: Neu im Kino:
■ Heimgekehrter Kriegsheld - ratlos
Die schwierige Heimkehr der gefeierten doch ungeliebten Kriegshelden - Hollywood hat aus dem „Coming Home“ Trauma der Vietnamveteranen mit einer Reihe von Filmen ein Subgenre zusammengebastelt. Aber der Brite Martin Stellman macht es in seiner ersten Regiearbeit „For Queen & Country“ genau andersherum: er erzählt die Geschichte des aus Nordirland und Falkland ins Thatcherengland zurückkehrenden Reuben mit den Stilmitteln des Action - und Kriminalfilms.
„Ich wollte einen politischen Film machen, der gleichzeitig populär ist, so daß er auch die Leute anspricht, die sonst nur in Rambo gehen“ so Stellman selbst.
Und so gibt es Schießereien, Prügeleien, geschickt konstruierte Spannungsbögen und viele Nahaufnahmen des Helden, die zur Identifikation nicht einladen - sondern schon eher zwingen. Aber Stellmans Film zeigt auch wieder einmal, daß ein guter Regisseur, der die Regeln des Genres befolgt, in dieser Form verpackt auch sehr dunkele, pessimistische und realistische Inhalte und Botschaften unters Volk bringen kann.
So ist Reuben zwar der klassische „lonesome hero“, und der farbige Schauspieler Denzel Washington (der vorher in „Cry Freedom“ die Rolle des Steve Biko spielte) verkörpert ihn auch sehr attraktiv und eindringlich; er erinnert dabei an den jungen Sydney Portier. Aber im veränderten England der späten achziger Jahre irrt er immer ratloser durch den tristen Betonalltag der Londoner Vorstädte.
Seine alten Freunde stürzen ihn in moralische Zwickmühlen, denn zwischen einem in Schulden ertrinkenden Invaliden, einem Polizisten, einem kleinen Hehler und einem reich gewordenen Dealer, kann Reuben keinen eigenen, sauberen Weg gehen. Und wenn er sich zuerst noch mit fixenden Kindern, der demütigen Suche nach Arbeit, dem alltäglichen Rassismus und der immer präsenten Aggression arrangieren kann, wird Reuben letztlich von der Bürokratie besiegt, die dem hochdekorierten Soldaten der Königin die britische Staatsangehörigkeit aberkennt.
In den Straßenkämpfen der Londoner Jugendlichen erkennt Reuben, daß auch zuhause Krieg herrscht, und in einem zugleich spannenden und inhaltlich konsequenten Showdown kommen die beiden Elemente des Films nocheinmal so geschickt inszeniert zusammen, daß die Actionfans und die chineastischen Liebhaber des „New British Cinema“ auf ihre Kosten kommen. Ein politischer und populärer Film indeed and well done.
Wilfried Hippen
Schauburg 23.00 Uhr
!!!!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen