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Adrienne Goehler-betr.: "Hamburger Wirbel um freche Präsidentin", taz vom 31.3.89

betr.: „Hamburger Wirbel um freche Präsidentin“,

taz vom 31.3.89

(...) Die Wahl als Posse hinstellen zu wollen, ist typisch für die Methoden der Typen, egal ob sie links, rechts, aufgeschlossen, liberal, grün, intellektuell oder Künstler sind. Da halten sie doch alle zusammen. Männerbünde existieren ohne Rücksicht auf die Parteizugehörigkeit. Das Sakrileg, alleine in eine Kneipe zu gehen, kostet schon den „guten Ruf„; auf den frau zwar scheißen kann, der aber wie die Mafia ist: nicht zu fassen, behindert aber immer, wenn man ihn nicht mehr hat.

Man hätte so ehrlich sein sollen und diese Frau nicht wählen sollen mit der Begründung: Wir glauben immer noch an den physiologischen Schwachsinn des Weibes. Darüber könnte Frau Goehler lachen und sich eine andere Stelle suchen, am besten gar keine, denn es ist am subversivsten, sich dem System nicht auszuliefern. Wie Anne Klein in Berlin muß sie die intellektuelle Drecksarbeit machen, hier politische, dort kreative. Das heißt, den Müll von Jahrhunderten Männerherrschaft wegräumen. Wo ist da der Unterschied zur ordinären Putzfrau? (...)

Frau sollte sich wirklich einfrieren lassen bis ins nächste Jahrhundert und auftauen, wenn die Männer sich entschlossen haben, sie ranzulassen. Aber es sieht leider so aus, als ob sie bei aller großmäuligen Toleranz zu keinen Konzessionen bereit seien. Zähe Kleinarbeit ist nötig. (...)

Gabi Glockner, Worms

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