: Sonnenstrom auf der Parzelle
■ Strom aus Sonnenlicht ist kostenlos / Investieren muß man 1.300 Mark, um eine Parzelle damit zu erleuchten / Warmwasserbereitung mit Sonnenlicht geht, Heizung nicht / Staatliche Hilfen möglich
„Strom zum Nulltarif“, diesen Traum hat sich ein Bremer Bürger erfüllt - jedenfalls in seinem Gartenhäuschen im Norden der Hansestadt. Die Stromversorgung übernimmt ein auf dem Dach angebrachter Solargenerator - eine etwa einen halben Quadratmeter große, flache Platte, auf der Solarzellen angebracht sind. Diese Zellen wandeln das Sonnenlicht direkt in elektrischen Strom um. Damit wird über ein Stromkabel eine Batterie aufgeladen; diese sorgt für die Beleuchtung im gesamten Häuschen und für Unterhaltung aus dem Radio
-auch im Winter. Da diese Anlage mehr Strom liefert als gebraucht wird, kann der Kleingärtner sogar einen seiner Nachbarn noch mit der kostenlosen Energie versorgen. Die erforderliche einmalige Investition betrug 1.300 Mark: 800 Mark für den Generator, 300 Mark für die Batterie und 200 Mark für das Ladegerät. Diese Geräte sind wartungsfrei, so daß darüber hinaus keine Kosten entstehen.
Mit der Stromversorgung dieses Häuschens , das nicht durchgehend bewohnt wird, ist die Kapazität dieser Anlage dann aber auch schon fast erschöpft. Eventuell könnte sie noch den Strom für einen Kühlschrank liefern, aber für die vollständige Stromversorgung eines Einfamilienhauses mit Herd, Musikanlage und weiteren elektrischen Geräten sind diese Anlagen dann doch nicht brauchbar.
In anderen Bereichen ist der Einsatz von Sonnenenergie bereits weiter fortgeschritten, so zum Beispiel bei der Erwärmung von Brauchwasser. Der Bremer Ingenieur Manfred Hilke gehört zu den Fachleuten auf dem Gebiet
der praktischen Erprobung der Sonnenenergie. Vor kurzem hat er in einem Einfamilienhaus in Lesum eine Brauchwasseranlage installiert. Hier werden in den Sommermonaten und in der Übergangszeit zwischen 90 und 95 Prozent des gesamten Brauchwassers durch Sonnenenergie erwärmt. Der Sonnenkollektor befindet sich auf der südlichen Dachhälfte. Er ist viereinhalb Quadratmeter groß und besteht im wesentlichen aus einem Kasten mit einer gläsernen Abdeckung. Sein Boden ist der Absorber, der die Flüssigkeit in dem geschlossenen Kreislauf erhitzt. Über einen Wärmetauscher wird dann das Wasser in dem 300 Liter fassenden Speicher erhitzt. Bei Bedarf kann es von dort entnommen werden. Auch in unseren Breiten kann das Wasser je nach Sonnenintensität bis weit über 70 Grad erhitzt werden. Allerdings ist dies nicht sinnvoll: Bei siebzig Grad beginnt die Auskalkung im Warmwasserspeicher. Der Temperaturverlust des Wassers im Speicher beträgt lediglich zwei bis drei Grad täglich; deswegen kann das heiße Wasser über meh
rere Tage gespeichert werden.
Auf eine zusätzliche Heizanlage - Hilke empiehlt einen elektrischen Heizstab, der sich im Speicher befindet - kann aber nicht vollständig verzichtet werden. Die Anlage, die im Selbstbau erstellt worden ist, kostet insgesamt immerhin etwa 7.000 Mark. Trotzdem zahlt sie sich aus, da sie ja zu einer erheblichen Einsparung anderer Energieträger - etwa Öl oder Gas - führt.Dies gilt insbesondere für alte Heizkessel, die wegen der Gefahr des Rostens auf einer relativ hohen Temperatur gehalten werden müssen. Dies übrigens auch im Sommer, obwohl sie dann nur für die Brauchwassererwärmung benutzt werden. Hilke rechnet bei normalen Anlagen mit einer Amortisationsdauer von 10 Jahren - bei den derzeit sehr niedrigen Kosten für Öl und Gas relativ kurz.
Prinzipiell nach derselben Methode wie die Brauchwasserversorgung erfolgt auch die Beheizung mit Solarenergie. Wegen der erforderlichen großen Flächen für Sonnenkollektoren und der übergroßen Speicher ist eine
Wärmeversorgung über Sonnenenergie in unseren Breiten aber nicht sinnvoll - meist gar nicht möglich. So muß für eine Wohnung von 120 Quadratmetern Größe mit einer Kollektorfläche von etwa 30 Quadratmetern gerechnet werden. Der Speicher muß mindestens 3.000 Liter fassen können, die Kosten bewegen sich in einer Größenordnung von mehreren Zehntausend Mark.
Mit wesentlich geringeren finanziellen Mitteln für bauliche Maßnahmen kann die sogenannte passive Sonnennutzung erreicht werden. So sollte bei der Planung von Neubauten darauf geachtet werden, daß die Räume mit dem größten Wärmebedarf im inneren des Hauses liegen, die nicht so häufig genutzten Räume außen. Zusätzlich können über Glasvorbauten Pufferzonen errichtet werden, die zu einer langsameren Abkühlung der Räume führen.
Übrigens: Bei vielen Investitionen zur Nutzung natürlicher Ressourcen gibt es staatliche Zuschüsse. So können etwa Solaranlagen über 10 Jahre mit zehn Prozent von der Steuer abgesetzt werden.
Heino Schomaker
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen