piwik no script img

„In mir ist die Allmacht Gottes“

■ Vor zehn Jahren starben neunhundert Sektenmitglieder im Dschungel Guyanas

Ulrich Stewen

Fast zwei Stunden benötigt der geländegängige Lastwagen für die acht Kilometer von Port Kaituma hierher. Der einzige Weg in den Ort führt über diese Piste, die sich in der Regenzeit in einen nach beiden Seiten ausufernden Schlammpfad verwandelt. Der Ort, der einmal über tausend Bewohner zählte, ist menschenleer. Die Türen der ehemaligen Wohnquartiere, von Lagerhäusern und Werkstätten, von Schule und Krankenstation sind vernagelt, tropischer Regenwald hat sich seit langem der Gebäude bemächtigt und läßt die Größe der Ortschaft kaum noch ahnen. Zuweilen scheinen Menschen aus der Nachbarschaft zu kommen, um den Dorfeingang vor dem endgültigen Verwuchern zu bewahren. Auf den Feldern, die einmal von den Bewohnern bebaut wurden, wachsen Bananen und Kassava. Sobald die Abenddämmerung hereinbricht, machen sich die Feldarbeiter schleunigst auf den Heimweg. Dann gehört Jonestown wieder den Jumbie-Birds, jenen kleinen schwarzen Vögeln, die sich stets als Nachlaßverwalter des Todes einnisten. So sagen die Dorfbewohner aus der Nachbarschaft.

Jonestown liegt unweit der Grenze zu Venezuela auf dem Gebiet der „Kooperativen Republik Guyana“, in einer fast menschenleeren Region, über deren Zugehörigkeit die beiden Nachbarstaaten seit langem zerstritten sind. 914 Menschen starben am Nachmittag des 18.November 1978 in der Siedlung an einer Mixtur aus Zyanid, schmerzstillenden und Beruhigungsmitteln, angemischt zu einer tödlichen Limonade auf Geheiß von James Warren Jones, dem „Vater“ der Gemeinde. Lawrence Schacht, ein Mediziner aus Houston in Texas, hatte das Gebräu in einem großen Bottich angerührt und, in Bechern abgefüllt, an die Umstehenden ausgeteilt. Bewaffnete Wachen hatten die Siedlung umstellt, damit niemand dem Todestrunk entgehe. Über Lautsprecher redete Jones auf seine Gemeinde ein: „Wir werden uns an einem anderen Ort wiedersehen“, rief er, und „im Sterben liegt eine große Würde, es ist eine erhabene Botschaft für jedermann.“

Die meisten warteten diszipliniert in der Schlange, ergriffen ihren Becher, tranken aus und legten sich mit ihren Angehörigen zum Sterben. Der Tod trat nach wenigen Minuten ein. Unruhe kam auf, als sich einige der Prozedur widersetzten. Doch Jones redete auf sie ein, bezeichnete sie als Verräter. Die Worte des „Vaters“ taten ihre Wirkung. Und dann kam das Ende für „Pfarrer Jimmie Jones“ - so später ein Vermerk auf seinem Sarg - mit einer Kugel in der rechten Schläfe.

Am gleichen Abend starb in der Hauptstadt Georgetown, wo die Gemeinde ein Verbindungsbüro unterhielt, Sharon Amos mit ihren drei Kindern. 84 Personen hatten das Glück, mit dem Leben davonzukommen, weil sie sich zum Zeitpunkt des Massentodes zufälligerweise außerhalb der Siedlung oder in Georgetown aufhielten. Die Kultgemeinde „Volkstempel Jünger Christi“ des Reverend Jim Jones erlosch innerhalb weniger Stunden, im zweiten Jahr nach ihrer Übersiedlung aus der kalifornischen Metropole San Francisco in ein entlegenes Dschungelgebiet Guyanas.

