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Oh Göttin! Die Liebe.

■ Blue Box im Cafe Grün: Variationen um eine Kultfigur - Venus is coming.

Also, um es gleich vorwegzunehmen: Venus war eine römische Nebengöttin und gar nicht für die Liebe zuständig, sondern für Frühling und Gartenbau. Die griechische Aphrodite raubte ihr später den angestammten Platz und stellte sich gleichwertig neben Amor, Eros und den anderen einschlägig bekannten Gesellen. Wer Venus dann wieder aufs Podest hob? War's Boticelli? Egal. Jedenfalls war sie schon da, bevor Ulrike Rosenbach und Miklos Peternak kamen.

Auch wenn Ulrike Rosenbachs 78er Reflexionen über die Geburt der Venus schon reichlich verstaubt sind. Boticellis „Geburt der Venus“ ist Grundlage ihrer meditativen Selbstbetrachtung. Sie löst die Venus in der Muschel aus dem Bildgefüge und überblendet sie mit einer Weibsperson, die die Gestalt der gemalten Schönheit anzunehmen versucht. Beim längeren Hinsehen ergeben sich Ornamente, die aber eher Variationen zu dem Gemälde, denn zur Venus selbst darstellen. Ein Video-Band, welches besser das geblieben wäre, wozu es einmal diente: Bestandteil einer Performance.

Weitaus differenzierter läßt Miklos Paternak seine Venus auf die Welt kommen. Zu seinem Handwerkszeug gehören Wischblende und Blue Box, Überblendungen und Mehrfachprojektionen. Keine Frage, daß in seiner

symbolischen Bildersprache bei der Geburt einer für die Liebe so wichtigen Frau das Meer, Wunderkerzen, die Sonne, Vulkane und die Muschel nicht fehlen dürfen. In zwanzig Kapiteln spielt sich die Niederkunft ab. Die Vierfachprojektion mit Bildschleifen aus der näheren Umgebung, einer Frühlingswiese, Betonsilos, einer Deckenlampe, verweisen auf die ursprüngliche Aufgabe der Frühlingsgöttin. Paternak trennt das Bildquadrat durch lose eingefügt wirkende Projektionen, Schatten-. und Lichtspiele. Aus der Vielfältigkeit kommt er zur Einheit, in der Gestalt der Langersehnten personifiziert. Wie die Göttin sie schuf, steht sie im Bildschirm, eingebettet in symbolisierte Wellen, umrahmt von glitzerndem Tand, bewegt sich graziös als holder Schatten vor Projektorlicht und Leinwand. Und zeigt mit ihren Spiegelchen, daß sie eigentlich schon von Anfang an da war, nur unser Unvermögen erspähte sie nicht. Paternaks Video ist über weite Strecken von Film übertragen. Im Video bleibt das zwar interessant, verliert aber an suggestiver Wirkung.

Was bleibt? Immerhin opulente Nahrung für den assoziativen Geist und durchaus anspruchsvolle Unterhaltung. Roland Maye

„Birth of Venus“ und „Reflexionen über die Geburt der Venus“ : Cafe Grün, Sa., 22.4., 21 Uhr

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