: S T A N D B I L D: Spatzengezwitscher
■ Das Lied der Taube
(Das Lied der Taube, Mittwoch, 3. Mai, 20.15 Uhr, ARD) Das Vertrauen des Herrn Medienredakteurs in deutsche Fernsehkomödien und deren Vorbilder wären eines längeren Elaborats wert als das Sujet seines Interesses. „Guck doch mal Das Lied der Taube an“, ordert er mit der Unverfrorenheit derer, die glauben, man habe nichts Besseres zu tun. „Deutsche Komödie im amerikanischen Stil der 50er.“ Mein Gott, meint der etwa so was wie Doris Day und Rock Hudson in deutsch? „Wieso?“, verständnislos der Medienchef, „die waren doch lustig!“ Nach Betrachten des komödiantischen Machwerks, bleibt mir nichts anderes übrig als ihm recht zu geben, was Doris Day und Rock Hudson angeht.
Der Plot des Taubengurrens ist simpel, wie bei allen Komödien: Blasse, aber seelenvolle Frau hat weder im Beruf noch in der Liebe Glück. Lebenspralle, aber oberflächliche Freundin ist erfolgreich auf beiden Ebenen. Seelenvolle kümmert sich um abgeblitzten, aber souveränen Liebhaber der Lebensprallen. Die Liebe kommt, ein berufliches Angebot auch, die Seelenvolle ist endlich glücklich, und die Lebenspralle sucht nach Verlust aller ihrer Liebhaber einen neuen. Man schließe die Augen und stelle sich das Ganze mit Catherine Hepburn und Cary Grant vor, was könnte das für ein Spaß sein.
Spritzige Dialoge und präzise Schauspieler wollte die Regisseurin Margit Saad darbieten. Leslie Malton, die Darstellerin der Seelenvollen, brüllte ihre Schüchternheit so präzise raus, als hätte sie beim Ohnesorgtheater volontiert. Der Satz: „Ich weiß nämlich nichts vom wirklichen Leben“, hört sich an wie: „Wo zum Teufel sind meine Socken?“. Die Lebenspralle, Rita Russek, verspritzte statt Dialogen nur hölzerne Sätze, und Erich Hallgruber versuchte vergeblich Liebhaber mit Tiefgang und trauriger Vergangenheit zu mimen. Margit Saad schien bei der Inszenierung von ihrem Ruhm als Schauspielerin in Filmen wie Drei Birken auf der Heide zu träumen. Kurzum, es war so furchtbar, daß ich mir in Zukunft jedes Entsetzen bei Nennung des Namens Doris Day verkneifen werde. Die war im Vergleich nämlich wirklich lustig.
du
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen