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Vorletzte Worte zur Berlinale

■ Unser taz-Mitarbeiter, der in der letzten Woche rund fünfzig Filme gesehen hat, erzählt von Stars und Sternchen

Von Jahr zu Jahr wird die Berlinale zum größeren Medienspektakel. Und so wie man in den letzten zwei Wochen aus allen Zeitungen, Fernseh- und Radiosendern mit den Filmfestspielen vollgestopft wurde, so wurde man auch als Zuschauer ewig mit blendenden Scheinwerfern beleuchtet, mußte sich vor der erbarmungslosen Meute der Fotografen in acht nehmen, und konnte kaum im Zoopalast aufs Klo gehen, ohne dort auf ein finnisches Kamerateam zu stoßen.

Ich will nicht noch ein Resümee zu dieser Überberichterstattung beitragen, gerade weil ich mich über vieles geärgert habe, was andere da geschrieben haben: das Programm wäre wieder nur mittelmäßig usw. Das waren die gängigen Allgemeinplätze, die sich leicht dahinschreiben lassen. Mit am unangenehmsten fiel mir dabei der Artikel in der Taz selber auf, in dem Christiane Peitz anmaßend der Jury wegen ihrer Entscheidung Feigheit unterstellte.

Ich habe an zwölf anstrengenden Tagen um die fünfzig Filme gesehen, von denen mir überraschend wenige nicht gefallen haben. „Rainman“ war der einzige, bei dem meine Augen feucht wurden, und den ich mir gleich noch ein zweites Mal angesehen habe. „Talk Radio“ wirkte so rasant, daß er mir viel kürzer vorkam, als er mit 110 Minuten tatsächlich war.

Sauras passend betitelte „Dunkle Nacht“ wird mir als der Film in Erinnerung bleiben, in dem ich eine Stunde sehr ruhig geschlafen habe.

Nach Rivettes „La Bande Des Quatre“, auf dem Weg zur Pressekonferenz ins Hotel Palace, lief ich plötzlich mitten in der Gruppe von fünf jungen Schauspielerinnen, die ich vorher fast drei Stunden lang auf der Leinwand gesehen habe. Und Otto Sander, der bei der Pressekonferenz des DDR-Films „Der Bruch“ schon nach wenigen Minuten das Podium verließ, weils ihm einfach die Fragen zu dumm waren, suchte in der nächsten Nacht genauso verzweifelt wie ich nach einem Sitzplatz im Delphi.

Die Statements der Stars und Regisseure der Wettbewerbsfilme waren am nächsten Tag überall zu hören oder zu lesen, aber einen der schönsten Sätze, der von der Bühne des Zoopalastes herunter gesagt wurde, habe ich nirgends wiedergefunden: der Regisseur von „Play Me Something“ sagte: „The film was finished last night in London, and tonight its shown here in Berlin.“

Jetzt gehts wieder „back to normal“ - im Laufe des Jahres werden neben den amerikanischen Großproduktionen hoffentlich noch ein paar mehr der vorgestellten Filme ins triste Bremer Kinoprogramm tröpfeln.

Wilfried Hippen

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