voges
Gravierende Mängel weisen für die Stadt Salzgitter die von der Physikalisch–Technischen Bundesanstalt vorgelegten Antragsunterlagen für das atomare Endlager Schacht Konrad auf. Wie die Stadt, auf deren Gebiet Europas größte Atommüllkippe errichtet werden soll, gestern mitteilte, kommen drei von ihr in Antrag gegeben Gutachten zu dem Schluß, daß die Antragsunterlagen für das Planfestellungsverfahren zu großen Teilen „unvollständig und nicht nachvollziehbar“ sind. Unabhängig voneinander haben das Kieler Ingeneurbüro „Dr. Pieles und Dr. Gronemeier Consulting GmbH“, das „Batelle Institut“ in Frankfurt und die hannoversche „Gruppe Ökologie“ im Auftrag der Stadt die von der PTB eingereichten Unterlagen einer mehrmonatigen Prüfung und Bewertung unterzogen. Das auf Sicherheitsstudien für unterirdische Atommüllager spezialisierte Kieler Ingenieurbüro kommt zu dem Schluß, daß die Antragsunterlagen „generell mangelhaft“ sind. Die PTB stelle ihre zugrunde liegende Überlegungen nur in groben Zügen dar, unterscheide oft nicht zwischen Annahmen und geprüften Daten. Geologische Basisdaten für den Standort Konrad seien nicht ausreichend erhoben worden. Für die Hannoversche Gruppe Ökologie hat die PTB „wesentliche sicherheitsrelevante Aussagen“ überhaupt nicht begründet. Entscheidende Aussagen des PTB–Planes seien mangels ausreichender Dokumentation von Untersuchungsverfahren, Berechnungen und Ergebnissen kaum zu überprüfen. Nach Ansicht der Gutachter vom „Batelle Institut“ hat die PTB in manchen Fällen, „lediglich die Absicht formuliert nach dem Stand von Wissenschaft und Technik zu arbeiten, ohne anzugeben, wie dieses Ziel erreicht werden soll“. Schon nach einer ersten Sichtung der drei Gutachten geht die Stadt Salzgitter davon aus, daß die PTB die Planfeststellungsunterlagen nun zumindest erheblich überarbeiten muß. mit der öffentlichen Auslegung der Planunterlagen die bereits mehrmals verschoben wurde, sei nun frühestens Anfang 1988 zu rechnen.
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