Für die Kultanhänger kam das Verderben nicht überraschend. Die „Weiße Nacht“ war zuvor geprobt worden, und stets waren die Opfer dabei in dem Glauben, wirklich an der Schwelle des Todes zu stehen. Geplant hatten Jones und seine engsten Gefolgsleute das Massensterben für den Fall, daß eine äußere Bedrohung den Bestand der Gemeinde gefährde. Zu diesem Zeitpunkt war einigen in der Gemeinde bereits klar, daß der drogenabhängige Reverend in einen Zustand schwerer psychischer Verwirrung geraten war, doch niemand wagte sich ihm zu widersetzen. Die von Jones erkannte äußere Bedrohung hatte am Tag vor dem befohlenen Sterben begonnen, und der „Vater“ fühlte sich nicht mehr Herr der Lage.

Der aus Kalifornien stammende Kongreßabgeordnete Leo Ryan war mit einer Gruppe von Journalisten und Angehörigen der Sektenmitglieder nach Guyana aufgebrochen, um in Jonestown Beschwerden und Erkenntnisse über Mißhandlung von Menschen, Freiheitsberaubung, Kindesentführung, Erpressung, Brandstiftung, illegaler Bereicherung und sogar Mord nachzugehen. In einer eidesstattlichen Erklärung hatte Jones‘ ehemalige Finanzsekretärin, Deborah Layton Blakey, von den Zuständen in der Siedlung berichtet und wegen der lebensbedrohenden Gefahr für die Gemeindemitglieder, die einer Terrorherrschaft ausgesetzt seien, die US-Behörden zum Einschreiten veranlassen wollen: „Das Leben in Jonestown war so elend und die körperliche Qual der Erschöpfung so groß, daß dieses Ereignis für mich nicht traumatisch wurde. Mir war es gleichgültig geworden, ob ich lebte oder starb.“

Niemand schritt ein, auch auf andere Eingaben geschah nichts. Hatten denn nicht Politiker und Botschaftspersonal Jonestown verschiedentlich Besuch abgestattet und in lebendigen Worten über das Leben in der Siedlung gesprochen? Hatte sich Jones nicht mit einem persönlichen Schreiben („Dear Jim“) der First Lady, Rosalyn Carter, der Regierung von Guyana empfohlen?

Leo Ryan nahm sich der Sache an. Der streitbare Politiker aus San Mateo, dem Geschick im Umgang mit den Medien nachgesagt wurde, hatte schon früher von sich reden gemacht. So war er nach dem Watts-Aufstand 1965 Untermieter bei einer schwarzen Familie in Los Angeles geworden und verdingte sich als Aushilfslehrer, um die Lebensbedingungen der Schwarzen aus der Nähe kennenzulernen. In Neufundland hatte er die Jagd auf Seehundbabies angeprangert und in Kalifornien acht Tage lang in Handschellen das Zellenleben einer Strafanstalt studiert, um Mißständen im Gefängniswesen auf die Spur zu kommen. Jetzt fühlte er sich verpflichtet, in der Guyana -Siedlung vorstellig zu werden, zumal er den Eindruck hatte, von den Behörden in Washington nur unzureichend informiert worden zu sein.

Am 17.November erreichte die Gruppe in einem gecharterten Flugzeug Port Kaituma und begab sich sogleich nach Jonestown. Die Situation war schon angespannt, denn noch in Georgetown hatte Ryan ein Schreiben von 600 Sektenmitgliedern aus der Siedlung erhalten, in dem er aufgefordert wurde, Jonestown fernzubleiben. Die Gruppe der Angehörigen, die Ryan begleiteten, um ihre Familienmitglieder zum Verlassen der Siedlung zu bewegen, sahen ihre Mission gefährdet und bedrängten den Politiker. Auch die Journalisten, darunter ein Team von NBC-Reportern, wollten nicht unverrichteter Dinge Guyana verlassen. Und Ryan selbst war sich wohl des Politikums bewußt, das die Jonestown-Affäre barg. Er bestand darauf, sich unbehindert in der Siedlung umsehen und mit den Bewohnern sprechen zu dürfen.

