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Bauern–Aufstand im Norden Kolumbiens

■ Seit Wochenbeginn Demonstrationen mit 100.000 Bauern / Sie fordern Land und Verstaatlichung der Öl–Multis / Protest gegen „schmutzigen Krieg“

Bogota (taz) - Kolumbiens Bauern machen mobil. Rund 100.000 Campesinos beteiligten sich zum Wochenbeginn an mehreren Sternmärschen im Norden des Landes. Ob es ihnen auch gelingt, in die städtischen Zentren einzuziehen und darüber hinaus - wie angekündigt - die wichtigsten Erdölfelder zu besetzen, schien gestern fraglich. Die Militärs haben zahlreiche Sperren errichtet, um die Bauern zu stoppen. Die Forderungen der Campesinos: Sie verlangen Land und die Verstaatlichung ausländischer Ölfirmen, vor allem aber richtet sich der Protest gegen den „schmutzigen Krieg“. Über 4.000 Menschen sind in Kolumbien seit 1981 dem „schmutzigen Krieg“ zum Opfer gefallen, den die Todesschwadronen der Großgrundbesitzer, der Militärs und der Kokain–Mafia im ganzen Land führen. Bevorzugte Ziele der Killerkommandos sind Bauernführer, Gewerkschafter, Menschenrechtler und vor allem oppositionelle Politiker. So hat allein die linke „Patriotische Union“ (UP) in den zwei Jahren seit ihrer Gründung den gewaltsamen Tod von über 600 Mitgliedern zu beklagen, unter ihnen zahlreiche Parlamentarier, Bürgermeister und auch der Vorsit zende Jaime Pardo Leal. Ihr letztes Opfer: Elkin de Jesus Martinez, Bürgermeister von Remedios, einer Kleinstadt im Nordwesten des Landes. Sein Name stand auf einer Liste einer Schwadron namens „Tod den Revolutionären des Nordwestens“. Auf deren Abschußliste stehen sämtliche im März gewählten UP–Bürgermeister der Region. Neben der „Verstaatlichung aller von multinationalen Konzernen ausgebeuteten Bodenschätze“ und neben Investitionen im Straßenbau und der Wasser– und Stromversorgung fordern die Campesinos vor allem die Entmilitarisierung der ländlichen Gebiete. Denn daß die Armee die Todesschwadronen bewaffnet und oft gar aus den eigenen Reihen rekrutiert, daran besteht kein Zweifel. Die Generäle ihrerseits bezichtigen die Bauern in vielen Regionen der Kollaboration mit der Guerilla und weigern sich abzuziehen, solange diese nicht geschlagen ist. Die kolumbianische Guerilla, die älteste Lateinamerikas, hat fast 7.000 Mann unter Waffen. Verteidigungsminister General Rafael Samudio Molina tut ihr aber sicher zu viel der Ehre an, wenn er behauptet, die Mobilisierung der Bauern bei den derzeitigen Aktionen, die vier Tage dauern sollten, sei allein das Werk der ELN, neben der kommunistischen FARC zweitstärkste Formation des Landes. „Die Leute werden unbewaffnet marschieren“, verlautbarten die Organisatoren der Protestbewegung. Im Fall einer Unterdrückung der Märsche könnten sie aber für nichts garantieren. „In diesem Land ist es unmöglich, die Guerilleros vom Volk zu unterscheiden“, warnte ein Vorstandsmitglied von „A luchar“ (“Auf zum Kampf“), einer politischen Gruppierung, die der ELN–Guerilla nahesteht. „Die Regierung wird Fortsetzung auf Seite 2 darauf pochen, daß die Märsche abgebrochen werden“, verkündete Gerardo Martinez, Staatssekretär im Departement Santander, einem Zentrum der Bauernbewegung und einer traditionellen Hochburg der Guerilla. Als in der Departementshauptstadt Bucaramanga etwa 300 Bauern - den Angaben der Militärs zufolge - eine Barrikade errichteten, kam es zu ersten Auseinandersetzungen. Zwei Soldaten wurden erschossen. Ciro Krauthausen/thos

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