High-Tech-Video-Kaleidoskop

■ Am Samstag abend, 21 Uhr, im Cafe Grün: „Eetc“, ein 69min. Video-Film (Farbe) von David Larcher. Die taz sprach mit dem Filmemacher auf der Berlinale 1988

Seit seinem Abschluß am Royal College of Art 1965 hat der Avantgarde-Filmemacher David Larcher konsequent inkonsequent gearbeitet. Drei Filme sind in den letzten zwanzig Jahren entstanden. Der Experimentalfilmer aus Leidenschaft lebt von der Hand in den Mund und reist mit seinem uralten Campingbus durch Europa, sammelt Filmmaterial.

„Eetc“, den Blue Box am 25.2. im Cafe Grün zeigt, ist eine solche Sammlung aus acht Jahren. Larcher hat den Film im Studio elektronisch nachbearbeitet. Heraus kam ein manchmal verwirrendes, gleichzeitig faszinierendes Video, das Autobiographisches digitalisiert.

Über „Eetc“ und das Filmen führte Taz-Autor Roland Mayer ein Gespräch mit Larcher während der Berlinale 88. Hier einige Auszüge:

taz: Du beginnst den Film mit einer Spielerei, mit der Leinwand, doch dann werden Bilder und Aussagen immer dichter...

David Larcher: Ja, ich beginne die Bilder zu spicken, es ist eine Taktik, ich hätte gerne noch mehr in die Bilder reingepackt, aber ich hatte nicht genug Zeit. Außerdem ist dies natürlich eine Frage des Geldes, denn die Bearbeitung eines Videos im Studio ist teuer. Gut, wenn man jemanden hat, der

einem diese ganze Bearbeitung macht, dann sagst du, fuck it, laß ihn machen, ich gehe besser zu einem Analytiker, um über diese ganzen Probleme nachzudenken. Aber ich weiß das jetzt, würde es nie wieder so machen.

Dein Film zeigt gerade für den experimentellen Film einen interessanten Weg auf. Nicht zuletzt, weil du alles reinpackst und am Ende gar zu einem Gefühl zu komprimieren vermagst

Ja, damit habe ich mich befasst, und teilweise ist mir dies auch gelungen, aber eben nicht ganz..., aber wenn man den Film in seiner Gesamtheit betrachtet, ist das nicht weiter schlimm, weil das Gefühl, welches manchmal verlorengeht, auch wieder zurückkommt. Aber ich wollte etwas schaffen, wo dies Gefühl wirklich die ganze Zeit präsent ist, stark. Aber das mag auch falsch sein, weil, es gibt so viele Möglichkeiten, kdurch dieses reflektierende Leben zu gehen. Ich drehe einfach, versuche in meinen Filmen eine Realzeit zu haben und habe keine Angst davor, den Zuschauer zu langweilen.

Ich bekomme oft zu hören, ich hätte so und so lange an dem Film gearbeitet. Its bullshit, es arbeitet um mich herum, meinetwegen, zwanzig Jahre. Man kann sagen,

ich habe Material über einen langen Zeitraum hinweg gesammelt. Und dann fange ich eben an und suche, was mich an dem Material berührt, was mir etwas bedeutet.

Mit vielen Doppelbelichtungen, Untertiteln suchst du die Bilder zu verstecken, aber treten sie dadurch nicht nur noch deutlicher hervor?

Das ist ein Aufdecken, hier liegt der Grund, weshalb ich diesen Heidegger-Text im Film zitiere. „Der Glanz des Blitzes belebt dies neu, welches dir im Gesichtsfeld steht, und gibt den Dingen ihren ursprünglichen Glanz zurück“. Natürlich, ich verstecke die Bilder, aber darin liegt ihre Offenbarung. Dann wird es rein formal, und ich will wesentlich mehr sein als formal. Der Film wäre absolut persönlich, wenn ich zu einer universellen Interpretationsmöglichkeit gelangt wäre. Wenn du ihn einem Hottentotten zeigen willst, vergiss es, vielleicht sehen sie etwas, was weiß ich. Es ist schon abhängig von einem kleinen, ganz bestimmten Publikum, dem ich diesen Film zeigen kann. Aber je persönlicher ein Film wird, desto einfacher ist es für das Publikum, durch ihn mich zu sehen, etwas zu sehen. Mein Film weist einen Weg.

Interview: Roland Mayer