Noch rechtzeitig waren die Anwälte Mark Lane und Charles Garry in Georgetown aufgetaucht. Die beiden arbeiteten in Kalifornien als Rechtsvertreter des „Volkstempels“. Garry hatte sich in den sechziger Jahren einen Namen gemacht, als er sich passioniert für die Black-Panther-Bewegung in Oakland einsetzte, und Lane hatte vor einem Unterausschuß des Repräsentantenhauses mit seiner Theorie für Aufregung gesorgt, wonach die Morde an John F.Kennedy und Martin Luther King das Produkt infamer Verschwörungen gewesen seien. Beiden gelang es, Jones umzustimmen und einen Besuch der Gruppe doch noch zu ermöglichen.

Nach beschwerlicher Fahrt erreichte die Delegation, der sich auch der zweite Mann in der US-Botschaft in Georgetown, Dick Dwyer, angeschlossen hatte, die Siedlung. Die Besucher wurden bewirtet, Jim Jones gab Interviews, und Leo Ryan führte Gespräche. Als sich mehrere Volkstempler an den Politiker wandten, zunächst verhalten, später aber immer unverhüllter, und baten, mit der Gruppe die Siedlung zu verlassen, wurde die Stimmung frostig. Im Gespräch mit den Journalisten hatte Jones eingeräumt, daß es in der Siedlung eine Fülle von Waffen gebe, jetzt wandten sich fanatisierte Sektenmitglieder gegen die Besuchergruppe. Man beschloß, sich zu entfernen und wegen der unerwartet hohen Zahl an Ausreisewilligen in zwei Gruppen nach Georgetown zurückzufliegen. Ryan, dessen politische Funktion ihm Unversehrtheit zu garantieren schien, sollte bei der zweiten Gruppe mitfliegen.

Doch dann kam es zu einem Zwischenfall. Als sich die ersten bereits aufmachten und Ryan die Zeit zu weiteren Gesprächen nutzen wollte, stürzte sich ein Sektenmitglied, später als Donald Sly identifiziert, mit einem Messer auf den Politiker. Mark Lane rettete Ryan das Leben, indem er sich dazwischen warf und den Attentäter überwältigte. Daraufhin brachte man auch Ryan eilig zu dem wartenden Lastwagen, wo die Gruppe der Abtrünnigen in Todesangst ausharrte, weil sich bewaffnete Wächter bedrohlich dem Fahrzeug näherten. Auf dem Weg zum Flugplatz von Port Kaituma schwang sich auch ein gewisser Larry Layton auf den fahrenden Lastwagen. Seine Anwesenheit versetzte die mitreisenden Jonestown-Bewohner in schiere Panik, da der 32jährige zum inneren Kreis um den „Vater“ zählte.

Ryan traf eine folgenschwere Entscheidung, als er den jungen Mann gegen den Willen der übrigen Abtrünnigen mitnahm. Larry Layton würde neun Jahre später in den USA zu lebenslänglicher Haft verurteilt werden wegen Beteiligung an der Ermordung des demokratischen Abgeordneten Leo Ryan. Das Attentat ereignete sich am Flughafen von Port Kaituma, wo mehrere Schützen auf die abreisende Delegation schossen. Im Kugelhagel starben die NBC-Reporter Bob Brown und Don Harris, der Fotograf des 'San Francisco Examiner‘, Greg Robinson, Patricia Parks, die ihre Mutter zum Verlassen der Siedlung ermuntert hatte, und Leo Ryan. Mehrere Personen wurden schwer verletzt, darunter auch die Assistentin des Abgeordneten Jackie Speier. Als die Nachricht von der Tat in die Siedlung drang, war das Schicksal von über 900 Menschen besiegelt. Den Soldaten der Guyana Defense Forces, die in der folgenden Nacht nach Jonestown in Marsch gesetzt wurden, bot sich ein Bild des Grauens.

