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Tiefschwarz gegen Rot-Grün

Günther von Lojewski, der Hardliner mit Draht zur bayerischen Staatskanzlei  ■ P O R T R A I T

„Treuer Bello von Franz-Josef Strauß“, „Duckmäuser“ - an deftigen Komplimenten aus Kollegenkreisen fehlt es nicht für den künftigen Chef des SFB. Auch Fernseh-ZuschauerInnen stellen sich regelmäßig die Nackenhaare auf, wenn der seriös in die Kamera blickende Herr mit dem Adelstitel via Report -München Ungeheuerlichkeiten in bundesdeutsche Wohnzimmer schleudert. Seit der 54jährige von Lojewski vor zwölf Jahren die Leitung von Report-München übernahm, ist er nicht nur als verantwortlicher Chef dieses Polit-Magazins, sondern vor allem als Moderator und Kommentator Markenzeichen für rechte Hetze. Ob es gegen das Ausländerwahlrecht oder die Friedensbewegung, den Paragraphen 218 oder die Anti -Apartheidsbewegung geht - der CSU-nahe Lojewski, der hin und wieder auch den 'Bayern-Kurier‘ mit Leitartikeln versorgt, ist mit dabei.

Als einzige Auszeichnung vermerkte Lojewski in bescheidener Selbsteinschätzung bei seiner Intendanten-Kandidatur das „Goldene Sportabzeichen“ (selbst erarbeitet). Unterschlagen hat er dabei schamhaft einen anderen Preis: 1985 verliehen ihm die Medienfrauen die „Saure Gurke“ für besonders frauenfeindliche Sendungen. Report hatte in einem Beitrag gegen Schwangerschaftsabbrüche ausgiebig Fotos von abgetriebenen Föten gezeigt, und Lojewski hatte in seiner Moderation noch eins drauf gesetzt.

1986 ließ Lojewski als Report-Chef Günther Wallraff demontieren. „Ganz unten - ganz falsch?“ leitete Lojewski seine Moderation zu dem Beitrag ein, der Wallraff der Fälschung und des Plagiats bezichtigte - Behauptungen, die entweder später widerlegt wurden oder schon zum Zeitpunkt der Ausstrahlung der Sendung von Wallraf selbst eingeräumt worden waren. Bayern selbst schaltete sich aus dem ARD -Gemeinschaftsprogramm aus, als Wallraffs Ganz unten am 1.Mai '86 gesendet wurde.

Tiefschwarz blieb es in Bayern auch am 11.Juni '88, als sich der Bayerische Rundfunk aus der Übertragung des großen Anti-Apartheid-Konzerts in London zugunsten von Nelson Mandela ausblendete und Lojewski statt dessen in einem Kommentar daran „erinnerte“, „daß Mandela nicht schuldlos in Haft“ sei. Wenig später, als die evangelische Kirche ihre Konten bei Banken kündigte, die mit Südafrika Geschäfte machen, klagte der künftige SFB-Intendant, wo da die „verzeihende christliche Nächstenliebe bleibt.“

Einen vorläufigen Knick in seiner Karriere vom Volontär der 'Hannoverschen Allgemeinen‘ über die Nachrichtenredaktion des ZDF zum Chef von Report und nun zum SFB-Chef erlebte der begeisterte Tennisspieler Lojewski 1987, als ihn der Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks als stellvertretenden Chefredakteur und Leiter der Abteilung „Politik und Zeitgeschehen“ abblitzen ließ.

Über mangelnde Unterstützung von ganz oben kann sich Lojewski, der seinen Posten als SFB-Chef als „sportliche Herausforderung“ betrachtet, allerdings nicht beklagen. Als der jetzige Chefredakteur des ZDF, Klaus Bresser, in einem Interview mit der Zeitschrift 'Esquire‘ gegen Lojewski wetterte (man brauche sich nur Lojewskis Körperhaltung anzugucken, wenn er mit Strauß rede), sorgte Innenminister Zimmermann höchstpersönlich für Ordnung. Nach diesen Ausführungen, so Zimmerman in einem Brief an ZDF-Intendant Stolte, könne Bresser unmöglich Chefredakteur werden. Im rot -grünen Berlin, wo Lojewski jetzt den SFB zu einem Sender machen will, mit dem sich die Stadt identifizieren kann, darf man nun hoffen, daß nicht von Dauer ist, was Lojewski als Überschrift für eine seiner Publikaionen gewählt hat: „Tausend Jahre - durch meine Brille.“

Vera Gaserow

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