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Die Entsorgung der Rest-Vernunft

■ Umweltminister Töpfer und der „Rückbau“ von Wackersdorf

QUERSPALTE

Unser Umweltminister ist ein echtes Schbazzelbärchen, genial in seinem Sprachreichtum und der Überzeugungskraft des Wortes. Dabei hat's der Mann nicht leicht. 2.079.018 Dienststunden hat die Polizei in Wackersdorf aufgewendet, 41.000 Tränengasgranaten verballert, ungezählten Demonstranten solange mit Polizeiholz auf ihren uneinsichtigen Kopf geprügelt, bis sie die güldenen Atom -Sternchen funkeln sahen. Mehr als 4.000 verbohrte ChaotInnen wurden festgenommen und in eigens aufgestellten Klohäuschen im Schnellgerichtsverfahren bananenrepublikgleich abgeurteilt. Man hat sogar gesagt, daß nachfolgende Generationen „Steine auf unsere Gräber werfen werden“ (FJS), wenn Wackersdorf nicht gebaut wird.

Und jetzt, nachdem 2,6 Milliarden verbraten und ein 15jähriges ideologisches Trommelfeuer von der Unverzichtbarkeit der WAA verraucht sind, muß das Ding schlicht und ergreifend abgerissen werden. Ab-riß, schreckliches, gefährliches Wort, alpträumlerisch und rasiermesser-scharf, girrhh! Einer wie Töpfer wird auch damit fertig. Zum drohenden Abriß der Bauruine in der Oberpfalz stellte er jetzt fest, es handle sich um den „Rückbau“ der Anlage. Der Rückbau des Entsorgungsparks Wackersdorf, das ist eine Art neue Vorwärtsverteidigung, um das Minus-Wachstum der Atomindustrie zu erklären. Rückbau, das ist die Endlagerung des Verstandes, die Entsorgung der Töpferschen Restvernunft.

Auch vom „Ausstieg aus Wackersdorf“ zu reden, so belehrte der Minister den Reporter der Tagesthemen, ist irgendwie total daneben. Der Rückbau von Wackersdorf sei kein Ausstieg, sondern eine „Europäisierung der Energiepolitik“, die „Anpassung an den Binnenmarkt“. Sprach's und blickte staatsmännisch-souverän in die Kamera.

Bei soviel Sprachvirtuosität bleibt uns nur noch eines: den Rücktritt des Ministers zu fordern. Ent-eidigt ihn, europäisiert ihn, baut in zurück auf Null, paßt ihn ganz schnell an den Binnenmarkt an oder ertränkt ihn beim nächsten Bade im Rhein, aber schafft ihn uns vom Halse.

Manfred Kriener

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