Militärtransporter der US-Armee schafften in den Tagen darauf die Leichen zum Luftwaffenstützpunkt Dover im Bundesstaat Delaware. Nahezu die Hälfte der Opfer sollte erst ein halbes Jahr später auf dem Friedhof Oakland -Evergreen bei San Francisco bestattet werden, weil ihre Hinterbliebenen nicht die Mittel für ein Begräbnis aufbringen konnten. Zum zehnten Jahrestag des Massentodes von Jonestown versammelten sich rund 40 Angehörige an ihren Gräbern. Eine Nachrichtenagentur deckte das Ereignis vom 18.November mit einem Rückblick von 14 Zeilen ab.

Das Medieninteresse hatte in dem Maße abgenommen, wie die Auseinandersetzung mit einem Phänomen kollektiver Selbsttötung immer mehr der veröffentlichten Nachlaßregelung und der Kostendebatte wich. Schließlich wurde das Vermögen des Volkstempels auf rund 27 Millionen Dollar geschätzt, angelegt in Grundstücken und Immobilien, gehortet auf Konten in Kalifornien, Panama, Venezuela, Trinidad, auf den Bahamas, den Niederländischen Antillen, auf anderen Karibik -Inseln, in Zürich und Paris. Die Mittel stammten vornehmlich aus Spenden, Abgaben der Mitglieder, aus übertragenen Vermögen und eigenen, wenn auch weniger erfolgreichen Geschäftstätigkeiten der Sekte.

Die anfängliche Angst, Jim Jones könne dem Massaker womöglich entgangen sein und plane, Rache zu nehmen an den Abtrünnigen, die sich seiner sträflich entsagt hatten, erwies sich in einem anderen Sinne als begründet. Ein Bericht über das Geschehen wäre nicht vollständig, wenn der Tod von acht weiteren Menschen unbeachtet bliebe: Im März 1979 beging der 31jährige Mike Prokes in der kalifornischen Stadt Modesto Selbstmord. Der ehedem enge Mitarbeiter von Jim Jones hatte zuvor erklärt, er sterbe „aus den gleichen gerechten Gründen“ wie die Angehörigen der Siedlung. Ein Jahr später wurde ein Ehepaar, das inzwischen den Namen Mills angenommen hatte, ermordet in seinem Haus in Berkeley aufgefunden. Die Mills hatten sich nach sechsjähriger Zugehörigkeit von der Sekte losgesagt und in Kalifornien eine Betreuungsstelle für einstige Gefolgsleute von Jim Jones gegründet. Ihre Tochter erlag wenige Tage später ihren schweren Verletzungen, die sie bei dem Überfall erlitten hatte. Im Oktober 1983 wurde Paula Jean Neustel und ihr 18 Monate alter Sohn von dem Vater des Kindes umgebracht. Als Paula Adams war sie dereinst Sprecherin des Volkstempels in Georgetown. Am 24.Februar 1984 lief Tyrone Mitchell, 28 Jahre alt, Amok. Mit einem Gewehr schoß er wahllos auf eine Gruppe von Schulkindern. Ein zehnjähriges Mädchen kam dabei zu Tode, andere wurden verletzt. Der drogenabhängige Mitchell war einer der wenigen Überlebenden von Jonestown. Seine Familienangehörigen waren bei dem Zyankali-Bacchanal umgekommen.

Nicht wie jene, die unterwürfig in die Gaskammern gingen, sondern wie die tapferen Helden, die im Warschauer Ghetto Widerstand geleistet haben“, beschrieb Jones einmal den Leitspruch seiner Gemeinde, der, mit wenigen Ausnahmen, Schwarze angehörten. Einem immer engmaschiger werdenden Netz von Bedrohungen und Feindseligkeiten wähnte er seine Gemeinde bald ausgesetzt, verfolgt von Geheimdiensten ebenso wie vom Ku-Klux-Klan und den etablierten Kirchen, verleumdet von Abtrünnigen, bekämpft von Verschwörern und Spionen. Als Refugium vor dem vermeintlich drohenden Rassenkrieg in den USA pries er die Siedlung Jonestown und malte Besonnenen in den eigenen Reihen ein Siechtum in den Zwangslagern der weißen Gesellschaft aus, das allen drohe, die sich von ihm abwandten. Ein Überleben war nur im Schatten des „Vaters“ möglich, der in sich „die Allmacht Gottes“ spürte. Ohne ihn das Verderben, mit ihm der Tod als letztendlicher Sieg über die Feinde, denen ein solchermaßen „würdiges“ Ende die Augen vor der Größe des von ihm Geschaffenen öffnen würde. Eine Mischung aus „sozialer Protestbewegung“ und „typisch religiöser Sekte“ bescheinigt der Soziologe Gordon K.Lewis aus Puerto Rico dem Volkstempel, der im November 1965 als gemeinnützige Körperschaft der Gemeinde Redwood Valley in Kalifornien registriert wurde.

Hierher hatte sich Jones mit rund 150 Anhängern aus der Ku -Klux-Klan-Hochburg Indianapolis begeben, weil die von ihm gegründete gemischtrassige „Community Unity Church“ immer stärkeren Angriffen ausgesetzt war und weil er sich in den Kopf gesetzt hatte, hier - 200 Kilometer nördlich von San Francisco - der angeblich drohenden atomaren Apokalypse zu entgehen. Die Sozialarbeit seiner Gemeinde trieb ihm immer mehr Anhänger zu, vor allem jene, denen die Spielregeln der amerikanischen Gesellschaft beim „pursuit of happiness“ keine Chancen eingeräumt hatten. Missionstourneen machten ihn über die Grenzen bekannt, Jones wandte sich obskurem Gesundbeten zu und verstieg sich in den Wahn, seinen Gefolgsleuten Gottersatz zu sein. Mit der Gründung von Niederlassungen der Sekte in San Francisco und Los Angeles nahm nicht nur der Reichtum des Volkstempels ungeahnten Aufschwung, auch Politiker sonnten sich im Ansehen des „neuen Jerusalems“ und zollten Jones höchsten Respekt. Der Abkömmling einer benachteiligten Quäker-Familie aus der unscheinbaren Ortschaft Lynn in Indiana hatte sich die Macht erworben, einen Volkstempler zum stellvertretenden Bezirksstaatsanwalt zu ernennen und über Sieg und Niederlage lokaler Politiker zu bestimmen.

Etwa um das Jahr 1977 begann die Presse, deren Berichte Jones zuweilen mit Geldbeträgen und massenweise zustimmenden Leserbriefen honorierte, sich verstärkt für die Volkstempler zu interessieren. Die Wunderheilungen des „Vaters“ wurden angezweifelt, eine Vaterschaftsklage gegen Jones warf ein Schlaglicht auf das Innenleben der Sekte, Dissidenten wagten sich an die Öffentlichkeit und setzten dem Schein die Wirklichkeit einer repressiven Willkürherrschaft entgegen, deren Mittel die totale Kontrolle und Unterwerfung der Gefolgsleute unter den Willen eines Rings von rund 20 Personen um Jones - zumeist weiße Frauen - war. Erstmals tauchte zudem das Gerücht auf, in den Quartieren der Sekte lagerten Waffen.

Als die Zeitschrift 'New West‘ mit einer belastenden Recherche gegen den Volkstempel aufwartete, verließ Jones Kalifornien in Richtung Guyana. Dort hatte die Sekte bereits vier Jahre zuvor 27.000 Morgen Land für eine „landwirtschaftliche Mission“ gepachtet. Gegen Ende 1977 war die gesamte Gemeinde nach Jonestown übergesiedelt, wenige blieben in Kalifornien und kümmerten sich um den Transport von Vorräten und Ausrüstung nach Guyana. In Jonestown lebten die Volkstempler in völliger Isolation, allein mit dem „Vater“, der seine Gemeinde in nächtelangen Predigten einer ständigen Indoktrinierung aussetzte: „Wir müssen uns der Entscheidung unterwerfen, daß es immer noch besser ist zu sterben, als fortwährend von einem Kontinent zum anderen gejagt zu werden.“ Als in San Francisco Klage gegen Jones erhoben wurde, einen „Massenmord“ zu planen, entschloß sich Leo Ryan, nach Guyana zu reisen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen